— Für den 28. Januar war der Abmarsch meines Stabes und des Gros der 13. Feldkompagnie nach Norden angeordnet, als am 27. abends eine Mel- dung eintraf, die auch die Lage in Ungoni beträcht- lich schlechter erscheinen ließ. Wangoni, die sich früher unterworfen hatten, kamen ins Lager und berichteten, Chabruma habe sechs angesehene Leute, die sich unterworfen hatten, aufhängen lossen und sammle seine Anhänger am Oberlauf des Rutukira, um nach dem Weitermarsch meiner Abteilung die Posten Gumbiro und Mkekenuri anzugreifen. Schon vorher hatte ich Anzeichen dafür erhalten, daß Oberleutnant v. der Marwitz bei seiner günstigen Beurteilung der Lage den Eingeborenen wohl etwas zuviel Vertrauen geschenkt hatte. Ich glaubte daher, jetzt meinen Abmarsch nach Norden aufschleben zu müssen, bis ich die zuletzt angeführten Eingeborenen- nachrichten auf ihre Wahrheit geprüft hatte. Zu diesem Zweck sandte ich am 29. Januar eine stär- kere Abteilung unter Leutnant v. Lindeiner am Rutukira nordwärts, die am 2. Februar zurückkehrte. Der Führer meldete, daß anscheinend Chabruma selbst sich mit einer kleineren Anzahl seiner Leute in der Gegend seines früheren Ussangire (etwa 20 km südöstlich des jetzigen Ussangire) verborgen hielte, während er die Masse seiner Krieger zur Ver- einigung mit den aufständischen Wabena in die Gegend zwischen Ruhuhu und Lupali gesandt hätte. Dlese Meldung erhielt alsbald eine Bestätigung, indem eine Furagierpatrouille von 15 Mann, die von Gumbiro in nordwestlicher Richtung an den Ruhuhn entsandt worden war, wenige Stunden vom Posten entfernt, heftig angegriffen und umzingelt wurde. Es gelang den Leuten, nachdem sie sich verschossen hatten, in südwestlicher Richtung zu ent- kommen und am vierten Tage auf Umwegen zurück- zukommen. Zur gleichen Zeit wurde der einzige Jumbe Chabrumas, der sich wirklich unterworfen bare, von dessen Elefantenjägern gefangen und ge- ötet. Alle diese Ereignisse bestimmten mich, Nord- Ungoni nicht so von Truppen zu entblößen, daß durch einen Erfolg der Aufständischen das bisher Erreichte in Frage gestellt werden konnte. Ich ent- schloß mich daher, um gleichzeitig die Befehlsverbände nach Möglichkeit zu wahren, die 13. Feldkompagnie bis auf 20 Askaris (mein Begleitkommando) in Un- goni zu belassen, die hier noch stehenden Teile der 8. Feldkompagnie in Gumbiro zu verelnigen und mit ihnen nach Süd-Ubena aufzubrechen. Die Lage in Süd-Ungoni war inzwischen so weit gediehen, daß der Militärposten Luhereha aufgegeben werden konnte. Der Militärposten Mkekenuri wurde mit 1 Euro- päer, 20 Askari besetzt. Die Anordnungen zur Vereinigung der 8. Feld- lompagnte in Gumblro wurden gegeben. Bis zum Eintreffen der von Luhereha bzw. Mkekenuri zu erwartenden Abteilungen entsandte ich eine starke Patrouille unter Stabsarzt Dr. Panse an den Ru- 607 huhu zur Bestrafung der obenerwähnten Angrelfer auf eine Furagierpatroullle. Wie immer, hatten es die Aufständischen auch dieses Mal auf die schwache Abteilung, mit der sie ihrerseits fertig werden zu können glaubten, abgesehen und waren schon in Er- wartung der kommenden Strafabteilung nach Zer- störung der Flußübergänge weitergezogen. In diesen Tagen erhielt ich Nachrichten aus Langenburg und von Hauptmann v. Kleist, die mir die Lage in Ubena und Ukinga äußerst kritisch er- scheinen ließen. Oberleutnant Albinus schrieb über Unruhen dicht um Langenburg, Hauptmann v. Kleist meldete die Niederlage einer stärkeren Patrouille der 2. Kompagnie (Sol Mursal) und sprach davon, daß das Verhalten des Sultans Merere von Ussangu und das der Wahehe verdächtig erschien. Am 7. Februar erschien der Sultan Mwanam- homi von Matumbi in Gumbiro. Er hatte es ver- standen, sich vom Aufstand fernzuhalten, und führte mir jetzt 200 selner Leute als Hilfskrieger zu. Durch ihn gelangte ein Schreiben zur Absendung, durch das ich Verbindung mit der Militärstation Mahenge aussuchte. Am 9. Februar war der Rest der 8. Feld- kompagnie mit 2 Offizieren, 1 Unteroffizier, 64 As- karis und 13 Irregulären in Gumbiro versammelt. Am 11. trat ich mit dieser Abteilung und meinem Stabe (2 Offiziere, 1 Sanitätsoffizier, 50 Askaris und 25 Irreguläre) den Marsch von Gumbiro nach Mbeyera an. Der landschaftliche Charakter der jetzt berührten Landschaft Ubena ist grundverschieden von dem Un- gonis. Hier flachere Höhen von selten mehr als 50 m relativer Höhe, bedeckt mit Busch und Miombo- wald, mit dichtestem Unterholz und hohem Gras. Dort (wenigstens in Ubena südlich des Ruhudie) steile Höhen, bis zu 200 m und darüber relativ, mit sehr spärlichem, teilweise gänzlich fehlendem Baum- wuchs. In den Tälern dichter Bambus und hohe Farren, in mittleren Höhen etwa 1½ m hohes Gras und ebenso hohe Farren, auf den Kuppen kurzes Weidegras, das bekannte vorzügliche Viehfutter Ubenas. In Ungoni erschwerte die Unübersichtlichkeit des Ge- ländes die Operationen der Truppe; es war dem mit dem Gelände wohlvertrauten Gegner möglich, die Abteilungen auf nächste Entfernungen an sich vorbeimarschieren zu lassen oder seinerseits un- beobachtet an den Posten und Lagern dicht vorbei- zuziehen. In Ubena wieder dagegen ist die Uber- sichtlichkeit des Geländes derartig, daß den auf den überragenden Höhen stehenden Posten der Aufstän= dischen keine Bewegung von Truppenabteilungen entgeht. Auf viele Stunden wird der Anmarsch der Truppe gemeldet, so daß dem Feind Zeit ge- geben ist, beim Vorgehen größerer Abteilungen auszuweichen, bei klelneren Abtellungen dagegen den umfassenden Angriff vorzubereiten. Daß es für die verfolgende Truppe aussichtslos ist, den zurückgehenden Gegner einzuholen, erhellt vielleicht das Beispiel, daß