W 22 20 Aus allen diesen Gründen müssen wir uns daher unbedingt den Forderungen der an Ort und Stelle befindlichen verantwort- lichen Herren anschließen. Wir können nicht vom grünen Tisch aus anders dekre- tieren, wir können nicht Hofkriegsrat spielen. Wer dies tut, übernimmt die Verant- wortung. Wir übernehmen sie nicht. D Erklãrungen des Drofessors Dr. Hahn in der Sitzung der kKommisston vom 12. Desember 1906. Die Teile von Deutsch-Südwest, welche bei der Besiedelung des Landes in Betracht kommen, sind der mittlere Teil (das Hereroland) und der südliche Teil (das Namaland). Einen ge- wissen Anhalt zur Bewertung dieser Länder bietet ein Vergleich dieser Länder mit anderen Ländern Südafrikas. Und wenn wir da Rundschau halten, stellt es sich heraus, daß das Hereroland der Ostprovinz des Kaplandes und dem Freistaat gleicht, nur daß im Freistaat fast gar kein Baum- wuchs ist, während das Hereroland sehr baum- reich ist, und daß das Namaland der Karoo gleicht, das heißt dem mittleren und nördlichen Teil des Kaplandes. Man hat unn oft in Deutschland sagen hören, diese Länder in Deutsch-Südwest seien wert- los. Das ist ja bis zu einem gewissen Grade berechtigt, wenn wir diese Länder mit der Magde- burger Börde, der goldenen An, dem Rheingau und anderen gesegneten Gefilden Deutschlands und Europas vergleichen. Wenn wir uns aber in Südafrika umsehen, so finden wir viele Strecken und große Teile, die viel wertloser sind, z. B. der nordwestliche Teil von Griqualand West, ein Teil von Betschuanaland, von Kamas Land, die Kalahari. Aber selbst diese Länder sind voll Wild, es leben dort Eingeborene und man trifft dort viele Ansiedler. Also eine Wüste sind selbst diese Länder nicht, und England hat es der Mühe wert gehalten, sie zu besetzen. Die Besiedelung der Karoo begann im An- fang des vorigen Jahrhunderts. An verschiedenen Orten wurden größere und kleinere Standämme angelegt, es wurden an geeigneten Orten Brunnen angelegt und später wurde an vielen Orten das Wasser durch Bohrungen gewonnen. Fast überall in der Karoo wird das Wasser durch Windmotor- pumpen gehoben. An diesen Wasserstellen siedelten sich erst einige Farmer an, es kamen mehrere dazu, so entstanden kleinere Dörfer, die allmählich zu größeren Dörfern und kleinen Städten wurden, die jetzt in der Karoo vorhanden sind und die alle Van Wyks Vley. in dieser Weise entstanden sind und jetzt die Zentren des Wollhandels sind. Die ersten Ansiedler in der Karvo betrieben nur Schafzucht, erst später zwischen 1870 und 1880 kam auch die Straußenzucht hinzu. Allerdings wird auch an vielen Orten, wo reich- licher Wasser vorhanden ist, auch Getreide ge- baut, es werden Feld= und Gartenfrüchte und auch Obst gewonnen. Die Trauben, Orangen und Feigen aus der Karoo werden besonders geschätzt. Ich habe viel Getreidebau gesehen bei Laingsburg, in der Nähe von Beaufort West, und unterhalb des großen Standammes von Als ich den letzteren Ort Ende der 80er Jahre im Auftrage unserer Regierung besuchte, erstreckten sich die Getreidefelder sieben Meilen weit unterhalb des Dammes, und die Länge der Kanäle zur Beriesolung dieses Arcals betrug dreißig englische Meilen. Der Boden der Karoo, der kultiviert wird, gilt im ganzen Kapland als ungemein fruchtbar: es ist ein feiner Alluvialboden, reich an Pflanzen= nährstoffen. An manchen Orten wird auch Tabak gebaut, jahrelang ohne Zufuhr von Dünger. Der Tabak erschöpft den Boden schneller als andere Kulturen, und diese Bewirtschaftung ohne Dünger geht natürlich auf die Dauer nicht an. Der Hauptbetrieb in der Karoo ist zur Zeit Schafzucht und Stranßenzucht. AUm die Qualität der Wolle zu verbessern, wurden bald Merinoschafe aus Spanien eingeführt und mit dem Kapschen Schaf gekrenzt. Diese Krenzung ergab das jetzige Kapsche Wollschaf, welches aber noch fortwährend durch Einführung von Zuchtrammen verbessert wird. Es wurden in die Karoo nach den 50er Jahren auch Angoraziegen eingeführt aus Klein- asien, und es zeigte sich bald, daß dieses Land für die Angorazucht sehr geeignet ist. Augen- blicklich befinden sich hier zweieinhalbmal so viel Angoraziegen wie in der Provinz Angora in Kleinasien. Daneben besteht noch eine ältere Zucht von Kapschen Fettschwanzschafen, auch eine Zucht der buntscheckigen früheren Ziegenarten der Kolonie, und zwar ihrer Milch und ihres Fleisches halber. Ferner haben wir in der Karoo die Straußenzucht. Früher hatten Jagdexpeditionen fast alles, was sie an diesen Tieren vorfanden, weggeschossen; dann wurde in den Jahren zwischen 1870 und 1880 im östlichen Teile des Landes die Stranßenzucht eingeführt, und bis jetzt haben wir dort annähernd 300 000 Stück gezüchtet, während im Oranjefreistaat und in Natal moch nicht 3000 Strauße sind. Das beweist, wie sehr sich die Karoo auch für Straußenzucht eignet. Wovon leben unn diese Tiere in der Karoo? Wir haben dort eine höchst eigentümliche Flora: