W 30 20 Außer einer kleinen Anzahl speziell mineralo- gischer und petrographischer Arbeiten sind von später erschienenen Schriften noch zu nennen: din Vortrag von Schmeissert) und die Aufsätze von Voits) und Scheibe.) Der Sockel von ganz Afrika wird von den ältesten Schichten aufgebaut, welche wir auf der Erde kennen, der Gneisformation, einer Schichtenreihe, aus der Reste von Lebewesen nicht bekannt sind. Diese Gneisformation und die ihr auflagernde Schieferformation, in welcher Fossi- lien bisher noch nicht gefunden wurden, hat auch in Deutsch-Südwestafrika weite Verbreitung. Sie reicht vom äußersten Norden des Landes vom Kunene bis zum äußersten Süden zum Oranje und begleitet. in einem im Süden 150 km, im Norden weniger breiten Streifen (hier teilweise von jüngeren Schichten verhüllt) die ganze Küste, bildet also das Gestein der Namib. Im mitt- leren Teil des Schutzgebietes geht diese For- mation — von der nächstfolgenden durch die steile Stellung ihrer Schichten sofort auch auf große Entfernung zu unterscheiden — bis an den Rand der Kalahari und bis in diese hinein; so hat Passarge östlich von Gobabis Schichten ent- deckt, die ihr angehören. Der Gesteinscharakter dieser ältesten Forma- tionen — Schenk und andere fassen Gneise und Schiefer als Primärformation zusammen — ist äußerst wechselnd. Gneise aller Varietäten vom grobflaserigsten Angengneis bis zum feinstkörnigen granulitischen Gestein, kristalline Schiefer, wie Glimmer-, Talk-, Chlorit-, Amphibolit= und Serezitschiefer, große Kalksteinlinsen und -Lager, z. B. die bekannten Marmorvorkommen an der Staatsbahn westlich Karibib, und andere weniger verbreitete Gesteinsarten setzen sie zusammen. In den jüngeren Schiefern finden sich dickbankige Quarzite und Glimmerschiefer, auch echte Sand- steine kommen z. B. östlich Windhnk vor. Dazu haben intrusive Granite in den Schiefern Kontakt- metamorphosen erzengt; sie treten häufig auf und sind vielfach von Pegmatitgängen begleitet. Granit= massive dieser Formation bilden umfangreiche und hohe Gebirge. Seltener sind Diabase und Por- phyride. Außerdem durchsetzen Gänge von Quarz und anderen Gangarten die Schichten nach allen Richtungen. Dieser wechselnde Gesteinscharakter 7) K. Schmeisser. deutschen Schutgebier•. S. 7 bis ) F. * Voit. Beiträge zur Geologie der Kupfererz- gebiete in Deutsch- Südwestafrika. Fahrbuch d . N. Preußz. Geol. Landesanstalt. 19041. 3897 ff. ¾lv Scheibe. Der Blue ground des deutschen Südwestafrika im Vergleich mit dem des englischen Süd- afrika. Programm der Königl. Vergakademie zu Berlin. 1906 C. Feister. Die nutzbaren Bodenschätze der Deutscher Kolonialkongreß. 1902. läßt sich z. B. bei Lüderitzbucht ausgezeichnet beob- achten. Die fast kahlen Höhen zeigen einen in- tensiven Wechsel von hellen und dunklen Streifen. Gänge von Granit und Quarz setzen hindurch. Das charakteristische Brann und Rot von Erz- gängen ist oft kilometerweit zu verfolgen; kurzum, es ist ein bunter Wechsel, der sich kartographisch schwer festlegen läßt. Durchweg zeigt die Primär= formation äußerst gestörte Lagerungsverhältnisse. Die Schichten stehen entweder auf dem Kopf oder fallen mit steiler Stellung meist nach Westen ein. Das Streichen ist an der Küste in der Regel Nord-Süd, im Hererolande Südwest-Nordost. Die Schichtenstellung ist das Gemeinsame dieses mäch- tigen Komplexes, der sich bei genanerer Unter- suchung wohl in die Formationen des Archaikums und die ältesten des Paläozoikums, vielleicht bis zum Silur, wird gliedern lassen; sie ist auch das Charakteristische, das sie den jüngeren Schichten gegenüberstellt und auch dem Laien sofort die Unterscheidung ermöglicht. Man vergleiche nur im Geiste die Aussicht, welche Sperlingslust bei Windhuk bietet, mit einem Blick über die Tafel- berge des Südens! Ganz anders geartet ist die zweite große Formation, welche am Aufbau unseres Schutz- gebietes beteiligt ist, die Tafelbergformation. Sie setzt sich aus gleichförmigen Schichten zu- sammen, die nahezu horizontal liegen oder schwach nach Osten einfallen. Quarzite und Dolomite — magnesiumkarbonatreiche Kalke — sowie Schiefer bauen sic auf. Der außerordentliche Unterschied in dem Aussehen der Landschaft, welches durch diesen Wechsel der geologischen Formationen ver- ursacht wird, muß jedem unvergeßlich sein, der einmal am Rand der Tafelberge gestanden hat und nach der einen Seite Tafel an Tafel ge- reiht sah, während auf der anderen wilde Block- meere des Granits oder scharfe Grate der Gneis= und Schieferschichten rundliche Kuppen und wechselnd gestaltete Bergformen schufen. Diese Tafelberge finden sich besonders im Namalande, und ich schlage daher vor, diesen Schichten den alten Namen Namaschichten zu belassen, welchen ihnen Schenk gegeben hat. Ferner wird ange- nommen, daß der Waterbergsandstein diesen Schichten gleichaltrig ist, möglicherweise auch die Tafelberge des Kaokofeldes, die zum Teil aber auch von Mandelsteindecken gebildet werden. Doch steht das keineswegs sicher fest. Ebenso- wenig ist die Altersstellung des Namagquarzits und Dolomits zu den Horizonten der Kapkolonie klargelegt, weil durchgehende geologische Profile durch die Kolonie im Anschluß an das benach- barte englische Gebiet noch nicht festgelegt worden sind. Daher wissen wir bisher auch nicht, ob die sich nach Osten zu auf den Dolomit lagernden