G 119 20 Heute uUnn steht die Kulturmenschheit vor einer neuen, der letzten kolonisatorischen Aufgabe: die opischen Binnengebiete der großen Kontinente, Südamerikas, vor allem auch Afrikas aufzuschließen und sie einer planvollen Nutzung zuzuführen. Eine olossale Mehrung des allgemeinen Reichtums, der für unseren Bedarf verfügbaren Güter steht davon zu erwarten. Ist doch die Züchtung von Tropen- bflanzen erst seit kurzem zum Gegenstand wissen- schaftlichen Nachdenkens geworden. Wir haben umB so mehr Anlaß, an die neue Aufgabe frischen Mutes heranzutreten, als die Erschließung der Troben nicht eine Gefährdung unserer eigenen Vodenkultur, wohl aber eine dauernde Stärkung Unserer Industrie in Aussicht stellt. Deun so sehr die tropische Sonne die Vegetation begünstigt, so lehr erschwert sie die arbeitsintensive Industrie= tätigteit. lür die Rohstoffproduzenten der Zukunft erklärt. Hier scheint sich wirklich eine endgültige Arbeits- teilung zwischen Agrar= und Industriestaaten an- Zubahnen. Alle jene Gebiete sind aber auch von Nassen bevölkert, welche nicht vermochten, aus eigener Kraft eine Rechtsordnung zu schaffen, Freiheit und Eigentum genügend zu sichern. Deshalb ist ihre politische Beherrschung durch die tulturvölker die Voraussetzung für ihre eigene kultivierung und für die Herstellung einer wirk- lichen Weltwirtschaft. Und alles spricht dafür, aß die Tropen dauernd dieser Herrschaft unter- worfen bleiben. Deshalb werden die Anstren- gungen, das Blut und das Geld, die wir unseren kolonien zuwenden, auch dauernd unserem Volke iugute kommen, wenn nur die Kolonien selbst lus erhalten bleiben. Zuerst hat England die eue Situation begriffen, stehen doch heute an der iondoner Stock-Exchange die Kolonialwerte ganz Vordergrund. schlds zentrale Mittel zur wirtschaftlichen Er- wleung und zur Sicherung der Herrschaft über bante Territorien ist aber der Bau' von Eisen- -nen — in der heißen noch viel mehr als in gemäßigten Zonec. Denn die Herstellung und sterhaltung guter Straßen ist im Gebiet der Schon Friedrich List hat die Tropen- tropischen Regengüsse ungefähr ebenso teuer, wie von Eisenbahnen, und die Zugtiere unterliegen dort vielerlei Gefahren. Nicht anders, als durch die Einbeziehung in den großen Verkehr, kann der Zustand der Naturalwirtschaft durchbrochen, kann ein Anreiz geschaffen werden, daß die Eingeborenen über den eigenen Bedarf hinaus produzieren und zu Käufern für unsere Industrieprodukte werden. Vereinigt sich mit diesem Anreiz der gelinde in- direkte Arbeitszwang, welcher durch die Hütten- steuer ausgeübt wird, so ist zu hoffen, daß bei geeigneter Belehrung aus den Eingeborenen all- mählich ein tüchtiger Kleinbauernstand wird, neben den sich die Plantagenunternehmer als fort- schreitende und richtunggebende Leiter von Groß- betrieben stellen. Eisenbahnen, die solch allgemeinen Zwecken dienen, pflegen erst in späterer Zeit Reinerträge zu bringen und erfordern deshalb den Aufwand erheblicher staatlicher Mittel. Nicht überall liegen die Verhältnisse so günstig wie in den südwest- afrikanischen Kupferdistrikten, welche die Otavi- Minen= und Eisenbahngesellschaft durch ihre 570 km lange Strecke auf eigene Kosten aufschloß. Wenn die Vereinigten Staaten die Pazifikbahnen durch großartige Subventionen förderten, wenn die Engländer aus Reichsmitteln die 940 km lange Ugandabahn herstellten, die hauptsächlich aus unseren volkreichen Gebieten am Viktoriasee die Frachten erhält, während Britisch-Ostafrika an Ertragsfähigkeit weit hinter dem deutschen Schutz- gebiet zurückbleibt, so hätte Deutschland als das klassische Land der Staatsbahnen erst recht Ver- anlassung, mit öffentlichen Mitteln für die Her- stellung jener Durchgangslinien zu sorgen, welche erst eine wirkliche Besitznahme der von uns be- schlagnahmten weiten Gebiete bedeuten würden. Die Lasten, die eine großzügige Kolonial= und Machtpolitik dem deutschen Volke auferlegt, werden durch die davon zu erwartende Förderung des allgemeinen Wohlstandes reichlich wieder einge- bracht. Freilich ist eine gerechte Verteilung dieser Lasten unter kräftiger Heranziehung der besitzenden Klassen zu fordern. Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. (Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) Die Eisenbahn Lome —alime. (Lodde Bahnlinie von Lome nach Palime greso) it am Geburtstage des Kaisers unter gebüer Beteiligung der weißen und der ein- beseorenen Bevölkerung ) (zugleich mit einer reich- schickten landwirtschaftlichen Ausstellung) feier- lich eröffnet und am Tage darauf dem allge- meinen Verkehr übergeben worden. *) Dem Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee wird tele- graphisch gemeldet, daß 250 Weisze und 8000 Ein- geborene zugegen gewesen seien.