G 134 20 Plätze behauptete. Wenn hierbei von einigen Seiten auch gegen die hiesige, den Verkehr mit Westafrika besorgende Reederei bezüglich ihres Vertragsverhältnisses zu der Kolonialverwaltung mancherlei Vorwürfe erhoben sind, so muß die Handelskammer, ohne zu den Streitfragen sach- lich Stellung zu nehmen, doch betonen, daß ihres Erachtens bei der öffentlichen Diskussion viel zu wenig der großen Leistungen gedacht ist, die diese Reederei sich durch Schaffung einer regelmäßigen deutschen Linie nach und von West- und Südafrika, sowie durch die unter schwierigen Verhältnissen bewirkte sichere und pünktliche Aus- führung der Kriegstransporte auferlegt hat. Nur durch bedentende Vermehrung ihres Schiffsparks und sonstige große Aufwendungen war es der Linie möglich, derartiges zu vollbringen. Im Gegensatze zu den erwähnten Schwierigkeiten der heimischen Verwaltung haben sich die Ver- hältnisse in den Kolonien selbst gerade in diesem Jahre fast durchweg bemerkens- wort gebessert. Im einzelnen ist über die Kolonien folgendes u berichten: Über die deutschen Kölonien in Westafrika haben wir im vorigen Jahre ausführliche Mit- teilungen gebracht. Die dort gekennzeichnete Entwicklung ist weiter fortgeschritten, namentlich der Eisenbahnbau in Togo; auch in Kamerun hat der Bahnbau begonnen. Durch die Aus- zahlung der Löhne an die zahlreichen hierbei beschäftigten Arbeiter gelangen größere Mengen Geldes in den Verkehr, was an sich schon be- lebend auf das Geschäft wirkt. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß nach Fertigstellung der Bahnen durch die dann sich entwickelnde Aus- fuhr von Produkten eine weitere Belebung und Vermehrung des Geschäfts eintreten wird. In Deutsch-Südwestafrika ist leider die Beruhigung des Landes immer noch nicht voll- ständig eingetreten. Wenn auch im Norden die Verhältnisse zur Zeit ruhig sind, so sind im Süden die Kämpfe mit Hottentottenbanden noch nicht beendigt. Nur wenn die Lüderitzbucht — Kubub-Bahn bis Keetmanshoop fortgesetzt wird, wird es möglich sein, dem Lande den lang ersehnten Frieden zu geben und sowohl den Farmern als auch den Minenbesitzern eine Ge- währ dafür zu verschaffen, daß sie sich wieder mit Sicherheit für Leben und Besitz ihrer Arbeit widmen können. Die Otavibahn ist bis Tsu— meb definitiv vollendet; es ist zu erwarten, daß dort in nächster Zeit mit der Gewinnung von Erzen begonnen wird. Deutsch-Ostafrika hat nach Niederwerfung der auch dort ausgebrochenen, übrigens nicht be- deutenden und lediglich lokalen Unruhen den Weg allmählicher Entwicklung in wirtschaftlicher Beziehung weiter verfolgt. In Daressalam befindet sich eine Kaistrecke im Bau, die nach Fertigstellung eine wesentliche Erleichterung der Behandlung ausgehender wie einkommender Güter bewirken wird. Bei weiterem Ausbau der Eisenbahnwege aber und, wie immer wieder betont werden muß, auch nur durch dieses Mittel wird die Kolonie sicherlich mit der Zeit zu einem wertvollen Besitze werden. Das Geschäft auf den Südsceinseln hat von dem hohen Preisstande für den Hauptaus- fuhrartikel, Kopra, Nutzen gezogen. Die deutsche Jaluitgesellschaft hat nach Aufhören ihres mit der deutschen Regierung geschlossenen Vertrages mit einer starken Konkurrenz der Engländer von Australien her und der Japaner zu rechnen ge- habt. Von Neu-Guinea mehrt sich die Aus- fuhr, namentlich von Kopra; auch die Berichte über die dortigen Gumminplantagen lauten günstig, und in jüngster Zeit ist noch die Kakao= kultur, die nach früheren Versuchen in Neu-Gui- nea einen geeigneten Boden findet, ausgenommen worden, so daß sich die Anzeichen für eine lang- same Entwicklung auch dieser Kolonie zu einem ertragbringenden Besitze mehren. r□ r— Südafrika. Südafrika hat die Folgen des Krieges noch nicht überwunden. Wenn auch die Farmer für ihre Produkte, wie Wolle, Federn, Häute, wäh- rend des Berichtsjahres einen besseren Preis er- halten haben als seit Jahren, so ist ihre Zahl- kraft noch immer gering, da sie noch an den Schädigungen der Kriegsjahre zu tragen haben. Jedoch ist zu konstatieren, daß die in den Markt gebrachten Quantitäten obiger Produkte schon be- deutend größer sind, als sie direkt nach dem Kriege waren. Die in diesem Jahre erhöhten Differentialzölle wirken außerordentlich schädigend auf das deutsche Geschäft nach Südafrika; manche, namentlich bessere deutsche Artikel sind von der Einfuhr dadurch ganz ausgeschlossen. Der Gold= und Diamantenexport ist beden- tend gestiegen. Für Diamanten werden hohe Preise erzielt. Die Goldindustrie leidet unter Arbeitermangel und der Unsicherheit der politi- schen Verhältnisse. Letztere gehen einer baldigen Klärung entgegen, nachdem England kürzlich dem Transvaal eine Konstitution gegeben hat, die dem zu wählenden Transvaal-Parlament die Er- ledigung seiner Angelegenheiten überläßt. Nur bezüglich des Imports fremder Arbeiter hat sich die englische Regierung ein Vetorecht vorbehalten.