W 164 20 so großer Zahl herangezogen werden und die so viel Not und Drangsale für sie bringen! Es sei, abgesehen von allem andern, nur darauf hingewiesen, welche Schwierigkeiten die Ver- pflegung der Leute auf der Reise macht bei der immer mehr zunehmenden Entvölkerung der großen Karawanenstraßen. Hier kann nur durch eine Bahn Abhilfe geschaffen und das Los der Eingeborenen erleichtert werden. Die so nach dieser Seite hin entlasteten Eingeborenen können dann später herangezogen werden zur Mitarbeit an der wirtschaftlichen Hebung der Kolonie, sei es durch Arbeit in den Plantagen oder, was noch wertvoller ist, durch selbständige kleine Unternehmungen auf dem Gebiete der Landwirtschaft. Geschieht dies in der rechten Weise, so kann daraus reicher Segen für die Kolonie erwachsen. Weiter ist darauf hinguweisen, daß errst durch eine Bahn die wirkliche Erschließung des reichen Hinterlandes möglich ist. Ich denke dabei zunächst an den bis jetzt nachgewiesenen Viehreichtum der weiten Graslandgebiete. Dieser kann den Gebieten an der Küste, wo es immer schwieriger wird, frisches Fleisch zu beschaffen, nur zugute kommen, wenn das Bieh mittels Bahn dorthin gebracht werden kann. Auch der Reichtum an Pferden, an Gummi und Elfenbein darf nicht vergessen werden. Viel von diesen Schätzen unseres Schutzgebietes ist bisher der benachbarten englischen Kolonie zu- geflossen, die uns gegenüber den Vorzug hat, daß sie natürliche Wasserstraßen besitzt, die tief ins Innere hineinreichen. Durch eine Bahn würde dieser Reichtum unserer Kolonic und damit auch unserm Vaterlande erhalten bleiben. Endlich sei noch an eins erinnert, daran nämlich, daß allem Anschein nach die Graslandgebiete unseres Hinterlandes sich in besonderer Weise für die Baumwollkultur eignen. Schon jetzt wird von den Eingeborenen Baumwolle ge- pflanzt, doch scheint die einheimische Art für den Weltmarkt nicht geeignet zu sein. Welche Bedentung die Baumwollkultur für das Heimat- land hat, braucht nicht besonders betont zu werden. Erfolgreich kann sie aber nur dann betrieben werden, wenn eine Bahn in jene ent- sernten Gebiete führt.“ 75 Deutsch-Neuguinea. erdbeben in Deutsch-Ueuguinea. In australischen Zeitungen waren im Oktober v. J. Nachrichten über äußerst schwere Erdbeben verbreitet, die sich am 15. September v. Is. um 2 Uhr morgens in Kaiser-Wilhelmsland ereignet und großen Schaden angerichtet haben sollten. Nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten er- weisen sich diese Meldungen zum Glück als wesentlich übertrieben. In der Umgebung von Friedrich-Wilhelmshafen und in der Astrolabe-Bai hat die Naturerscheinung keinen Schaden ange- richtet. Dagegen rutschte das Lagerhaus der Neugninea-Kompagnie auf der Insel Madang im Finschhafen von seinen Holzpfeilern herab und blieb daneben unversehrt stehen. Der die Insel Madang mit dem Festland verbindende Stein- damm wurde durch die mit dem Erdbeben ver- bundene Flutwelle zerstört, Böte und Kanus wurden fortgerissen, konnten aber wieder auf- gefischt werden. Der im Hafen liegende Dampfer „Siar“ wurde durch mehrere Stöße hin= und hergeschüttelt, blieb aber unbeschädigt. Nach Berichten der am Huon-Golf wirkenden Neuendettelsauer Mission haben dort die Erd- beben allerdings nicht unerheblichen Schaden an- gerichtet. Es wurden gegen 200 Stöße im Sev- tember gezählt. In Pola wurde das Missions- haus stark beschädigt, auch hat dort eine hohe Flutwelle viel Schaden angerichtet. Auf der Station auf dem Sattelberg ist das große Wohn- haus eingefallen, ohne daß indessen von dem Missionspersonal jemand zu Schaden gekommen wäre. Weiter landeinwärts sollen nach den An- gaben der Eingeborenen große Bergrutsche stau- gefunden haben, welche die Flüsse in ihrem Laufe aufhielten und ganze Dörfer unter sich begruben. D Samoa. Der Vulkan in Savaii.-) Am 1. oder 2. August 1905 brach nach Vor- hergang eines Erdbebenschwarmes 12 km südlich des Hafenplatzes Matautu in Savaii ein Vulkau aus, der im Gegensatz zu dem im Jahre 1902 bei Aopo erschienenen Krater nicht nach Aus- tritt der Gase und etwas Lava wieder erlosch, sondern im Laufe der Zeit den Itu o tane ge- nannten Distrikt Nordsavaiis von Safune bis Lealatele zu zerstören drohte. Die zuerst ent- standene Auswursstelle lag an einem alten, seit Jahrhunderten erloschenen Krater in einem kleinen Tale. Die ausgeworfenen Steine und die aus- tretende Lava türmten sich allmählich etwa 200 m hoch auf. Im August bis November erreichten die Lavaflüsse die Küste nicht, sondern schufen ) Aus der dem Reichstag demnächst, wie alljährlich, zugchenden Denlschrift über die Entwicklung der deutschen Schungebiete.