W 203 20 „Assistent Resident" in Manuswari-Gelvinkbai ihren Sitz habe. Die ornithologische Ausbente ist nach seiner Angabe hier sehr reich. Er habe verschiedene neue Gattungen und Spezies entdeckt und es kämen namentlich auch Paradiesvögel und Krontauben in der Umgebung noch in größerer Menge vor. Im letzten Jahre seien 58000 Pa- radiesvögelbälge von der Zollbehörde als ausge- führt registriert worden. Auf der Ausfuhr ruht ein Zoll von 10 Prozent des Wertes der Bälge. Dieser Wert wechselt je nach der Nachfrage nach solchen Bälgen. Der Zollbeamte kommt alle zwei Monate mit dem Dampfer von Manuswari und kontrolliert die Zahl der zur Verschiffung kommen- den Bälge. Die Paradiesvogeljagd wird in der Regel ausschließlich von Malaien und Chinesen betrieben. Eine Lizenzgebühr wird für das Schießen der Paradiesvögel nicht erhoben, sondern nur der angegebene Ausfuhrgzoll. Die Eingeborenen sind friedliche und gut- mütige Leute. Sie ähneln in Sprache und Ge- bräuchen sehr den Lenten der Leiterer-Lagune und vom Angriffshafen. Ein in unserer Be- gleitung befindlicher, aus der Leiterer-Lagune stammender Polizeisoldat konnte sich auch mühelos mit ihnen verständigen. Ihre Häuser stehen ebenfalls im Wasser, nach der Banart sind sie denen am Angriffshafen und in der Leiterer-Lagune nahezu gleich. Pidgin-Englisch ist hier vollkommen un- bekannt. Dagegen sprechen von den Eingeborenen eine ganze Anzahl mehr oder weniger Malalisch. Die Gesundheitsverhältnisse sind nach Angabe des Engländers nicht besonders günstig. Es herrsche sowohl unter den Eingeborenen wie unter den Malaien und Chinesen ziemlich viel Fieber. Er habe den Leuten vielfach mit Chinin ausgeholfen, und willig hätten sie sich von ihm behandeln lassen. Sie seien für diese Wohltaten stets sehr erkenntlich gewesen und hätten ihm Schweine, Früchte, Vögel und allerlei gebracht, wovon sie dachten, daß sie ihm eine Freude machen könnten. Wir blieben die Nacht über vor Anker und machten am andern Morgen einen Ausflug nach dem „Sentanisee“. Erst fuhren wir im Kutter bis ans Ende der Bucht, und von da ab hatten wir noch etwa zwei Stunden zu gehen. Der Weg führt zunächst durch sumpfige Niederung und geht dann ziemlich eben fort, teils durch Busch, leils durch Alang-Alangfelder. Der Busch ist von Vögeln aller Art sehr belebt. Kurz ehe man an den See gelangt, geht man über eine mit kurzem Gras bewachsene Anhöhe weg, von der man eine herrliche Aussicht über den von Hügeln und Bergen umrahmten See hat. An seinem Rande liegen, ebenfalls ins Wasser gebaut, zahl- reiche Eingeborenendörfer. Die Eingeborenen an er Nordküste waren friedliche, freundliche Leute. Sie gehen, bis auf die verheirateten Weiber, die einen Bastschurz tragen, vollkommen nackt. Der See, aus dem unter anderem der Tami- fluß ausmündet, hat verschiedene Buchten. Seine größte Länge beträgt von Ost nach West aus- weislich der Karte etwa 12 Seemeilen und das Hauptbecken hat eine Breite von etwa 3½ Meilen. Er hat Tiefen bis zu 20 Faden aufzuweisen. Am Südrande sollen die Leute, wie uns der Engländer versicherte, noch stark dem Kannibalis- mus huldigen. Er will selbst Eingeborenen be- gegnet sein, die Teile einer frischen Leiche mit sich getragen hätten. Nach einem etwa zwei- stündigen Aufenthalte am See traten wir den Rückmarsch an, und nachmittags um 3 Uhr trafen wir wieder an Bord ein. Am gleichen Abend gingen wir wieder in See. Am nächsten Vormittag gegen 9 Uhr wurde vor der Landschaft Szerra, zwischen Angriffshafen und Eitape, haltgemacht. Die Kunde von der Züchtigung der Warabn-Eingeborenen war offen- bar auch schon bis dorthin vorgedrungen, denn als wir Miene machten, das Dorf der Einge- borenen zu betreten, flüchteten sie sämtlich in den Busch. Nach langen Versuchen gelang es, mit vier Leuten eine Verständigung anzuknüpfen. Nach Mitteilungen der Anwerbeschiffe war in jenem Gebiet von malatschen, aus holländischem Gebiet kommenden Paradiesvogeljägern schlimme Raubjagd getrieben worden; indessen war hierüber von den Eingeborenen nichts in Erfahrung zu bringen. Deren Scheuheit wich auch nicht, als wir nach kurzer Rekognoszierungsfahrt auf dem Arnoldfluß ins Dorf zurückkehrten. Es wird die Aufgabe des Leiters der neu zu gründenden Station Eitape sein, dem Treiben dieser Jäger hier ein Ende zu bereiten. Von Szerra lief ich abermals in der Nähe der Warabu-Lagune an. Über das Resultat der Züchtigung habe ich oben bereits Bericht erstattet. Nachzutragen bleibt, daß die Einge- borenen nunmehr versprechen ließen, mit ihren Nachbarstämmen Frieden halten zu wollen. In persönliche Berührung konnte ich mit ihnen der Kürze der Zeit halber nicht mehr treten. Am 28. August traf ich in Walis ein. Hier wurden 40 Leute der Neuguinea-Kompagnie geimpft. Ich besuchte in der Zwischenzeit die Eingeborenen- Dörfer Ambur, Miamea und Reidam. Die Ein- geborenen sind hier sehr friedlich, und man merkt sofort, daß schon eine größere Zahl unter ihnen bei Weißen im Dienste gewesen ist. In den be- suchten Dörfern herrscht eine ausnehmende Sau- berkeit, die Häuser sind groß und geräumig, und vor allem ist bemerkenswert, wie die Leute die Gräber, die unmittelbar neben den Häusern liegen, ausschmücken und im Stande halten. Rings um