W 204 20 die Gräber geht eine etwa einen Meter hohe Einfriedigung aus geflochtenem Grase, der Grab- hügel selbst ist mit zusammengeflochtenen Palm- blättern bedeckt und darüber sind allerlei Gegen- stände, wie Speere, Pfeile, Trommeln, Beklei- dungsstücke und dergl. angebracht. Besonders interessant war das Denkmal, das die Eingebo- renen ihrem kürzlich im Marienflusse einem Krokodile zum Opfer gefallenen Landsmann, der in Friedrich-Wilhelmshafen bei der Polizeitruppe war, gesetzt haben. Das Ganze macht den Eindruck einer etwa acht Meter hohen Siegessäule: pyramidenförmig erheben sich Speere, Pfeile und alles, was sonst an den Toten erinnerte zu einer äußerst malerischen Gruppe. Vier der Eingeborenen ließen sich für die Polizeitruppe in Friedrich- Wilhelmshafen anwerben, und zwar hatten sich die Leute freiwillig gemeldet. Die Urlauber, die hier auf der Hinreise an Land gesetzt worden waren, hatten sich auch wieder vollzählig einge- funden. Mittags ging dann die Fahrt weiter. Am anderen Morgen, den 29. August kamen wir früh um 8 Uhr vor der Mündung des Kaiserin -Augusta-Stromes an. Da nach den vorher eingezogenen Erkundigungen die Möglich- keit bestand, mit dem „Seestern“ in den Fluß hineinzufahren, so beschloß ich, den Versuch zu machen, um wenigstens einen Begriff von der Ausdehnung und Mächtigkeit des Stromes zu bekommen. Die Einfahrt mit Südwestkurs in der Mitte des Stromes ging ohne Zwischenfall vonstatten. Die Lotungen vor der Einfahrt ergaben bei 23 Faden und in der Einfahrt selbst bei 17 und nachher 16 Faden noch keinen Grund. Im Flusse selbst wurden dann kurz vor der Aus- mündung 16 Faden Wassertiefe festgestellt; wir gingen sodann sechs Seemeilen flußaufwärts in neun Faden Wasser vor Anker. Der Strom mag hier etwa eine Geschwindigkeit von drei Seemeilen haben. Seine Breite schätzten wir an der Ankerstelle auf etwa 280 Meter. Wir besuchten das in der Nähe am linken Ufer ge- legene kleine Dorf Koferan. Mit Hilfe eines der neu angeworbenen Walisjungen, der die Sprache der Koferan-Leute beherrschte, gelang es uns, mit den Eingeborenen in Verbindung zu treten. Diese zeigten keinerlei Schen und kamen ohne weiteres zu uns ans Boot heran. Sie erzählten, daß in einiger Entfernung flußaufwärts ein sehr großes Dorf sei. Wir wollten auch noch diese Niederlassung besuchen und fuhren einige Meilen im Kutter stromaufwärts, allein wir konnten keine Landungsstelle finden. Das ganze linke Ufer war auf der von uns zurückgelegten Fahrt sumpfig und mit palmenartigen Pflanzen bestanden, wäh- rend bei dem Dorfe Koferan der Fluß einen richtigen Sandstrand hatte. Ich gab daher wegen Zeitmangels die Absicht, das Dorf zu besuchen, auf. Die Fahrt flußaufwärts war viel leichter vonstatten gegangen, als wir ursprünglich erwartet hatten. Es zeigte sich, daß auf der linken Ufer- seite das Wasser, wohl infolge eines Gegen- stromes, nahezu still stand. Auf der rechten Uferseite dagegen floß der Strom mit ziemlicher Geschwindigkeit und wir wären dort mit dem Kutter nur schwer dagegen angekommen. Das Wasser des Flusses war durchgehend schmutzig- gelb. Treibholz sah man nur spärlich. Wir fuhren mit dem „Seestern“ noch enwa drei Meilen flußaufwärts. Da es aber den Anschein hatte, daß der Strom sich verengern würde, so hatte Kapitän Möller Bedenken, ohne vorherige Er- kundigung noch weiter zu fahren. Es war ohnehin schon nicht sehr viel Spielranm, mit dem ver- hältnismäßig langen Schiffe umzudrehen, und so zog ich es vor, für diesmal die Flußfahrt zu beschließen. Das Wenden gelang jedoch ganz gut, dank dem Umstande, daß der „Seestern“ zwei Schrauben hat. In schneller Fahrt eilten wir der Mündung zu, und auch die Ausfahrt aus dem Flusse begegnete keinerlei Schwierig- keiten. Nach Allem, was man von dem Strome weiß, darf wohl angenommen werden, daß er auch weiter hinauf mit Schiffen, wie dem „See- stern“ befahren werden kann, allein es empfiehlt sich dringend, eine Pinasse mitzunehmen, mit der man vorauffahren und die Tiefen= und Breiten- verhältnisse feststellen kann. Am 30. August gingen wir morgens 7 Uhr in Alexishafen vor Anker, um der Missions- station vom heiligen Geiste einen Besuch abzu- statten. Die Station ist vor etwa 11; Jahren angelegt worden, und soll der künftige“ Sitz der genannten Mission werden. Ein Sägewerk mit Lokomobilbetrieb ist bereits im Gange. Hier wird das für die Missionsbauten erforderliche Holz ge- schnitten. Die Stämme dazu werden aus dem nahen Busch mittels einer Feldbahn herbeigeschafft. Eine Hobelmaschine, eine Holzspaltmaschine und ein Vollgatter sollen noch neu hinzukommen. Auch die zum Bauen nötigen Steine werden von der Mission hier mittels einer Handmaschine aus Korallenkalk und Sand oder aus Cement und Sand hergestellt. Wie mir der Prokurator der Mission mitteilte, machen zwei eingeborene Arbeiter die ganze Arbeit ohne die Beihilfe eines Weißen. Die Herstellungskosten belaufen sich pro Tausend auf etwa 17 bis 18 Mark. Die Steine sollen mindestens ebenso haltbar und gebrauchsfähig sein, wie Backsteine. Nach Besichtigung der ge- samten Anlage, der man entschieden eine gute Entwicklung voraussagen kann, begaben wir uns wieder an Bord zurück, um noch weiter nach