W 209 20 Kautschuk. Mährend in früheren Jahren der Gummi nur von wildwachsenden Pflanzen gewonnen wurde, hat man seit etwa 25 Jahren angefangen, den Gummibau plantagenmäßig zu betreiben. Die Anregung hierzu ging von der indischen Regierung aus; sie beauftragte im Jahre 1876 Mr. Wickham, Samen der Hevea brasiliensis, der Pflanze, die den Paragummi liefert, von Brasilien nach England zu bringen. Es gelang Mr. Wickham, etwa 70 000 Samen in gutem Zustande nach Kewsgarden bei London zu transportieren. Von dort sind alsdann 2000 der hieraus gezogenen jungen Pflanzen durch Mr. Chapman nach Ceylon übergeführt worden. Die Pflanzen wurden in den botanischen Gärten von Henaratgoda und Peradeniya an- gepflanzt. Andere Sendungen sind von Kews- garden nach Indien und Straits Settlements gebracht worden. Sowohl in Henaratgoda, wie in Peradeniya entwickelten sich die Pflanzen verhältnismäßig günstig und im Jahre 1881 trug die Hevea brasiliensis die ersten Samen. Die Gartenverwaltung veranlaßte, da sie den Gummiertrag der Hevea unter den veränderten Bedingungen auf Ceylon noch nicht kannte, die Plantagenbesitzer, die Hevea vorläufig als schatten- spendenden Baum in den Teeplantagen anzu- pflanzen. Der Samen wurde zu diesem Zweck billig ausgeboten, und infolgedessen findet man heute, wenn auch nicht in großer Zahl, schon 25 jährige Heveabänme aus verschiedenen Teilen der Jusel vor. Nachdem die Versuche in Peradeniya und Henaratgoda, besonders an letzterem Orte, weiter fortgeschritten, die Samen- erträge reichlicher geworden waren und es als erwiesen gelten konnte, daß die Hevea auch auf Ceylon trotz reichlicher Milchabgabe gesund bleiben werde, empfahl man die Anpflanzung in ge- schlossenen Plantagen. Es wurde festgestellt, daß die Produktion des Gummi durch plantagen- mäßigen Anbau in gesundem Klima billiger ist als seine Gewinnung aus der wildwachsenden Hevea in Brasilien. Auf der Plantage ist es möglich, ohne großen Zeiwerlust die Milch aus vielen Stämmen zu gewinnen und sie in einem zentral gelegenen Gebäude zu verarbeiten, während in der fieberreichen Heimat der Hevea die Ge- winnung des Gummi sehr zeitraubend ist. Die Hevea sieht dort meistens, unter andere Wald- bäume gemischt, auf weite Flächen verteilt; in- folgedessen erfordert die Gewinnung des Gummi nicht allein mehr Zeit, sondern sie ist auch mit Verlust an Menschenleben verbunden, so daß nur hochbezahlte Arbeitskräfte sich dieser Tätigkeit wid- men. Hierzu kommt, daß der Transport des Gummi an die Handelsplätze von dort sehr um- ständlich und teuer ist. Neben den Versuchen mit der Anpflanzung der Hevea brasiliensis gingen Versuche mit der Castilloa Elastica, dem sogenannten Panama Rubber, und der Manihot Glazowi, dem Ceara Rubber, einher. Diese beiden letzteren Sorten sind zwar auf Ceylon ebenfalls gut fortgekommen, aber man ist trotzdem nicht zu ihrer Anpflanzung im großen übergegangen, weil man bald richtig erkannt hatte, daß die beste Gummigqnalität doch aus der Hevega brasiliensis, dem sog. Para Rubber, gewonnen wird. Während der Para Rubber etwa 94 bis 96 v. H. reinen Kautschuk enthält, enthält der Ceara Rubber nur etwa 76 und der Panama Rubber etwa 86 v. H. Dazu kommt, daß die Verarbeitung des Milch- saftes der Hevea brasiliensis Vorteile bietet, welche weiter unten näher beschrieben werden sollen. Die Hevea brasiliensis stellt an den Boden verhältnismäßig sehr geringe Ansprüche. Grund- bedingung bei der Anpflanzung aber ist, daß das Terrain sich seiner Lage nach eignet. Erforder- lich ist ferner eine Durchschnittstemperatur von 75 bis 78° Fahrenheit = 23,9 bis 25,6 Celsius, eine Temperatur, die nie unter 60° Fahrenheit — 15,6 Celsius sinkt, und ein Regenfall, der sich zwischen 200 bis 265 cm per Jahr hält. Außer- dem bieten eine längere Regenperiode oder eine zeitweise Uberschwemmung des Bodens besonderen Vorteil. Die Lage sollte so gewählt werden, daß die Plantage vor starken Winden möglichst ge- schützt ist und daß, wenn der Anbau an Berg- lehnen in Frage kommt, die Seite, an der die Sonne des Morgens erst möglichst spät in die Plantage fällt, vorgezogen wird. Daß die Hevea in bezug auf den Boden sehr wenig anspruchsvoll ist, davon konnte ich mich persönlich überzeugen. Selbst an felsigen Abhängen, an denen sich in Vertiefungen nur kleine Humusmengen ange- sammelt hatten, kam die Hevea doch gut fort. Ebenso sah ich auch im Tieflande, auf armem sandigen Boden, der früher für den Reisbau be- nutzt, des geringen Ertrages wegen aber ausge- geben worden war, die Hevea mit Erfolg ange- pflanzt. Die letzterwähnte Fläche, am Fluß gelegen, wird meist in der Regenzeit von den austretenden Wassern überschwemmt. Man hat dort krenzweise Gräben gezogen und mit dem ausgeschachteten Boden dieser Gräben das ver- bleibende Terrain erhöht oder auch Hügel aufge- worfen und darauf die Hevea gepflanzt. Auf diese Weise ist es ermöglicht, das überschwemmte Gebiet nach kurzer Zeit insoweit trocken zu be- kommen, daß nur die Wurzeln der Hevea etwas länger dem lberschwemmungswasser ausgesetzt sind.“) *) Siehe Abbildung 1.