W 212 20 saft wird in Bassins geleitet. In erster Reihe kommt es darauf an, daß durch die Einschnitte die Entwicklung des Baumes nicht gefährdet wird. Deshalb darf mit dem Einschnitt kein zu großer Teil der Rinde vom Baume entfernt werden. Weiter ist darauf zu achten, daß die feine Haut, die unter der äußeren Rinde liegt, und das Holz des Baumes (Cambium) nicht be- schädigt wird; wo dies geschieht, ist eine neue Rindenbildung ausgeschlossen. Um nicht zu tief in den Stamm einzuschnei- den und das Cambium nicht zu verletzen, sind die allerverschiedensten Instrumente hergestellt worden. Keines derselben bietet aber vollkom- mene Sicherheit, und die größte Aufmerksamkeit des Arbeiters ist erforderlich, wenn er hierbei keinen Schaden aurichten will. Von großer Bedentung aber ist es überhaupt, einen recht großen Milchertrag zu erzielen, ohne den Baum zu schädigen. Dies erreicht man, wenn die Zapfung auf eine möglichst lange Zeit- periode verteilt wird. Bei richtiger Ausdehnung der Zapfungsperiode ist es möglich, im Laufe des Jahres ein verhältnismäßig großes Quantum zu erhalten, trotzdem jedesmal nur eine geringe Menge Milch dem Baume entzogen wird. Auf diese Weise kann ein Rückschlag in der Entwick- lung des Baumes vermieden werden. Zur Erreichung dieses Zieles hat man eine große Anzahl verschiedener Methoden versucht. Abgesehen von der Art, wie durch Auschlagen der Bäume mit der Art in früherer Zeit an dem wild wachsenden Gummibaum Ranbbau getrieben wurde, machte man im Plantagenbau zuerst eine große Anzahl von Einschnitten an einer Seite des Baumes in Form eines V, etwa 10 cm hoch in die Rinde. An dem unteren spitzen Winkel eines jeden V.Einschnittes preßte man ein kleines Metallbassin mit scharfer Spitze in die Rinde, um darin den auslaufenden Milchsaft aufzufangen. Diese Methode zeigte aber folgende Nachteile: man benötigte eine große Anzahl kleiner Bassins; bei der Entleerung all dieser Bassins trat ein verhältnismäßig erheblicher Materialverlust ein, und das ganze Verfahren erforderte bedeutenden Arbeitsaufwand. Außerdem aber ließ diese Form der Einschnitte nicht die vollständige Ausnützung der zur Verfügung stehenden Rindenfläche zu. Man ging deshalb zu anderen Einschnittsformen über. Man versuchte einen Zickzackeinschnitt, der sich an dem Stammende herunterzog, einen vollen Spiralschnitt,') der sich um den ganzen Stamm herumzog, und einen Halbspiralschnitt,““) bei dem die Milch aus den Halbspirallinien entweder in ) Siehe Abbildung 5 und '“) Abbildung 6. eine vertikale Linie einfließt oder unter jeder derselben eine Rinne und ein besonderes Sammel- gefäß angebracht wird; ferner einen Grätenschnitt und endlich einen Halbgrätenschnitt,“) bei dem die Vertikallinien an einer Seite fehlen. Diese Art des Zapfens bietet große Vorteile. Bei diesen Schnitten ist es nämlich möglich, anstatt mit den vielen kleinen Bassins zu operieren, mit einem oder wenigen Bassins auszukommen. Der Milchsaft läuft über eine Rinne, die am unter- sten Ende des Einschnittes in die Rinde gespießt ist. Infolgedessen brauchen die Sammelbassins auch nach jedesmaliger Entleerung nicht wieder in die Rinde eingesteckt zu werden, sie werden vielmehr auf den Boden gestellt oder angehängt. Zur Zeit werden in Henaratgoda Versuche ge- macht, um das Auffangen der Gummimilch noch weiter zu zentralisieren, indem man durch Röhren die Ablaufrinnen mehrerer in einer Reihe stehen- der Bäume untereinander verbindet und so die Milch mehrerer Bäume in ein gemeinsames Sammelbassin leitet. Ein ganz besonderer Vorteil liegt aber noch darin, daß die Rindenfläche vollständig ausgenutzt werden kann und daß es möglich ist, am oberen Ende des Einschnittes Wasser einfließen zu lassen, um das Koagulieren und Festsetzen des Gummis in dem Einschnitt zu verhindern. Zur Einführung von Wasser in die Einschnitte verwendet man ein kleines Blechgefäß zum Anhängen, das am unteren Ende spitz ausläuft. In dem spitzen Auslauf ist ein Bindfaden eingezogen, der das Wasser nur tropfenweise herausläßt. Dieses Blechgefäß mit Wasser hängt man an den Baum oberhalb des Einschnitts und legt den Faden in den Einschnitt, so daß das heraustropfende Wasser den Einschnitt entlang läuft und die Milch flüssig erhält. Den Wert dieser Wässerung erkennt man leicht, wenn man bedenkt, daß der an der Rinde koagulierte Gummi durch anfliegenden Staub und durch Insekten verunreinigt wird, daß solche Verunreinigungen aus dem festen Gummi nur schwer zu entfernen sind, und daß der so minderwertig gewordene Gummi einen bedeutenden Verlust darstellt. Die vollständige Ausnutzung der zur Ver- fügung stehenden Rinde erreicht man dadurch, daß der zwischen den am Baume eingeschnittenen vertikalen Linien liegende Teil binnen einer längeren Zeitperiode in schmalen Streifen heraus- geschnitten werden kann und daß durch jeden neuen Schnitt wieder eine Offnung der Milch- kanäle, ein neuer Milchausfluß stattfindet. Diese Operation kann z. B. beim Halbgräten- schnitt, der nur ein Viertel des Stammumfanges *) Siehe Abbildung 7.