W 261 20 Kolonial- Wrtschaftliches. Baumwolle in den deutschen Kolonien. Dem soeben erschienenen Frühjahrsbericht des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees über die „Deutsch-kolonialen Baumwoll-Unter- nehmungen“" entnehmen wir folgende interessante Mitteilungen: Die Unternehmungen haben nach den Fest- stellungen des Komitees im letzten Jahre er- freuliche Fortschritte gemacht. Die Baum- wollproduktion hat in Togo eine Steigerung gegen das Vorjahr um 60 v. H. erfahren, und auch in Deutsch-Ostafrika ist trotz des Auf- standes eine Zunahme zu verzeichnen. Insgesamt betrug die Ernte 1905/06 etwa 1 Million Pfund im Werte von etwa 600 000 Mark. Die fort- gesetzte Verbesserung der Qualitäten hat für west- afrikanische Baumwolle einen Durchschnittspreis von 57, für ostafrikanische einen Durchschnittspreis von 80 Pf. und für Baumwolle aus dem Vikto- riasee-Gebiet einen Rekordpreis von 1,02 Mk. für ½ kg erzielt. Das Interesse für den Baumwollbau in den Kolonien selbst wie im Mutterlande ist im Wachsen begriffen. Der früher vom Komitee besorgte Einkauf und die Aufbereitung der Baumwolle wird letzt mehr und mehr von in der Kolonie ansässigen Firmen, die dem Baumwollbau früher stkeptisch gegenüberstanden, bewirkt. Das Vertrauen auf eine weitschauende Kolo- nialpolitik des neugewählten Reichstages und auf eine großzügige kaufmännische Leitung des Kolo- Valamtes hat das Interesse breiter Schichten der lich ] für die Kolonien geweckt und nament- nehm andel und Industrie zu kolonialen Unter- ungen angespornt. skeue Baumwo in Bidung begriffen Im Gebiete d ; l) Ostafrika) im Ungann orbirtoriasees (Deutsch- seitens der Leipziger Bann 00 und 20 000 ha ens der Kipöiger iwollspinnerei, Aktien- gesellschaft Leipzig-Lindenau, und der Textilfi Heinrich Otto, Reichenbach i. W. im 1 Sunmn Deutsch-Ostafrikas, Kilwa-Bezirk, im Umfan von zunächst 4000 ha ebenfalls unter Mitwirtung von Textilindustriellen; im Gebiet der Daressalam — Morogoro-Bahn hat die Eisenbahngesellschaft mit Baumwollkulturen begonnen; in der Alluvial= ebene des Benue (Kamerunny) ist eine Baumwoll- pflanzung von einigen tausend Hektaren vorbereitet. Im Zusammenhang mit den ostafrikanischen Baum- wollprojekten ist eine Transportgesellschaft auf dem Viktoriasee im Werke, die der Ausfuhr von Exportprodukten, insbesondere von Baumwolle, dienen soll. II-Unternehmungen sind Die Kolonialverwaltung hat in die Etats der Schutzgebiete für 1907 105 000 Mk. zur Förderung des Baumwollbaues eingestellt. Das Reichsamt des Innern hat zur Unterstützung der Bestrebungen, welche darauf gerichtet sind, der deutschen Baumwollindustrie die Beschaffung des Rohmaterials zu erleichtern, 50 000 Mk. in den Etat eingestellt. Der Baumwollmarkt 1906/07 steht unter dem Zeichen einer Vermehrung der Produktion und Verminderung der Oualitäten. Trotz der verhältnismäßig großen Ernten in den letzten Jahren haben die Preise für Rohbaumwolle eine Steigerung erfahren. In folgendem finden sich die höchsten, niedrigsten und Durchschnittspreise für Rohbaumwolle eines jeden Jahres von 1901 bis 1906. 1901 1902 1903 1904 1905 1906 Pfennige Höchste Preise 11 45 63 75 54 35 Niedr. 35 37 39 30 31 14 Durchschnitts- preise 39 10 50 55 412 50 1* ÜUber die einzelnen Kolonien enthält der Bericht folgende interessante Angaben: Der Export aus Togo ist im letzten Jahre um 60 v. H. gestiegen, der erlöste Verkaufspreis übertrifft den für middling amerikanisch ge- zahlten noch um einige Pfennige. Die vom Komitee trassierte und nunmehr dem Betrieb übergebene Eisenbahnlinie Lome — Palime wird außer den Eingeborenkulturen im allgemeinen besonders einer weiteren Vermehrung der Baumwollproduktion zugute kommen. Eine Erschließung des Atakpame= und Sokodé-= Bezirkes durch eine Eisenbahn bleibt aber als dringende Forderung bestehen. Die vom Komitee eingerichtete Ackerbauschule in Nuatschä dient in erster Linie der weiteren Verbesserung der Qualität. Die ausgebildeten Schüler wurden als selbständige kleine Baumwoll- bauer angesetzt. Eine Hauptaufgabe der Schule ist auch die Einführung der Pflugkultur, durch die man natürlich ganz andere Flächen unter Kultur bringen kann, als mit der von Menschen- hand geführten Hacke. Ganz besonders günstig scheint die vom Komitee angeregte Landwirt- schaftliche Ausstellung in Palime (Bericht siehe an anderer Stelle dieser Nummer. D. Red.) die eingeborenen Kreise zu beeinflussen. Nicht weniger als 4126 Eingeborene haben selbstgezogene Baumwolle ausgestellt. Das Komitee hat für