W 262 20 ausgestellte Baumwolle den goldenen Preis er- halten. Für die Erstarkung der Eingeborenen- kultur zu einer wirklichen Volkskultur, wofür sonsft die günstigsten Verhältnisse vorliegen, ist die Schaffung der nötigen Transportwege uner- läßliche Vorbediugung. In Kamerun ist eine Baumwollkultur im Urwaldgürtel und in der Olpalmenzone ausge- schlossen; Baumwollkulturversuche in den regen- reichen Küstengebieten anzustellen, ist zwecklos. Dagegen sind zweifellos die weiten Hochlands- gebiete im Innern hervorragend für den Baum- wollbau geeignet. Schon Professor Passarge weist in seinem Werk „Adamana“ auf das Vorkommen wildwachsender Baumwolle hin. Bei den großen Entfernungen nach der Küste aber ist die Baum- wollfrage in Kamerun zugleich eine ernste Trans- portfrage. Im Bamum= und Balilande und insbesondere in Adamang bis zum Tschadsee hin besteht heute schon eine nicht unerhebliche Baum- woll-Eingeborenenkultur; das Produkt wird an Ort und Stelle von den Eingeborenen für eigenen Bedarf verarbeitet. Nach der Bewertung durch Industrie und die Bremer Baumwollbörse ist das in primitiver Weise gewonnene Produkt mindestens der middling amerikanischen Baumwolle gleich- wertig. Die Regierung hat im Adamana= und Bennegebiet erfolgreich begonnen, für eine weitere Verbreitung der Kultur unter den Eingeborenen zu sorgen, indem sie einen Teil der zu leistenden Steuern in Baumwolle erhebt. Am schiffbaren Benue ist zur Zeit bereits eine größere Baum- wollplantage in der Gründung begriffen. Durch den Wasserweg Niger— Benne und insbesondere durch eine Fortsetzung der Duala—Manenguba- Eisenbahn können weitere Gebiete des Hoch- landes in Kamerun der Baumwollkultur erschlossen werden. Die Eisenbahnfrage und der Ausbau der Verkehrsstraßen spielen auch hier eine wichtige Rolle. In Neuguinea befinden sich die Baumwoll- bauversuche noch im Anfangsstadium. Eine von der Missionsstation in Herbertshöhe gezogene Probe wurde sogar von der Bremer Baumwoll= börse äußerst günstig beurteilt, jedoch ist bei der Unregelmäßigkeit der Niederschläge und den un- genügenden Arbeiterverhältnissen vorläufig Zurück- haltung geboten. In Deutsch-Südwestafrika stellt die Otavi- Minen= und Eisenbahngesellschaft Pflanzversuche zur Feststellung der günstigsten Pflanzzeit an, über die das Ergebnis noch aussteht. Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee beabsichtigt, zu- nächst einen erfahrenen Pflanzer aus der Kolonie nach Nebraska, wo ähnliche Witterungsverhältnisse wie in Südwest herrschen, zu entsenden, um das sogenannte Campbellsche System zu studieren, durch das die in trockenen Ländern besonders schnelle Verdunstung des Wassers verzögert werden soll. Aus Deutsch-Ostafrika hat auch in diesem Jahre wieder der Export trotz des Aufstandes, der im Süden der Kolonie im Anfang des vorigen Jahres die Vernichtung eines großen Teiles der Felder zur Folge hatte, eine Steigerung erfahren. Über die Größe derselben läßt sich Genaueres nicht sagen, da die Verschiffungen der Ernte erst zum Teil erfolgt sind. Bisher sind verschifft: 786 Ballen à 500 Pfund durch die Deutsche Ostafrika-Linie, 205 Ballen durch Wm. O'Swald & Co., 130 Ballen Viktoriasee-Baumwolle durch die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft. Die Qualität ist in diesem Jahre besonders gut ausgefallen. Sadani-Baumwolle wurde am 25. Oktober mit etwa 85 Pf. bewertet, Baumwolle ans Ssamanga im Kilwabezirk erzielte am 2. Fe- bruar einen Preis von 95 Pf., den höchsten Preis von 1,02 Mk. für ½ kg brachte eine Sendung aus dem Viktoriasee-Gebiet. Größere Baumwoll-= Entkernereien befinden sich in Tanga, Bagamojo, Kilwa, Daressalam, Sadani, Morogoro, Mombo und Muansa. Außerdem sind Ansiedlern und Missionen im Innern Entkernungsmaschinen mit Handbetrieb vom Komitee geliefert worden. Ein bedeutungsvolles Unternehmen ist in den letzten Monaten von dem Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee in Sadani geschaffen worden. In dem dortigen Alluvialland hat sich eine Art von Baum- wollbau= und Dampfpflug-Genossenschaft gebildet, deren Mittelpunkt die Versuchspflanzung des Komitces ist. Insgesamt sind von dem Komitee und Interessenten über 2000 ha zusammen- hängendes Baumwollland dort in Pacht genommen, deren Kauf nach den Bestimmungen des Gou- vernements entsprechend den Fortschritten der Kultivierung erfolgt. An dem Unternehmen sind u. a. beteiligt: Die Kommune Bagamojo mit 500 ha, R. & O. Lindemann, Dresden-Alexan-- drien, 2000 ha, Cangos & Norre, Alexandrien, 8000 ha, Gruppe Pesanis 1000 ha, Altrock 200 ha, Spethmann 500 ha, Tresos 300 ha, Devers 800 ha und das Komitee mit 1000 ha. An dieses Unternehmen schließt sich die in Ent- wicklung begriffene Eingeborenenkultur im Hinter- lande von Sadani an. Entkernen und Pressen wird von der Ginstation des Komitees in Sadani besorgt. Der Dampfpflug mit zwei 16pferdigen Lokomotiven wurde am 10. November verschifft und am 19. Dezember in Betrieb gesetzt. Nach dem Bericht des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees vom 24. Jannar sind die Versuche bisher gut gelungen. Es wurden zunächst 14 ha gepflügt. Der Boden war zum Teil sehr schwer und mit