G 296 20 bei einem, das mit Galle vor= und nachbehandelt war; es wurde später, nach Heilung der ersten Infektion, noch fünfmal virulent infiziert, ohne wieder zu erkranken. Ich halte es nicht für aus- geschlossen, daß durch längere oder intensivere Vorbehandlung oder sonstige Anderung der Ver- suchsanordnung auch ein vollkommener Schutz zu erreichen wäre. — Die Injektion von Galle ver- ursacht meist Reizerscheinungen, kann auch zu Abszessen und selbst umfangreichen Gewebsnekrosen führen, doch ist dieser Ubelstand vielleicht durch intravenöse Einführung zu vermeiden. Mit dem Blut kranker oder gefallener Tiere, dessen Trypanosomen durch vorsichtiges Er- wärmen oder Zusatz chemischer Mittel abge- tötet waren, wurden von August bis November 1904 zwei Rinder behandelt, die auf eine im Dezember ausgeführte virulente Infektion zwar schwer erkrankten, sie aber beide über- standen und jetzt ebenfalls als immun betrachtet werden dürfen. Es wäre danach wohl denkbar, daß durch Anwendung größerer Blutmengen oder andere Verbesserungen ein ausreichender Schutz erzielt werden kann. Ob dabei dem Serum, den Leukozyten oder den toten Parasitenleibern die Hauptrolle zufallen würde, sei dahingestellt. Erst später eingeleitete Versuche der Art sind nicht mehr zum Abschluß gekommen. In einem anderen Versuch hatte ich nur ein- mal eine Mischung von trypanosomenhaltigem Blut und Gakle, in der also die Parasiten durch die Galle unschädlich gemacht waren, inji- ziert und ließ schon nach wenigen Wochen die Infektion, und zwar gleich eine virulente, folgen. Beide so behandelte Rinder erkrankten schwer. Aber nur eines ging (im Laufe von sechs Mona- ten) ein, das andere kam durch, erholte sich vollständig und hat wohl Immunität erlangt; sein Serum zeigte acht Monate nach der Infek- tion spezifische Wirkung. Sobald immunisierte Rinder zur Verfügung standen, wurde ihr Blut bzw. Serum auch in vivo auf das Vorhandensein und die Verwert- barkeit von Schutzstoffen geprüft. Da das Blut der immunisierten Rinder, wie erwähnt, noch Trypanosomen von durchaus nicht harmloser Natur enthielt, wurde es nicht frisch, sondern konserviert oder nach Erwärmung verwandt und so eine unerwünschte Infektion vermieden. Hunde, die zunächst benutzt wurden, weil für sie ein Trypanosomenstamum von hoher und gleichmäßiger Virulenz vorhanden war, also schnelle Entscheidungen herbeigeführt werden konnten, wurden durch solches Rinderblut oder -serum nicht oder wenig geschützt. Nur bei einem Hunde, der virulentes Blut vermischt mit Immunblut erhalten hatte, wurde dadurch das Auftreten der Parasiten bis zum 15. Tage, der Tod bis zum 44. Tage hinausgeschoben, während die Kontrollen schon am 6. özw. 7. Tage Para- siten aufwiesen und am 10. bzw. 12. Tage ein- gingen. Bei einem Rinde jedoch, dem virulentes Blut ebenfalls vermischt mit Blut eines immuni- sierten Rindes eingespritzt wurde, blieb zwar die Infektion auch nicht völlig aus, aber es kam überhaupt nicht zu merkbarer Erkrankung. Die Trypanosomen waren stets nur vereinzelt, nach dem 30. Tage mikroskopisch überhaupt nicht mehr nachweisbar, die Temperatur zeigte nur vorüber- gehend Steigerungen und das Tier erschien bis zum Ende der Beobachtung, ¾ Jahr nach der Impfung, völlig gesund. Das Kontrollrind wies zahlreiche Parasiten auf, fieberte hoch und ver- endete am 50. Tage. Diejenigen Versuche, an denen mir besonders gelegen war, die aber erst kurz vor Abbruch der Arbeiten begonnen wurden, waren in der Weise angelegt, daß die vorhandenen immunisierten Rinder „hochgetrieben“ oder „fortifiziert“, d. h. durch weitere Injektionen virulenten Blutes in steigender Menge zu vermehrter Bildung von Schutzstoffen gezwungen werden sollten. Mit ihrem trypanosomenfrei gemachten Blut oder Serum sollten dann andere Rinder behandelt werden. Wären bei diesen nach einer später vorzunehmenden Infektion doch Trypanosomen aufgetreten und nicht bald gänzlich wieder ver- schwunden, so konnte eine der Vorbehandlung entsprechende Nachbehandlung zum Ziele führen. Gelang der Versuch damals überhaupt noch nicht, so mußten die die Schutzstoffe liefernden Tiere erst noch weiter fortifiziert werden. Ich halte es für sehr wohl möglich, daß man schließlich doch zu einem Verfahren gelangen könnte, das von dem allen bisherigen Tsetse- Schutzimpfungen anhaftenden Nachteil, der Krank- heitsverbreitung Vorschub zu leisten, frei und somit unbedenklich in jeder praktisch erreichbaren Ausdehnung anwendbar wäre. Und deshalb scheint mir die Wiederaufnahme der Arbeiten unter Weglassung aller Passage= u. dgl. Ver- suche durchaus wünschenswert. Unter den in Ssongea zurückgelassenen Rindern sind 2, die zuletzt auch große Mengen virulenten Blutes anstandslos vertragen hatten, ferner 15, die zum Teil mehrere Infektionen, mindestens aber eine virulente überstanden haben und mit großer Wahrscheinlichkeit als immun zu betrachten sind.“') Auch von den übrigen 25, die sämtlich Das Serum von zehn dieser Rinder zeigte schon im Sommer 1005 eine ausgesprochene spezifische Wirkung in vitro. Ich habe diese Beobachtungen nicht allein am frischen lebenden Präparat gemacht, weil man dabeistets Täu- schungen ausgesetzt ist, sondern vorzugsweise am gefärbten.