W 303 20 wird auf den Regierungsstationen auch die Vieh- zucht betrieben. Auf einer von diesen versagen sich die Beamten sogar den Genuß der Micch, um sie der Aufzucht von Jungvieh zuzuwenden. Daß solche opferfreudige Hingabe an die kulturelle Förderung der Kolonie von Erfolg gekrönt wird, beweist der von Jahr zu Jahr wachsende Wohl- stand derjenigen Gebiete Togos, wo der segens- reiche Einfluß der deutschen Beamten Zeit gehabt hat, seine heilsamen Früchte äu zeitigen. Auch gegenüber den Eingeborenen hat die Regierung den richtigen Ton getroffen. Sie hat durch rücksichtsvolle und freundliche Behandlung ihr Vertrauen gewonnen und sie sich zu Dank verpflichtet. Vor der Besitznahme durch Deutsch- land herrschte in Togo der Krieg Aller gegen Alle. Uberfälle und Sklavenraub war an der Tagesordnung. Diesen Stammesfehden hat nun die Regierung ohne Blutvergießen durch einfaches Verbot ein Ziel gesetzt. Die Sklavenjagden haben aufgehört. und erst jetzt erfahren die Leute, was Freiheit und Sicherheit ist. Sie wagen sich über ihre engsten Landesgrenzen hinaus, und Handel und Gewerbe beginnen zu gedeihen. Um dem ungerechten Gerichtsverfahren der eingeborenen Häuptlinge ein Ende zu machen, hat die Regierung es ermöglicht, daß bis ins hinterste Hinterland Togos jedermann persönlich und unentgeltlich bei den Stations= oder Bezirks- leitern Recht und Schutz finden kann. Dies wird der Bevölterung durch die öfteren Reisen der Beamten sehr erleichtert. An wichtigen Orten halten sich diese oft wochenlang auf und nehmen sich der Leute an. Die sonst verpönten Steuerarbeiten werden in der Hand der Beamten Togos zu einem vor- züglichen Erziehungsmittel der Eingeborenen. Jeder erwachsene Bürger hat 11 Tage lang jährlich zu fronen und erhält nur die Beköstigung. „Von den Dörfern müssen der Reihe nach eine bestimmte Anzahl Männer für die genannte Zeit auf die Regierungsstation kommen, wo sie in den Versuchsfarmen und bei Wegebauten an eine ge- regelte Tätigkeit gewöhnt werden. Abgesehen davon, daß die Leute gemeinsam arbeiten lernen, kommen auf diese Weise Bewohner verschiedener Dörfer Susammen und lernen einander vertragen. Was alles auf diese Weise im Hinterland ge- leistet worden ist, ist geradezu erstaunlich. Wie oben erwähnt, durchziehen gute Verkehrswege das gauze Land. Es genügt, einen Soldaten oder Polizisten in die Dörser mit dem Befehl zu senden, es sei wieder Zeit zur Wegereinigung, so geschieht's sofort und pünktlich. Auch die meisten Stationsgebäude sind unter Anleitung der Euro- päer von den Eingeborenen hergestellt worden. Man kann geradezu sagen, es herrscht ein patriarchalisches Verhältnis zwischen den Beamten und den Eingeborenen. Kein Wunder daher, daß auch wir auf unserer ganzen Reise überall von der Bevölkerung freundlich aufgenommen wurden. Ganze Scharen von Kindern begleiteten uns oft in unsere Woh- nung, saßen zutraulich um uns herum, wie wenn wir ihnen schon längst bekannt wären. Das alles beweist, wie freundlich und gerecht diese Leute bisher von den Beamten behandelt worden sind. Der Religion nach sind sie meist Heiden und werden im Westen des Hinterlandes auf 300 000 Seelen geschätzt, im Osten, den wir aber im nördlichen Teil nicht kennen gelernt haben, auf 500 000. Die Sprache des alten Dagomba-Reiches, das Dagbanne, wird weit über die Grenzen der deutschen Kolonie bis tief in das Hinterland der Goldküste und in den fran- zösischen Sudan hinein verstanden, und man rechnet, daß mit ihr etwa 1½ Millionen Heiden erreicht werden können. Die eigentliche Verkehrssprache des ganzen Hinterlandes von Togo ist das Hausa. Diese Sprache ist schon bearbeitet und ihre Erlernung nicht schwierig. Alle Bezirksleiter verstehen sie und bedienen sich ihrer im Verkehr mit ihren Soldaten und den Händlern. Die Soldaten aus den verschiedenen Stämmen, die Hausa gelernt haben, dienen dann den Bezirksleitern als Dol- metscher für die verschiedenen Sprachgebiete ihrer Bezirke.“ 75 Samoa. Aus dem samoanischen Schulwesen. Einen interessanten Einblick in das Leben auf den höheren Schulanstalten der Mission gewährt ein in der Zeitschrift „Die evangelischen Missionen" veröffentlichter Artikel „Bilder aus der Christiani- sierung Samoas". Wir entnehmen ihm folgendes aus einer Schilderung der Lehranstalten auf Upolu: „Am kräftigsten pulsiert das christliche Leben der Samoaner in Malua und Papauta, den nicht weit von Apia gelegenen Instituten, in denen die hoffnungsvolle Jugend des Landes erzogen wird. In Malua handelt es sich zugleich um die Heranbildung des eingeborenen Lehrstandes. Das dortige Seminar hat in dem unfern liegenden Leulumoenga, wo die tüchtigsten Knaben aus den einfachen Volksschulen der Insel weiter ge- bildet werden, seine Vorschule. Viele der Leulu- moenga-Zöglinge gehen nach beendetem Kursus in den Regierungsdienst, zu Kaufleuten oder Plantagenbesitzern, die geistig bedeutendsten aber lassen sich in Malua weiter bilden, um dereinst