W 322 20 Die Bedeutung dieser Bahn liegt aber auch darin, daß damit die Delagva-Bay dem größten südafrikanischen Markte, nämlich den Goldfeldern, nicht unbedentend näher gerückt ist; ein Umstand, der für die englischen Küstenkolonien, die Kap- kolonie und Natal, ins Gewicht fällt, da sie schon ohnehin über den großen und fortgesetzt steigenden Anteil der Delagoa-Bay am Durchfuhrverkehr nach dem Transvaal im höchsten Grade beun- ruhigt sind. Allerdings verbieten es zur Zeit die bestehenden interkolonialen Abmachungen, die Bahnfrachtsätze im Durchfuhrverkehr ohne Ein- willigung aller Beteiligten herabzusetzen, und die kürzere und billigere Bahnverbindung wird daher den Konsumenten auf den Goldfeldern vorerst noch nicht zugute kommen. Natürlich wird der Passagierverkehr von Jo- hannesburg nach der Delagoa-Bay künftig über die neue Verbindungsbahn geleitet werden, wo- durch sich eine Zeitersparnis von 2½ Stunden ergeben wird. Die Dauer der Fahrt von Jo- hannesburg nach Lourenco Marques wird sich dann auf 17 Stunden erniedrigen. Fortschritte des Eisenbahnbaues in Dortuglesisch Westafrika. Der Verwaltungsrat der Benguella-Eisen- bahngesellschaft hat der Ende vorigen Jahres in Lissabon stattgehabten Generalversammlung einen Bericht für das Jahr 1905 vorgelegt, dem folgendes zu entnehmen ist: Die englische Firma Griffiths & Co., welcher im April 1905 vertragsmäßig der Bau der Eisenbahn zwischen Lobito und Monte Sahoa und die Ausarbeitung der Trace bis zum „Planalto“ übertragen worden war, hat ihre Aufgabe zur Zufriedenheit gelöst, soweit dies die Arbeiterverhältnisse und die unerwarteten Terrain- schwicrigkeiten bei Leugue erlaubt haben. Die letzteren Schwierigkeiten sind in Verbindung mit Wassermangel und ungesundem Klima als die größten anzusehen, die auf der ganzen Bahn- strecke zu überwinden sein werden. Um einen Tunneldurchstich zu vermeiden, der im ursprünglichen Projekt vorgesehen war, ist mit Genehmigung der Regierung eine Variante gewählt worden, die überdies eine Verkürzung der Strecke um 1968 m in sich begreift. Um diese Variante zur Ausführung zu bringen, war es nötig, ein Stück in der Länge von 2120 m als Zahnradbahn zu bauen mit einer Steigung von 6%%. An der 60 km langen Strecke Lobito-Sahoa fehlen gegenwärtig nur kleinere Arbeiten, wie z. B. die Wachthäuser. Im Hafen von Lobito ist eine provisorische Landungsbrücke fertiggestellt, an der große Dampfer anlegen können; denn die Tiefe bei Ebbe beträgt zwischen 13,20 m und 14,85 m. Der Hafen wird bereits regelmäßig von den Woermann- Dampfern und den Dampfern der portugiesischen Empreza Nacional angelaufen. Um dem Wasser- mangel abzuhelfen, ist eine Wasserleitung von Eisenröhren in der Länge von 14 km vom Ca- tumbella-Fluß nach Lobito gebaut worden mit Behältern von 22 chm. An fahrendem Material sind vorhanden: 6 Lokomotiven, 4 Wagen für Passagiere, 90 Güterwagen, 2 Zisternenwagen. In Betrieb sind die Strecken Lobito—Catumbella, 11 km, und Catumbella— Benguella, 24 km. Der Genehmigung der Regierung unterliegen gegenwärtig die Pläue für die Strecke von Monte Sahoa nach Caconda (etwa 200 km). Der Bericht bemerkt ferner, daß die mit Eifer und großen Kosten (800 000 Fr.) gemachten Nachforschungen nach Erzen usw. bisher fruchtlos geblieben sind. Durch Buren, die dort das Gewerbe als „ transportdrivers“ betreiben, beabsichtigt die Gesellschaft von Benguella nach Katanga einen Transportdienst durch Ochsenwagen einzurichten, um nach dem Kongo hin eine mehr oder weniger regelmäßige Verbindung zu haben, bis die Bahn dahin gehen wird. Mit der englischen Firma Griffiths & Co. ist zum Zweck der Fertigstellung der Eisenbahn bis zum km 320 ein Vertrag abgeschlossen worden. Der Preis ist aber nicht nach km be- rechnet worden, sondern nach den Einheiten der verschiedenen auszuführenden Arbeiten. Die Aus- führung dieser Arbeiten hat bereits angefangen, und 1500 Tounen Material sind bereits aus England eingetroffen. Das Aktienkapital der Benguella-Eisenbahn= gesellschaft beträgt statutengemäß 2 000 000 L. Davon sind zunächst 1 000 000 K ausgegeben worden. Der zehnte Teil dieser Aktien gehört nach den Konzessionsbedingungen (ohne pekuniäre Gegenleistung) der portugiesischen Regierung; 11 075 Stück hat Herr Robert Williams, 785 375 die Tanganyka-Konzessions Ltd., 3750 Stück haben die Berwaltungsräte usw. gezeichnet. Die Generalversammlung hat nunmehr die Ausgabe der zweiten Hälfte des Kapitals beschlossen, wovon wiederum ein Zehntel der portugiesischen Regierung überlassen werden muß. Da die ersten 60 km 1947 Contos de Reis, d. h. pro km ungefähr 32½ Contos de Reis — 104 400 Mark gekostet haben, und die weitere Strecke bis zu km 300, d. h. bis die Hochebene erreicht sein wird, dieselben Schwierigkeiten bieten wird, so wird die zweite Hälfte des Aktienkapitals allerhöchstens bis zum km 200 ausreichen. Es bleiben dann noch 1300 km zu bauen.