342 20 zum Beginn meines Vormarsches den Luwegu für die in Mgende sitzenden Rebellen zu sperren. Leutnant v. Blumenthal hatte ferner den eben- erwähnten Posten einzurichten und dort den Fluß- übergang vorzubereiten. Bei seiner Abteilung befand sich ein Bootsbauer. Um den nach Mgende geflohenen Wangoni eine vorzeitige Rückkehr nach Ungoni noch mehr zu erschweren, sandte ich bis zu meinem Abmarsch eine starke Patronille unter Vizefeldwebel Krella nach Mbekwani und trat den Marsch zum Luwegn in zwei Kolonnen an; ich selbst mit der Haupt- kolonne auf dem direkten Wege, Leutnant v. Lindeiner mit einer schwächeren Abteilung auf einer nördlicheren Route. Am 21. Mai marschierte Leutnant v. Lindeiner, dessen Abteilung den weiteren Weg hatte, von Kitanda ab. Ich selbst folgte am 23. Mai. Am 25. Mai traf ich auf dem Posten am Luwegn ein und vereinigte mich dort mit den Abteilungen Lindeiner und Blumenthal. Das Pori zwischen dem Luwegu und Kitanda war voll von Wangoni, die, vom Hunger getrieben, von Mgende in ihre Heimat zurückkehren wollten. Der Hunger hatte sie gleichgültig gegen alles ge- macht, der Tod oder die Gefangennahme erschien ihnen eine Erlösung. Es war ein Jammer, die Gestalten zu sehen. Kräftig waren sie mit Weib und Kind und ihrer wertvollen Habe nach Mgende gezogen, dem Hungertode nahe kehrten sie zurück, nachdem sie selbst ihre Weiber und Kinder für Lebensmittel verkauft hatten. Leutnant v. Blumenthal hatte seine Aufgabe, Schabruma am Abmarsch aus Mgende zu hindern, vortrefflich gelöst. Er hatte die Aufständischen vom Luwegu verdrängt, mehrere Lager überfallen und dem Gegner erhebliche Verluste beigebracht. Schabruma war den Luwegn abwärts auf kwa Mageja abgezogen. Der Luwegu-Posten war so stark befestigt, daß zu seiner Besatzung und zum Schutze des auf- gestapelten Proviants 15 marschunfähige Askari und Irreguläre unter einer farbigen Charge ge- nügten. Mit Hilfe dieses Postens, dessen Be- satzung gleichzeitig als Relais diente, bin ich während der ganzen Dauer der Mgende-Expedition in Verbindung mit Kitanda und Ssongea ge- blieben. Er liegt an einer Stelle, wo sich Strom- schnellen im Fluß befinden und wo auf den über den Wasserspiegel ragenden Steinen auch ein Übergang zu Fuß möglich ist. Auf dem Luwegu-Posten verproviantierte ich meine Abteilung für 7 Tage und trat am 27. Mai den Marsch nach Tangiros an. In meiner linken Flanke sandte ich Leutnant von Blumenthal mit 40 Hinterladern und 20 Hilfskriegern schon am 26. Mai auf dem rechten Luwegunfer nord= bzw. nordostwärts. Er sollte die Aufständischen weiter nach Osten in das umschlossene Gebiet herein- drängen, die Verbindung mit der an der Ligombe- mündung supponierten Abteilung der 12. Kom- pagnie herstellen und am Mkupehi wieder zu mir stoßen. Mit den Abteilungen v. der Marwitz und Hudemann hatte ich seit ihrem Abmarsch von Ngeregere bzw. Likuyn keine Verbindung. Am 27. Mai erhielt ich etwa 10 km östlich des Luwegu eine Nachricht von Hauptmann Frhr. v. Wangenheim aus Mahenge, den meine Auf- forderung zur Teilnahme an der Mgende-Expedition am 18. oder 19. Mai einen Tagemarsch westlich Mahenge erreicht hatte. Er teilte mir mit, daß er mit der Durchführung der militärischen Maß- nahmen im Mahengebezirk betraut und eben im Begriff sei, mit der Expeditionskompagnie und der 12. Kompagnie gegen Mgende vorzugehen. Am 30. oder 31. Mai wollte er mit der Expeditions- kompagnie von Nordwesten kommend bei kwa Libuka und mit der 12. Kompagnie bei Mpondas stehen, um von dort aus das Land zu unter- werfen. Dieses Vorgehen störte die von mir ergriffenen Maßnahmen, ich konnte aber keinen Grund darin erblicken, die sorgfältig eingeleiteten Bewegungen abzubrechen. Erstens dürfen, wie schon bemerkt, die Grenzen eines Verwaltungsbezirks dem Vor- gehen von Truppenteilen nicht Halt gebieten, wenn dies Vorgehen dazu dient, einem Teil des Schutzgebietes die Ruhe wieder zu geben; zweitens waren die Führer der aufständischen Bewegung in Ungoni z. Z. sämtlich in Mgenda und sie un- schädlich zu machen, mußte mein vornehmstes Trachten sein; drittens hatte ich es garnicht mehr in der Hand, die Abteilungen der 13. Feld- Kompagnie aufzuhalten, ehe sie die ihnen für den 4. Juni zugewiesenen Stellungen erreicht hatten. Wohl aber lag der Gedanke nahe, daß die Auf- ständischen, durch das einseitige Vorgehen der starken Mahenge-Abteilungen aus Mgende heraus- gedrängt, sich auf die verhältnismäßig schwachen Abteilungen der 13. Feld-Kompagnie werfen würden, ehe diese die Verbindung miteinander hergestellt hatten und sich gegenseitig unterstützen konnten. Auf Grund dieser Uberlegung, unter Berücksichtigung des Umstandes, daß bei kwa Libuka, wo ich am 4. Juni eintreffen wollte, be- reits am 30./31. Mai die Kompagni## Wangenheim stand, und in dem Gedanken, mich der durch das Eingreifen der Mahenge-Kompagnie geschaffenen Lage in der bestmöglichen Weise anzupassen, faßte ich den Entschluß, die Abteilung Blumen- thal sofort an mich heranzuziehen und bei meinem Vormarsch von Tangiros die Richtung auf Ligam- biro einzuschlagen.