352 vom 15. auf 16. April wurde in Faktorei Tunga eingebrochen. Am 18. April ging dem Agenten Hugo Faasch daselbst von Tungaleuten die Mit- teilung zu, daß er ermordet werden würde, falls er in Tunga bliebe. Gleich darauf kam der Häuptling Malogele, der die dortige Faktorei des Herrn Faasch zerstört hatte, nach Tunga, um den Weißen festzunehmen. Der Soldat Forbot, den Faasch zum Schutze zurückbehalten, versicherte sich indes kurz entschlossen der Person des Häupt- lings Malogele und brachte Faasch nach dem Militärposten Kam in Sicherheit. Von hier kehrte Forbot, ein gewandter alter Soldat, Sohn des Ngumbahäuptlings Tunga, mit zwei anderen Soldaten und der Hauptpost nach Lomie zurück. Bald nach Bekanntwerden der Ermordung des Kaufmanns Hinrichsen auf dem Militärposten Kam unternahm der Leiter des sehr schwach be- setzten Postens, Unteroffizier Krämer der 5. Kom- pagnie, einen Streifzug nach Massanga, um sich eventuell der Mörder des Hinrichsen zu ver- sichern. Dieser an sich sehr schneidige Streifzug war natürlich ohne jeden Erfolg, da er mit völlig unzureichenden Kräften unternommen werden mußte. Krämer patronillierte dann später noch über Wollo-Tunga nach Moenza. Auf dem Rück- wege wurde er bei Tunga heftig angegriffen, selbst verwundet und hatte schwere Verluste. Die Faktoreien in Wollo und Tunga wurden nach Krämers Abzug zerstört. Nach der Zerstörung der Faktoreien Wollo- Tunga war die Nijemstraße für den Verkehr gesperrt. Ein sofortiges Eingreifen der Verwaltung von Lomie aus war nicht möglich, da zur selben Zeit das Rencontre an der französischen Grenze in Missum-Missum stattfand. Hauptmann Schenne- mann brach auf die Nachricht von den am Diah ausgebrochenen Unruhen sobald als möglich von Missum-Missum auf, den Polizeimeister Herzog mit vierzig Mann als Grenzschutz zurücklassend, und erreichte Ende Mai Lomie, das er sofort befestigen ließ. (Schluß folgt.) 75 Deutsch-Südwestafrika. Von der Staatsbahn Swahopmund—-Windhuk. Die Staatsbahn Swakopmund — Windhuk, welche während des Herero= und Hottentotten- aufstandes in die militärische Verwaltung ein- bezogen war, ist, wie vom Gouvernement tele- graphisch gemeldet wird, am 1. April d. Js. wieder in die Zivilverwaltung übergegangen. Die Kämpfe gegen Oorenga vom März bis September 1905.“) Wohin Morenga mit seinen Banden nach der Niederlage bei Narudas in den Karrasbergen Mitte März 1905 entkommen war, darüber herrschte bei den Deutschen zunächst völlige Un- gewißheit. Anfänglich glaubte man, daß sie nach allen Richtungen sich zerstreut hätten. Allein schon die Uberfälle auf die Kolonne Kamptz am 18. und 21. März hatten diese Annahme als irrig erwiesen. Wie sich später durch Gefangenen- aussagen herausstellte, hatte der Tag von Narndas, diese erste unbestreitbare Niederlage des Morenga, dessen Ansehen empfindlich geschadet. Es herrschte Uneinigkeit unter den Führern:; Morenga schob dem Morris die Schuld an der Niederlage zu, weil dieser die Stellung bei Garup seiner An- sicht nach viel zu früh aufgegeben hätte. Die Folge dieser Streitigkeiten war, daß der ältere Morris (der jüngere war, wie erst nachträglich bekannt wurde, im Gefecht bei Aob gefallen) mit seinen Leuten sich von Morenga wieder trennte und nach den Oranjebergen zog. Morengas Stellung, die für den Herero unter Hottentotten immer schwierig gewesen war, hatte durch alle diese Vorgänge einen schweren Stoß erlitten, zu- mal er durch die Verwundung, die er bei Garis erlitten hatte, zunächst zur Untätigkeit ver- urteilt war. Die von Kapstadt kommenden Meldungen von einer Flucht Morengas auf englisches Gebiet in die Gegend von Olifantskloof erwiesen sich indes als falsch. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er sich mit den bei ihm verbliebenen An- hängern in das schluchtenreiche, zahlreiche, schwer auffindbare Verstecke bietende Gelände der nord- östlichen Ausläufer der Karrasberge geflüchtet. Auf jeden Fall hatten die deutschen Abteilungen zu dieser Zeit jede zuverlässige Spur seines Ver- bleibes verloren, so daß sich ihnen kein greifbares Angriffsziel bot. Lange sollte die Ungewißheit jedoch nicht währen. Schon in den ersten Tagen des April traf in Keetmanshoop durch Leutnant v. Westernhagen *) Von dem in der Kriegsgeschichtlichen Abteilung l des Großen Generalstabes bearbeiteten Werle „Die Kämpfe der deutschen Truppen in Südwest- aeikas (E. S. Mittler & Sohn, Berlin) wird dem- nächst Heft 5 erscheinen. Es enthält besonders die Dasteldeng. der Kämpfe gegen Cornelius und gegen Morenga bis September 1905 sowie die des Unter- ganges Hendrik Witbois. Dem trefflichen und dabei außerordentlich billigen Werke (Preis jedes Heftes durchschnittlich 10 Pfg.), das als würdiges Denkmal der Taten unserer braven Südwestafrikaner weiteste Ver- breitung im deutschen Volke verdient, ist mit Erlaubnis der Verlagsbuchhandlung vorstehender Abschnitt ent- nommen. Der Reinertrag des Buches ist für den Invalidenfonds der Afrikakrieger bestimmt.