W 415 20 Die letztjährige Ernte ist also anscheinend um beinahe 3 Millionen Ballen größer als die des Vorjahres und fast so groß wie diejenige des Rekordjahres 1904/05. Ob die von der Regierung für 1906/07 gesammelten Zahlen der Wirklichkeit entsprechen, ist noch nicht gewiß. Es ist in den früheren Jahren vorgekommen, daß die Angaben des Landwirtschaftsministeriums um 500 000 bis 1 Million von der wirklichen Ernte abwichen, man müßte daher auch jetzt wieder — vielleicht nicht mit Unrecht — mit einem solchen Fehler rechnen. Gegen eine solche Möglichkeit wird geltend gemacht, daß die Regierung es sich im letzten Jahr besonders habe angelegen sein lassen, Erhebungen anzustellen, die den Tatsachen ent- sprechende Zahlen zutage förderten. Der Baum- wollenmarkt ist von diesen Zweifeln nicht beein- flußt worden, was eher ein Zeichen dafür ist, daß die Regierung nach Ansicht der Majorität ungefähr das richtige getroffen hat. Die Voraus- sage einer so großen Ernte hätte sicher einen Baisse-Einfluß gehabt, wenn man nicht zu gleicher Zeit über die Aufnahmefähigkeit für Rohmaterial seitens der Baumwollindustrie unterrichtet gewesen wäre. Die augenblicklichen Preise von 9 bis 10 Cents für das Pfund entsprechen dem Ver- hältuis von Angebot und Nachfrage und gewähren Pflanzern wie Spinnern den berechtigten Nutzen. Für die Frage der Versorgung der europäischen und insbesondere der deutschen Baumwollindustrie mit Rohmaterial und ihrer Abhängigkeit von dem amerikanischen Erzeugnisse sind diejenigen Zahlen in dem Berichte von Interesse, die die Erzeugung der Baumwolle in dem Staate Texas und den anstoßenden beiden Territorien Oklahoma und Indian Territory betreffen, d. h. in demjenigen Gebiete, in dem die Baumwollenkultur die größte Zunahme aufweist. Die Zahlen sprechen für sich selbst: Baumwollerzeugung (Ballen handelsge- Erntejsahr bräuchlicher Zählweise) 1906 1905 1904 Texas. 4063901 2490 128 3132503 Oklahoma 474871 328044 342 038 Indian Territory 404905 347518 469519 zusammen 4943677 3165 690 3944060 Die Erfolge der Ausdehnung der Baum- wollenkultur nach Westen hin sind in den letzten Jahren derartig gewesen, daß man einer Er- weiterung der Anbaufläche von Baumwolle für das Pflanzjahr 1907 im Staate Teras um 15 v. H. entgegensieht. (Berichte des Kaiserl. Generalkonsulats in New York und des Kaiserl. Konsulats in New Orleans.) Klossülzierung der Kaffeesorten in Brasilien. Da in letzter Zeit seitens der Pflanzer viel- fach Ausstellungen bei den Exporteuren wegen der Klassisizierung der verkauften Sorten ein- gelaufen sind, hat die Handelskammer (Associacac Commercial) in Santos der gleichartigen Ver- einigung in Rio die dort von jetzt ab für die Bemusterung maßgebenden Grundsätze mitgeteilt, die kürzlich im „Journal do Commercico“ in Rio veröffentlicht sind. Danach sollen die an der Börse von New Vork gültigen, in Europa be- kannten Klassifizierungsarten, die aus folgender Aufstellung ersichtlich sind, maßgebend sein: Quantität der Fehler (schwarze Bohnen) auf 1 Büchse von Typ 450 Gramm Außerdem zugelassene Fehler 6 etwa 6 1 . 25 29—30 40 57 —58 . 50 70 . Bei diesen geringen QOualitäten ist 450 das Aussehen des Kaffees von |A Einfluß auf seine Klassifizierung. fehlerhafte Bohnen (grüne, gebrochene usw.) N# — — — □O — !.— Tabelle für die Bewertung der einzelnen ehler. Es werden gerechnet: 3 Stück halbe Bohnen mit Haut (conchas) .. — 1 Fehler (schwarze Bohne) 5 grüne Bohnen — 1 Fehler 5 gebrochene Bohnen — 1 - 5 sogen. „Stinker“ (ardidos) = 1 - 5 verkrüppelte oder schlecht geformte Bohnen — 1 1 großer Stein. . .. — 2—3 1 gewöhnlicher Stein 1 2 —3 kleine Steine .. — 1 - 1 großes Stück Holz (Stecken) — 2—3 1 gewöhnliches Stück Holz — 1 - 2—3 kleine Stücke Holz — 1 - 1 große Haut ohne Bohnen (casca) = 1 - 2—3 kleine Häute ohne Bohnen — 1 1Bohne in Pergamentschale (eöeo) — 1 2 Pergamentschalen (marinheiras) — 1 - (rektifiziert! Das „Centro de Commercio de Café“ in Rio de Janeiro hat sich schon bereit erklärt, zwecks Erreichung der seit langem vermißten Einheitlich- keit der Bemusterung die vorerwähnte Methode anzunehmen und um Zusendung typischer Muster gebeten. (Bericht des Kaiserl. Generalkonsulats in Rio de Janeiro vom 2. März 1907.)