W 446 20 ein größeres Arcal in Anspruch als irgend ein anderes Getreide, ausgenommen den Reis. Bei der Abschätzung der Bedeutung des Aubaus dieser beiden Früchte für die Landwirtschaft und die Volksernährung ist allerdings nicht zu über- sehen, daß einerseits die gleiche Fläche Reis bedeutend größere Erträge liefert, als Sorghum, anderseits letzteres vielfach nur als (allerdings erstklassiges) Biehfutter angebaut wird. Immerhin ist die Kultur des Sorghums als Getreide von größter Wichtigkeit. Klima und Witterung. Ein Grundzug des Klimas in den wichtigsten Getreidedistrikten Vorderindiens und Ostafrikas liegt in dem Wechsel mehrjähriger Trockenperioden mit Perioden regen- reicherer Jahre. In der Präsidentschaft Madras ist die Geringfügigkeit der Regenfälle ständiger Charakter des Klimas; mit wenigen Ausnahmen beträgt die Höhe der jährlichen Niederschläge nur 20 bis 25 englische Zoll = 508 bis 635 mm. Schwere Regen während der Blütezeit gelten als schädlich, da sie oftmals den Pollen mehr oder weniger abspülen und damit die Befruchtung verhindern. Schwüles und wolkiges Wetter ohne Winde soll während der Fruchtreife die Ein- nistung schädlicher Insekten begünstigen, namentlich einer grünen Motte, welche die Ahre gewisser Sorten befällt. Auf die selbstverständlich bestehende Abhängigkeit der Methodik des Getreidebaus von Klima und Witterung wird im Folgenden wie- derholt verwiesen werden. Bodenverhältnisse. Die Auswahl der Sorghumsorten richtet sich in erster Linie nach der Beschaffenheit des Bodens: die frühen Sorten werden in der Präsidentschaft Madras gewöhnlich auf leichtere Böden gepflanzt, auf den mittelschweren und lehmigeren Böden findet man gewöhnlich die „Middle scason rarie- ties“ und die späten Sorten auf den schweren Böden. Reiche Ernten liefern die roten und schwarzen „Baumwollböden“, während stark sandige Böden nur bei Bewässerung gute Erträge bringen, im übrigen aber versagen; zudem sollen die Sorghum- pflanzen auf leichtem Sandboden oft den Angriffen der weißen Ameisen und gewisser anderer In- sekten unterliegen. Auch gewisse sandige, aber stark verkrustende Laterite sollen spärliche Ernten liefern. Auf Kalk erzielt man ebenfalls nur bei Bewässerung reichliche Erträge. Wie die Verteilung der Regenfälle, so ist auch die Beschaffenheit des Bodens von Einfluß auf die Qualität des Korns und des Strohs: beide doppelt soviel als auf Weizen, Reis und Gerste zu- sammen. Auch in Berar nimmt die Hirse eiwa ein ½ des gesamten Kuliurgeländes in Anspruch, und ihr Anbau übertrifft an Ausdehnung den sämtlicher anderen etreide. Produkte sollen z. B. auf den roten Böden wohl- schmeckender und nahrhafter ausfallen als auf den schwarzen Baumwollböden, und leichtere Böden geben größeres und volleres Korn als die letztgenannten. Zuchtformen und Varietäten. Die bo- tanische Kenntnis und Systematik der zahllosen Sorghumformen Indiens scheint noch im argen zu liegen, so daß ich darauf verzichte, einzelne Varietäten und Formen anzuführen. Einige Varietäten, so z. B. die im Küstenlande Deutsch-Ostafrikas weitverbreitete lockerrispige Va- rietät Roxburghii Hack. hat übrigens unsere Kolonie mit Indien gemein, während die im Zentrum Ostafrikas und im Seengebiet bevor- zugten kompaktrispigen Formen sich jedenfalls in Afrika selbst herausgebildet haben. Wie ander- wärts, so werden auch in Indien Varietäten mit lockeren und solche mit kompakten Rispen, zucker- reiche und zuckerarme Formen angebaut. Sämt- liche Kulturformen sind von den Eingeborenen mit besonderen Namen belegt worden. Die indischen Früh= und Spätsorten unter- scheiden sich in der Ausbildung des Wurzelsystems, Größe, Dicke und Härte des Halms — und damit in ihrer Verwertung für Futterzwecke — ferner im früheren oder späteren Absterben der Blätter, in ihrer Eignung für bestimmte Bodenarten, in ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit, wie gegen Krankheiten und Schädlinge und selbst- verständlich in den Erträgen und der Güte des Korns. Die frühen Sorten geben geringere S C„The early crop produces food for a Die Dauer der Entwicklung bis zur Fruchtreife schwankt zwischen 3 und 6 Monaten, ist aber kein beständiger Charakter der einzelnen Varietäten, sondern richtet sich nach dem Termin der Aussaat. So kann man die Entwicklungs- dauer gewisser Sorten durch späte Aussaat oder durch Bewässerung um einen Monat verkürzen. Fruchtwechsel. Bemerkenswerterweise unter- scheiden auch die Eingeborenen Indiens zwischen den Boden stärkenden („restorative crops") und erschöpfenden Feldfrüchten Qexhaustive crops“). Zur ersteren Klasse gehören vornehmlich: Tabak, Paprika, Rizinus, Baumwolle, Indigo, italienische Hirse (Panicum miliaceum), Lein, Dolichos biflora Ohorsegram“) und der Korakan, Eleu- sine coracana.7) Die wohltätigen Einflüsse dieser Kulturen auf den Boden sind verschiedener Natur und kommen *) Sehr auffallend und nur durch das Attribur stärkerer Düngergaben erklärlich erscheint die Nennung des Korakans an dieser Stelle. In Ostafrika hat man die Erfahrung gemacht, daß dieses Getreide den Boden im höchsten Grade erschöpft.