W 452 20 demselben Maße nnn, wie wir maschinelle Vor- richtungen in den afrikanischen Ackerbau einführen, werden Arbeitskräfte frei. Wir ahmen damit nur denselben Vorgang im kleinen nach, der sich in den Kulturländern im großen bei der Einführung elektrischer Betriebe abspielt. Zwischenkulturen sind in Ostafrika nicht überall mit dem Hirseban verbunden; in zahl- reichen Landschaften fand ich die Sorghumhirse in Reinkultur, anderwärts in geringfügigem Maße Gurken, Kürbisse und Flaschenkürbisse als Zwischenfrüchte. Die Mischkultur mit Mais, die ja auch in Unyamwesi eine Rolle zu spielen scheint, habe ich nur in Kilossa kennen gelernt.“) Zweifellos bringt das Mischkultursystem für die Neger viele Vorteile mit sich, und ich würde es als verfehlt ansehen, wollte man in dieser Hin- sicht gleich radikale Anderungen einführen, soweit nicht ein wirkliches Bedürfnis vorliegt.““) Gewisse Reformen werden sich allerdings als zweckmäßig erweisen, so z. B. die ausgedehntere Verwendung krantiger Leguminosen als Zwischenfrüchte, wie sie in Indien gang und gäbe zu sein scheint. Ich darf hier auf die analoge Verwendung von Lupinen, Serradella, Erbsen, Ackerbohnen und Wicken in unserem heimischen Ackerbau ver- weisen. Abgesehen von der Bereicherung des Bodens an Steckstoff ist auch die dichtere Be- schattung des Bodens und der günstige Einfluß der Zwischenfrüchte auf die Wasserversorgung der Nachfrucht nicht zu unterschätzen. Allerdings bringt die Durchführung des Zwischenfruchtbaus in grö- ßerem Maßstabe eine beträchtliche Steigerung des Aufwandes an Arbeit mit sich. Beseitigung des Unkrauts geschieht in Ostafrika keineswegs überall; die Wassagara hacken, wie Lambrecht mitteilt, zweimal, und zwar zwei und sechs Wochen nach der Aussaat das Unkrant aus und lassen es auf dem Felde liegen. In anderen Bezirken findet diese Prozedur nur ein- mal statt, und die Felder bieten in späterem Stadium bisweilen ein Bild unglanblicher Ver- wilderung dar. Auch in dieser Beziehung wird sich mit Einführung der Pflugkultur vieles bessern, allein schon deshalb, weil dann überall regelrechte Pflanzreihen in geraden Linien geschaffen werden, wodurch die weitere Bearbeitung erheblich erleichtert wird. Mit dem Pfluge wird natürlich auch eine rationelle Bodenlockerung Eingang finden, die sich mit der kleinen primitiven Hacke doch nur höchst unvollkommen bewirken läßt. Die Erde wird nur wenige Zentimeter tief aufgelockert. Näheres bei Lambrecht a. a. O. *.) Für den Baumwollbau z. B. halte ich die Mischkulturen nicht für zweckmäßig. (Vgl. meinen Be- uen über die Baumwollkultur in Togo. Beihefte zum Tropenpflanzer", 1906, J5. Anders bei der Kammkultur, wie sie in vielen Gegenden Ostafrikas für gewisse stärkereiche Knollengewächse, z. B. Bataten und Maniok be- nutzt wird, in Ungoni und namentlich in Unyam- wesi aber auch für den Getreidebau allgemein im Gebrauch ist. Höhe und Abstand der Kämme wechselt; die Wanyamwesi werfen sie 40 bis 50 cm hoch auf und bemessen den Abstand zwischen den Scheitelmitten auf 1 m oder mehr. Die Kamm- kultur bringt besondere Vorteile durch die erhöhte Bodenlockerung und -durchlüftung mit sich, gewährt in nassen Lagen den Vorzug einer Drainage und den eines Schutzes gegen allzuheftige Regengüsse in der ersten Zeit der Entwicklung der jungen Pflängchen. Für die flachwurzelnden Getreide aber liegt bei Aussaat in Kämmen, wenn die Regen vorzeitig nachlassen, die Gefahr der Austrocknung nahe. Manu wird also von Fall zu Fall erwägen müssen, wie weit es vorteilhaft ist, die Kammkultur durch Flachkultur zu ersetzen oder aber sie durch An- wendung des Pfluges zu erleichtern und zu verbessern. Denn das Aufwerfen der Kämme mit der Hacke ist selbstverständlich ein höchst müh- sames und zeitraubendes Geschäft.“) Das Ausdünnen und Versetzen steht im ganzen tropischen Afrika, wovon ich mich auch im Westen überzeugt habe, meist auf einer recht niedrigen Stufe; nur wenige Völkerschaften halten sich von dem Fehler frei, zu viele Pflanzen in einem Pflanzloch stehen zu lassen.““) Hierdurch erklärt sich u. a. die mangelhafte Entwicklung der einzelnen Pflauzen auch in guten Jahren auf Feldern, deren Bodenverhältnisse ein üppiges Gedeihen und reichen Fruchtansatz gewährleisten sollten. Die Erute findet in einigen Gegenden Ost- afrikas schon vor vollendeter Reife statt, doch ist mir niemals zu Ohren gekommen, daß dieses Verfahren einen Nachteil mit sich brachte ganz im Gegensatz zum Mais, dessen Exportfähigkeit durch das in Ostafrika übliche vorzeitige Ernten empfindlich beeinträchtigt wird. In dieser Hinsicht bleibt für die Wirtschaftsinspektoren noch viel zu tun übrig. In Kilossa, wie in Ugogo werden die ab- geschnittenen Fruchtstände auf besonderen Ge- stellen 1 bis 1½ Monate getrocknet; bei den Wamus5ra im Hinterlande von Lindi (Akidat Ilulu) wird die Hirse über dem Boden abge- schnitten und bleibt dann auf dem Halm etwa einen Monat hindurch auf dem Acker liegen, währenddessen die Sonne das Nachreifen besorgt. Dann erst werden die Rispen abgetrennt; das Saatgetreide für die nächstjährige Bestellung *) Vgl. P. Reichardt a. a. O. S. 375 f. ") Ugl. Lambrecht a. a. O. S. 399.