W 455 2 berufensten Fachmännern, wie O. Warburg und F. Wohltmann, und ich wiederhole gern, was letzterer darüber vor fast 10 Jahren in seinem Buch über Deutsch= Ostafrika aussprach: „Wie die Verhältnisse nun einmal liegen, be- trachte ich es als eine Hauptkulturaufgabe Deutschlands, den an sich befähigten Neger in Deutsch-Ostafrika zur selbständigen Arbeit, zum landwirtschaftlichen Gewerbe und zum Handwerk zu erziehen."“ Zur Durchführung eines solchen Kulturwerks bedarf es meines Erachtens vor allem der Mit- arbeit praktisch= und theoretisch durchge- bildeter Landwirte, die noch dazu imstande sind, die auf heimischem Boden erprobten Methoden der Eigenart des Tropenlandes, den Fähigkeiten des afrikanischen Negers und den Bedürfnissen der Kolonic entsprechend umzuformen. Ferner bedarf es dazu in Ostafrika einer er- weiterten Organisation des landwirt= schaftlichen Versuchswesens. Hierauf näher einzugehen, liegt außerhalb des Rahmens dieser Studie, doch möchte ich auf Grund meiner in Java gemachten Erfahrungen — einer Kolonie, in der das landwirtschaftliche Versuchswesen be- kanntlich auf der Höhe steht — vor einer Dezentralisierung warnen. Vielmehr er- scheint es mir zweckmäßig, das Biologisch-Land- wirtschaftliche Institut Amani, dessen Verdienste um die Förderung der Plautagenkultur er- freulicherweise allenthalben gerechte Würdigung finden, im erforderlichen Umfange auszugestalten, ihm die zu gründenden Zweigstellen anzugliedern und das notwendige technische Personal zu unter- stellen, um es damit zu befähigen, jene vorher bezeichneten Aufgaben erfolgreich in Angriff zu nehmen, Aufsgaben, die ihrer hohen wirtschaftlichen Bedeutung wegen schon vor Jahren für die Gründung des Instituts mitbestimmend waren. Möchte man ungesäumt an die Arbeit gehen: es gilt die Erfüllung einer dringenden „Forderung des Tages“! « Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. (Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur zit Quellenangabe gestanet.) Kamerun. Streifzüge um Jabassi.“) (Mit einer Karte.) Nach Auflösung der Bausso-Expedition hatte die 6. Expeditions-Kompagnie den Auftrag, die Straße Jabassi — Musche zu öffnen und die dann noch unbotmäßigen Stämme der Station Jabassi zu unterwerfen. Die 6. Expeditions-Kompagnie traf am 15. Juni 1906 in Musche ein. Die Erkundungen ergaben, daß die Straße südlich Musche durch die Ngones gesperrt und der Nunübergang dicht nördlich Musche durch Jambeta und Dabeta bedroht sei; außerdem war die Straße von dem Höhenzug südlich Degenimagi bis zum Inubu unsicher. Weitere Unruhen, die auf Erbschaftsstreitigkeiten zurückzuführen waren, wurden zwischen den Häuptlingen Guyo und Menimbe, die westlich der Straße Biongele— Musche —Jabassi wohnen, festgestellt. Verlangte schon die Unterwerfung der drei weit voneinander liegenden Gebiete viel Zeit, so wurde die Befriedung dadurch noch mehr erschwert, daß die Gegner teilweise bei befreun- deten Eingeborenen Unterschlupf fanden. Es *) Bericht des Oberlentnants Menzel über die Tätigkeit der 6. Erpeditions-Kompagnie von Mitte Wuni bis Mitte September 1906 südlich Musche. mußte somit ein weites Gebiet zu gleicher Zeit mit Patronillen überzogen werden. Eine Abteilung unter Hauptmann Do- minik, der sich zufällig in der Nähe befand, verhinderte ein Ausweichen in die friedlichen Bafia= und Bakoko-Gebiete und vereinfachte da- durch die Befriedung ganz außerordentlich. Es gelang ferner, Beledik, den angesehensten Häupt- ling zwischen Degenimagi und dem Innbu, zu bewegen, sich zu stellen. Westlich und südlich von Musche und gegen die Verbündeten des Menimbe folgte eine Anzahl bartnäckiger Patronillengefechte. Als Mitte September der Befehl zum Abmarsch nach Duala eintraf, hatten sich sämtliche Häuptlinge zwischen den Bafia= und Bakoko-Landschaften und der Straße Jabassi— Musche, zum Teil auch westlich der Straße, gestellt. Häuptling Menimbe hatte seine Unterwerfung angezeigt, sein Er- scheinen konnte aber nicht abgewartet werden. Jedenfalls kann er Guyo nicht mehr gefährlich werden, und somit ist die Ruhe auch in diesem Gebiete in nächster Zeit gesichert. Im Waldland nördlich von Inubu haben sich die Häuptlinge, die an der Straße wohnen, ebenfalls gestellt. Auch hier war ein Aufenthalt bis zur Erfüllung der Friedensbedingungen im Hinblick auf den Abmarschbefehl nicht mehr möglich. Als Friedensbedingungen wurden, wie vom Gouvernement befohlen, Strafarbeiter gefordert.