G 484 20 die Kokons zu bewilligen, was die Aufkäufer in eine sehr kritische Lage versetzte. Einige unter ihnen hatten in der Hoffnung auf einen Vorschuß schon mit dem Zusammenkaufen begonnen, und die Beziehungen zwischen den Seidenzüchtern und den Aufkäufern spitzten sich aufs äußerste zu. Die Seidenzucht-Gesellschaften und einige Exporteure suchten um Kreditbewilligung nach, der Konseil der Reichsbank hielt es auch für möglich, diesem Ansuchen stattzugeben, und die Abteilung der Reichsbank in Batum eröffnete den Gesellschaften den Kredit, worauf auf den Kokonmärkten auch sofort eine Belebung eintrat. Die Kokonernte war im Wirtschaftsjahr 1906 qualitativ und quantitativ im Vergleich zu früheren Jahren gut, in einzelnen Gegenden sogar mehr als gut. Im ganzen wurden gegen 75 000 Pud rohe Kokons geerntet, was ungefähr 11—12 Pfund Kokons auf 1 Solotnik Grains ausmacht, d. h. 2 Pfund mehr als im vorigen Jahre. Das Trocknen der Kokons verlief unter normalen Verhältnissen; in der ersten Hälfte des August waren die Kokons bereits trocken und fertig zum Versand, die Aufkäufer und Exporteurc erschienen jedoch nicht, infolge der Unsicherheit der dortigen Gegend und schlugen den Seidenzüchtern vor, die Kokons nach Batum zu liefern. Einige der Seidenzuchtgesellschaften wollten ihre Kokons nicht an Ort und Stelle verkaufen und sandten sic ins Ausland. Im ganzen gingen aus den Seiden- zucht-Rayons des westlichen Transkankasiens ins Ausland 24 000—25 000 Pud trockener Kokons im Werte von ungefähr 1250000— 1300000 Rol. (Nach der Torg. Prom. Caz.) AKgvptens Bedarf an chemischen Düngmitteln. Aus Kairo wird der „Deutschen Orient- Korresvondenz“ geschrieben: Dank der beständigen Ausdehnung der von der künstlichen Bewässerungswerken Nutzen zie- henden Landstrecken, dank auch dem Heranziehen für die Landwirtschaft von Wüstengebieten durch Schaffung von artesischen Brunnen, wird der Flächeninhalt des für landwirtschaftliche Zwecke in Anspruch genommenen Bodens stets größer. Bisher bot der Schlamm des Nilflusses, dessen Fruchtbarkeit sprichwörtlich ist, das beste und aus- giebigste Düngmaterial. Der Schlammgehalt des Nilwassers vermindert sich jedoch erheblich, und zwar im gleichen Verhältnis zu der größeren Entfernung der zu bewässernden Acker vom Strom- bett, weil in dessen Nähe eine Niederschlagung des Schlammes in bedeutenden Mengen statt- findet. Zudem haben die kürzlich gebauten Nil- dämme und namentlich der große Damm bei Assuan neben dem günstigen Ergebnisse der Aus- dehnung des kulturfähigen Bodens auch den Nachteil gezeitigt, daß durch die Schaffung von unermeßlichen stillen Wasserflächen das Nieder- schlagen des im Wasser schwebenden Schlammes gefördert wird. Alle diese Ursachen haben zu dem Ergebnis geführt, daß Agypten für die Fruchtbarmachung seines neugewonnenen Ackerbodens auf das Heran- ziehen von chemischen Düngmitteln immer mehr angewiesen worden ist. Der eingeborene Landwirt bevorzugt als Düngmittel für seinen Acker den aus Kanälen ausgeworfenen Bagger und den bei niedrigem Wasserstand aus dem Nilbette beschafften Schlamm, ebenso auch den Stalldung, der aus Reisstroh, Maisabfällen und tierischem Mist zusammenge- stellt ist. Obschon dieses Düngmaterial als ausgezeichnet zu betrachten ist, so sind die zur Verfügung stehenden Mengen ungenügend, da für den Baumwollbau wie für die Maiskultur min- destens 10 Tonnen dieses Düngmittels für jeden Feddan (4200 Quadratmeter) erforderlich wären und der Viehbestand Agypteus für die Erzeugung der entsprechenden Mengen unzulänglich ist. Mithin ist man dazu gezwungen, künstliche Düngmittel in Anwendung zu bringen. Für den Baumwollenbau verwendet man Super- phosphate in Mengen von 100 bis 150 Kilo für jeden Feddan, unter Hinzufügung von 50 Kilo Salpeter oder Ammoniaksulfat. Die Getreidefelder erheischen die Anwendung von Salpeter in Mengen von 100 Kilo pro Feddan, unter Hinzufügung von 40 bis 50 Kilo Superphosphat. Durch dieses Düngmaterial wird der Ertrag des Bodens um 40 v. H. erhöht. Der Preis dieser chemischen Düngmittel be- trägt in Alexandrien gegemwärtig, franko Waggon: für Ammoniaksulfat 1300 Piaster (270 Markh, für Salpeter 1200 Piaster (250 Mark), Super- phosphat 300 Piaster (62 bis 63 Mark) pro Tonne. Die Gesamteinfuhr von künstlichen Düng- mitteln, die in 1903 16 417 äg. Pfund betrug, stieg in 1904 auf 28 625 äg. Pfund und er- reichte in 1905 einen Wert von 56 801 äg. Pfund, so daß sie sich in zwei Jahren um 315 v. H. vermehrt hat. Olnengesetz für die portuglesischen fiolonlen. Das für die portugiesischen Kolonien erlassene Minengesetz hat durch Königliches Dekret vom 20. September v. J. gesetzliche Gültigkeit erlangt. Das Gesetz darf wohl als liberal bezeichnet werden. Ausländer sind im allgemeinen den portugiesischen Staatsangehörigen rechtlich gleich-