G 515 20 tiefer als einen Meter, und Steine sind teils von den dort befindlichen Riffen, teils vom benach- barten Lande in hinreichender Menge zu be- schaffen. Um dem aus dem Nabuto strömenden Wasser Abfluß zu gewähren und den Anprall der Wogen von der See her zu brechen, sind drei Durchlässe vorgesehen, welche Holzbrücken erhalten. Die mühsame Arbeit des Steinbrechens und Her- beitragens wird von den Eingeborenen geleistet. Sie erhalten wöchentlich nur eine Stange Tabak pro Person. Der Stationschef erklärte mir, er brauche, um die nötigen Arbeiter zu erhalten gar keinen Druck auszuüben. Die Leute meldeten sich im Gegenteil von weit her freiwillig, so daß er oft beinahe in Verlegenheit käme, sie alle zu beschäftigen. Leutemangel sei in seinem Bezirke auf absehbare Zeit nicht zu befürchten. Ein Fllanzer kömmmte * soviele Leute bekommen, als er für die Anlage einer gr benötigen würde. roßen Pflanzung Nach Besichtigung der Brücke fuhren wir eine Strecke weit den Nabuto hinauf. Das Land- schaftsbild ist sehr malerisch. Auf beiden Seiten steht dichter Busch, und verschiedene Bäche stürzen über steile Felswände in den Fluß hinab. Sodann gingen wir zu Fuß nach der von der Nabutobucht etwa eine halbe Stunde ent- fernten, auf einem Hochplatean gelegenen Station. Dort ist jetzt ein weiteres Gebäude erstellt, das sogenannte Polizeimeisterhaus. Das Haus hat zwei große geräumige Zimmer und die nötigen Nebenräume. Eine breite Veranda, von der man einen herrlichen Ausblick auf das vorliegende Land und die See genießt, führt um das ganze Ge- bände herum. Die Lage des Hauses ist sehr frei. Es ist sowohl der Ser= wie der Landbrise aus- gesetzt und läßt deshalb auch in gesundheitlicher Beziehung nichts zu wünschen übrig. Die Polizei- soldaten wohnen in geräumigen Häusern aus Buschmaterial, die sie den nach enropäischem Muster erstellten Gebäuden vorziehen. Der Ge- sundheitszustand der Leute darf als recht günstig bezeichnet werden. Gegen Einbruch der Dunkelheit kehrten wir wieder an Bord zurück. Der „Seestern“ lichtete den Anker, und am anderen Morgen (Dienstag, den 13. November) kamen wir vor Käwieng an. Hier wurde die Post abgegeben und die nicht unerhebliche Ladung für die Station und den Regierungsarzt gelöscht. Nach Vornahme der Kassenrevision und Erledigung der vorschiedenen dienstlichen Rücksprachen mit dem Stationschef wurde der Regierungspflanzung, die etwa 400 Hektar groß ist, ein Besuch abgestattet. Die Wege durch die Pflanzung sind ausgezeichnet; die Pflanzung selbst ist sehr sauber gehalten. Wo es noch nicht möglich war, das gesamte Unkraut zu entfernen, sind wenigstens überall große Scheiben um die Bäume angelegt, innerhalb welcher der Boden gejätet und gelockert ist, so daß die Palmen Luft und Licht in hinreichender Menge erhalten. Die Palmbäume haben auch fast durchgehends ein recht erfreuliches Aussehen und versprechen bei fortgeseßt guter Pflege in einigen Jahren ansehnlichen Ertrag. Die erforderlichen Pflanzungs- arbeiten läßt der Stationschef durch Eingeborene aus der näheren und weiteren Umgebung vor- nehmen. Bezahlung außer dem üblichen Tabak erhalten auch diese Leute nicht. Nach der Besichtigung der Pflanzung be- suchten wir den Regierungsarzt, der eben damit beschäftigt ist, die für dieses Etatsjahr genehmigten umfangreichen Neubauten für ein Eingeborenen- hospital erstellen zu lassen. Die Bauarbeiten selbst werden von einem Techniker geleitet. Das für die Apotheke bestimmte Gebäude war im Rohbau fertig, das Gelände für die Eingeborenen- krankenhäuser nahezu geklärt und planiert. Diese Arbeiten nahmen infolge des steinigen Unter- grundes und der dadurch notwendig gewordenen Sprengungen sehr erhebliche Zeit in Anspruch. Die eigentlichen Bauarbeiten werden nun schneller vor sich gehen. Den Nachmittag benutzten wir zu einer Fahrt nach der etwa drei Meilen von Käwieng entfernt liegenden Insel Ussein. Auf dieser im Eigentum des Gouvernements stehenden Insel, die etwa 45 Hektar groß ist, hat der Stationschef eben- falls eine Palmenpflanzung angelegt. Die Palmen gedeihen hier, wie meist auf solchen, der Seebrise von allen Seiten zugänglichen Koralleninseln, ausgezeichnet. Es steht zu erwarten, daß sie schon in einem Jahre zu tragen anfangen. Die Rein- haltung der Pflanzung verursacht keine besonderen Kosten. Die auf der Insel noch wohnenden Ein- geborenen, etwa siebzehn an der Zahl, besorgen diese Arbeit. Sie dürfen dafür die auf der Insel in großer Menge gepflanzten Süßkartoffeln ernten. Erwähnenswert ist noch, daß auch die Vieh- zucht in Käwieng sehr erfreuliche Ergebnisse aufzuweisen hat. Die Schafe gedeihen vorzüglich; der Bestand hat sich in kurzer Zeit mehr als ver- doppelt. Ebenso aussichtsreich entwickelt sich unter dem verständnisvollen, unermüdlichen Stationschef und seinen Assistenten die Pferdezucht. Erst kürz- lich sind wieder drei Fohlen gefallen; in Bälde werden weitere erwartet. Schon jetzt beträgt der Bestand mit den Fohlen neunzehn Pferde. Es steht zu hoffen, daß die Station in nicht ferner Zeit die übrigen Regierungsstellen mit dem nötigen Pferdematerial wird versorgen können. Käwieng verließen wir am Mittwoch früh, um nun der etwa neunzig Seemeilen entfernten St. Mathias-Insel einen Besuch abzustatten.