W 917 20 Kanus an und brachten ein großes Schwein sowie eine größere Menge Muschelgeld. Auch boten sie weitere Geiseln an. Das Anerbieten wurde jedoch abgelehnt. Darauf fuhren die Ein- geborenen wieder an Land. Durch den bis dahin auf dem Schiffe festgehaltenen Eingeborenen ließ ich nunmehr den Leuten mitteilen, daß sie bei Wiederholung derartiger Vorgänge strenge Be- strafung zu gewärtigen hätten und daß ich ihnen im übrigen Bedenkzeit gäbe, die gefangen ge- haltenen Weiber zurückzubringen. Sie sollten die Weiber in Komuli abliefern. Falls bis zur nächsten Ankunft des „Seestern“ der Befehl nicht ausgeführt sei, würden wir auf das schärsste gegen sie vorgehen. Es erschien mir angezeigt, mich für diesmal mit diesen Schritten zu begnügen. Das Dorf liegt sehr exponiert am Strande. Tiefes Wasser ermöglicht das Heranfahren bis auf hundert Meter. Somit wäre es ein Leichtes, das Dorf unter Geschütz= wie auch unter Gewehrfeuer zu nehmen. Auch kann man von Papitalai aus das Dorf zu Lande erreichen und damit den Leuten den Rück- zug abschneiden. Da die Loninleute aber erst vor etwa zwei Jahren schwer bestraft worden sind, wollte ich mir ein Vorgehen mit Waffen= gewalt für den äußersten Fall vorbehalten. Zeigt sich, daß die Leute trotz der wiederholten Warnung ihr Treiben fortsetzen, dann kann bei der nächsten Anwesenheit des „Seestern“ oder eines Kriegs- schiffes Bestrafung erfolgen. Vor Papitalei, das im Südosten der großen Manusinsel, inmitten einer ausgedehnten Lagune liegt, kamen wir nachmittags an. Die Einfahrt ist wegen der vielen, meist kaum sichtbaren Riffe nicht ungefährlich, doch sind bereits von S. M. Schiffen „Seeadler“ und „Kondor“ aufgenommene Skizzen da, die eine Orientierung wesentlich er- leichtern. Auch hier kamen die Eingeborenen als- bald in großer Zahl an den „Seestern“ heran. Unter ihnen befand sich der Missionszögling Po Minis, der gegenwärtig in seiner Heimat weilt, um für die katholische Mission anzuwerben. Da er sowohl Pidgin-Englisch, wie auch ziemlich viel Deutsch spricht, so ist er als Dolmetscher und Führer sehr gut zu gebrauchen. Ich nahm des- halb auch seine Dienste in Anspruch, um die auf beiden Seiten der flußartig sich dahinziehenden Lagune gelegenen Eingeborenen-Niederlassungen zu besuchen. Dank der Vermittlung Po Minis, welcher hier einen ziemlichen Einfluß ausübt, wurden wir überall gut aufgenommen, wiewohl die Leute ein sehr scheues Wesen an den Tag legten und sich erst nach längerem Hin= und Her- verhandeln in größerer Zahl heranwagten. Alte Leute, die man sonst selten sieht, bekamen wir hier mehrfach zu Gesicht. Bei ihrem Anblick fragt man sich unwillkürlich im Stillen, wieviele Menschen wohl jeder von ihnen schon verzehrt und sonst auf dem Gewissen habe, denn dem Kan- nibalismus wird im ganzen Gebiete der Admi- ralitäts-Inseln nach wie vor noch stark gefröhnt. Ein gründlicher Wandel wird hierin erst zu schaffen sein, wenn diese Gebiete eine eigene Polizeimacht besitzen. Am Sonnabend, den 17. November, verließen wir in der Frühe Papitalei und besuchten am gleichen Tage noch die Carpenter-Insel (im Nordwesten von Manus) auf welcher die Firma Hernsheim & Co. eine Station besitzt. Infolge des regnerischen Wetters, das den ganzen Tag geherrscht hatte, konnten wir uns jedoch kaum eine halbe Stunde aufhalten, da wir noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder die hohe See gewinnen wollten, um am nächsten Morgen in der Gruppe der Hermits-Inseln anzukommen. Nach dem Berichte des Vertreters der Firma Hernsheim & Co. lag Anlaß zu Klagen wegen Ausschreitungen von Eingeborenen der Carpenter- Inseln nicht vor; doch ist auch hier, wie auf allen anderen Inseln der Gruppe, äußerste Vor- sicht geboten. Daß wir nur kurzen Aufenthalt nehmen konnten, war um so bedauerlicher, als während der Zeit unserer Anwesenheit von allen Seiten mindestens zwanzig große Kanoes mit je zehn bis zwölf Eingeborenen angesegelt kamen. Die Leute hier gehören mit zu den schönsten und kräftigsten Gestalten, welche mir je in der Südsee begegnet sind. Ihre vielen, zum Ver- kaufe angebotenen Holzschnitzereien und sonstigen Arbeiten zeugen von großer Geschicklichkeit. Die Leute sollen auch, wie mir verschiedentlich mit- geteilt wurde, recht fleißig sein. Da die Insel- gruppe angenscheinlich sehr stark bevölkert ist, so öffnet sich hier für späterhin noch ein reiches Feld der Arbeiteranwerbung. Am Sonntag, den 18. November, kamen wir morgens gegen sieben Uhr vor Maronn an. Hier hat der Kaufmann und Pflanzer Heinrich Rudolf Wahlen, dem die Gruppe der Hermits- Inseln mit Ausnahme der etwa 1000 Hektar großen Insel Luf und der kleinen Insel Zet gehört, seine Hauptniederlassung. Die Schiffe liegen infolge der vielen vorgelagerten Riffe vor Maronn einigermaßen geschützt, doch ist wegen allzu tiefen Wassers der Ankergrund nicht be- sonders günstig. Die Insel Maronn ist, wie auch Luf und Akeb, hügelig; hoch oben auf der Anhöhe hat sich Wahlen ein stattliches Haus im modernen Stile errichtet. Man staunt, in diesem abgelegenen Teile der Südsee ein solches Besitz- tum vorzufinden. Von den Veranden des Hauses genießt man eine herrliche Rundsicht über die Inseln und das infolge der vielen Riffe in