524 20 die Landschaft Ussangr. Die an Schwemm- böden vom Ruaha und seinen Nebenflüssen reiche Landschaft bezeichnet er als die Kornkammer des Uhehebezirkes. Sie sei stark bevölkert, und ihre Einwohner sind fleißige Leute, die bei euro- päischen Pflanzungs-Unternehmungen willig ar- beiten würden. In der Besprechung wurde auf die vom Kolonialamt veröffentlichte „Denkschrift über die Eisenbahnen in Afrika“ hingewiesen, die eine vorzügliche Unterlage für einen umfassenden und zweckmäßigen Eisenbahnbauplan in Deutsch-Ostafrika bilde. Bezüglich der Leit- sätze für diesen Eisenbahnbauplan spricht sich das Komitee dahin aus, daß bei sonst gleichartigen Verhältnissen diejenigen Eisenbahnlinien den Vor- zug verdienen, welchen eine Konkurrenz seitens der Nachbarkolonien droht. Das Komitee beschließt, den Generalbericht über die Erkundungen von Fuchs und Hauter dem Kolonialamt als Unterlage für die Auf- stellung eines Eisenbahnbauplanes in Deutsch- Ostafrika zur Verfügung zu stellen und zur Zeit der Vorlage dieses Eisenbahnbauplanes durch die Kolonialverwaltung seinerseits eine volkstümliche Propaganda- durch Volksschriften, Karten und graphische Darstellungen zu veranstalten. Errichtung von Palmölwerken in Kamerun und Togo. Angesichts der großen Aufnahmefähigkeit Deutschlands an Olprodukten (im Jahre 1906 bezog Deutschland Olprodukte im Werte von über 150 Mill. Mark vom Auslande) und im Hinblick auf die bisherige verlustreiche Bereitungsweise des Palmöls durch die Eingeborenen hat das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee die Erfindung eines Palmölwerkes mit einem Preise ausgezeich- net, durch welches die Palmfrüchte leicht und billig verarbeitet werden können. Der aus West- afrika zurückgekehrte Experte Dr. Soskin hat an Ort und Stelle in Kamerun feststellen können, daß bei Verwendung des Palmölwerks die Her- stellung eines Kilogramm Oles auf etwa 11 Pf. zu stehen kommt, während die Olbereitung auf Eingeborenenweise über 50 Pfennig per Kilo- gramm kostet. Diese Feststellung ergibt, daß die Ausfuhr eines der für Westafrika wichtigsten Produkte durch maschinelle Ausbeute ganz er- heblich zu steigern wäre. Die maschinelle Aufbe- reitung der Palmfrüchte bietet Europäern ein einträgliches Geschäft. Das Komitee beschließt zur Förderung der maschinellen Ausbeute der Olpalme analog dem Vorgehen mit den Baumwoll-Entkernereien in Togo und Deutsch-Ostafrika Palmölwerke in Kamerun und Togo zu errichten und zu betreiben. Zunächst soll eine solche Anlage am schiffbaren Wuri (Kamerun) Aufstellung finden. Weitere Palmölwerke sollen dann, mit dem Ausbau der Verkehrsverhältnisse Schritt haltend, nach dem weiteren Innern der Kolonien vorgeschoben werden. Das Guttapercha= und Kautschuk-Unter- nehmen in Neugninea. Über die im Interesse der wirtschaftlichen Erschließung Neuguinecas und im Interesse der Guttapercha und Kautschuk verarbeitenden In- dustrien unternommene Expedition berichtet Pro- fessor Dr. Preuß: Die gründliche Vorbereitung des Unter- nehmens ist nunmehr abgeschlossen. Dr. Schlechter hat eingehende Studien über den gegenwärtigen Stand der Hevea-Kultur auf Singapore und der Guttapflaunzen in Tjipetir und Buitenzorg ge- macht.,. Zur Anwerbung von guttakundigen Ma- layen bereiste er Sarawak, jedoch ohne Erfolg; zum gleichen Zweck schiffte er sich im Jannar nach Padang ein. In den Bovenlanden und Padang-Pandjang gelang es ihm mit Unterstütung des deutschen Konsuls und der Behörden, fach- kundige Leute anzuwerben. Nach seinem letzten an Bord des „Prinzen Ludwig“ verfaßten Be- richt vom 26. Februar befand sich Schlechter mit den Malayen und einer größeren Menge Pflanzen und Sämereien (darunter 2 Kisten Palaquium gutta), unterwegs nach Neuguinea, wo er Mitte März eingetroffen sein dürfte. Inzwischen hat W. C. Dammköhler im Schutzgebiet selbst die notwendigen Vorkehrungen getroffen, er hat Bullu für den Ausgangspunkt der Expedition ausgesucht, die in der Kolonie an- geworbenen etwa sechzig Leute dorthin überführt und in einem für etwa hundert Mann ausreichen- den Arbeiterhause untergebracht; auch ein Lager- haus und Europäerhaus sind dort errichtet. Die Station Bullu liegt auf einer zwei Hektar großen Landzunge nahe Bongu am Fuße des Konstantin- berges. Von dort kann man die Täler des Minjem, Kioria und Kabenan gut erreichen. Inzwischen ist auch der zur topographischen Aufnahme des Expeditionsgeländes vom Kaiser- lichen Gouvernement zur Verfügung gestellte Landmesser Wernicke zur Expedition gestoßen. Dammköhler ist beauftragt unter Benutzung des alten Ramuweges durch das Minjemtal einen Weg auf die Sattelhöhe zwischen Finisterre= und Oertzen-Gebirge, der auch für Saumtiere gangbar ist, zu schlagen und oben eine zweite Station anzulegen. Diese sollte so weit vorgeschoben werden, daß man von dort aus sowohl die Nord- als die Südhänge des Finisterre-Gebirges bear- beiten und daß auch der Vorstoß zum Ramu