578 20 für regelmäßig abgehaltene Märkte bestimmt waren. Infolgedessen kam es vor, daß monat- lich einmal der große Markt auf den Sonntag der Europäer fiel. Nun wurde die siebentägige Woche eingeführt und alle Märkte auf Wochen- tage gelegt, so daß der Sonntag frei bleibt. Sämtliche sieben Wochentage tragen eigene Bamum- Namen. Besonders interessant ist, was der „Heiden- bote“ über die vom Häuptling selbst erfundene Schrift erzählt: „Schon unter der Regierung seines Vaters, des im Kampf mit den Bansso gefallenen Sango, hatten sich einige Haussahändler aus dem Innern in Fumban niedergelassen. Sie brachten uralte Bücher mit, die aus Mekka stammen und in arabischer Schrift geschrieben sind. Der Anblick der Bücher und die Kunst des Schreibens erregte das Interesse des Häuptlings und des damals sechzehnjährigen Joja aufs höchste. Um schweres Geld kaufte Sango den Haussa sieben solcher Bücher ab. Sie enthalten Gebete und Zaubersprüche. Auch der vollständige Koran befindet sich darunter. Es hätte nun nahegelegen, wenn der junge Joja die moderne arabische Schrift, wie sie viele der Haussahändler schreiben, von diesen erlernt hätte. Das verbot ihm aber sein Stolz, beson- ders seit er nach dem Tode seines Vaters selbst den Häuptlingsthron bestiegen hatte. Er wollte nicht als Schüler der hergelaufenen fremdländi- schen Krämer gelten. Gleichzeitig empfand er aber als gescheiter Mensch die Unkenntnis der Schrift als einen Mangel. Doch konnte er sich ja damit trösten, daß die Schreibkunst eine Be- sonderheit der Haussa sei. Als er aber nun auch bei den Europäern, die inzwischen nach Fumban vorgedrungen waren, die Kunst des Lesens und Schreibens wahrnahm, sah er sich von allen Seiten her übertroffen, was ihn in seinem Häupt- lingsstolz aufs tiefste kränkte. Die Haussaschrift wollte er nicht annehmen, und daß man mit der Europäerschrift auch die Bamumsprache schreiben könne, erschien ihm unglaublich. Da faßte er den Gedanken, eine eigene Schrift zu schaffen. Er gab jedem seiner Soldaten Wörter auf mit dem Befehl, für jedes einsilbige Wort ein beson- deres Zeichen zu erfinden, für mehrsilbige Wörter soviel Zeichen, als das Wort Silben habe. Die eingelaufenen Zeichnungen prüfte er genan; er vereinfachte oder vervielfachte sie, je nachdem er (s für gut fand. So entstand eine vollständige Bamumschrift, eine neue Zeichenschrift, die an die Hieroglyphen der alten Aegypter oder an das Gepinsel der Chinesen erinnert. Man kann da- mit seine Gedanken vollständig zum Ausdruck bringen, wie z. B. das von Missionar Göhring mitgeteilte Vater Unser in Bamumschrift beweist. Die Entstehung dieser Schrift ist kultur- geschichtlich außerordentlich interessant, ebenso der Umstand, daß der Häuptling gerade auf die Silbenschrift geraten ist. Es hätte ja eigentlich noch näher gelegen, einfach für jedes Wort ein besonderes Zeichen zu setzen. Joja ist sehr stolz, der Erfinder einer Schrift zu sein. Er hat das Gefühl, sich durch eigene Kraft auf eine höhere Kulturstufe gehoben zu haben. Um auch seine Untertanen an der Wohltat der Schrift teilnehmen zu lassen, gibt er selber Unterricht in seiner Er- findung und hat zu diesem Zwecke kürzlich dem Missionar Göhring 66 Schiefertafeln für seine eigene Palastschule abgekauft, wo er zunächst seinen Vertrauten Schreibunterricht in der Bamumschrift erteilt. Seinen Schülern ist es Ehrensache, möglichst bald und richtig die Schrift ihres Fürsten zu erlernen, und sie rühmen es dann ftolz: „König Joja hat uns diese Schrift gegeben.“ Jetzt wechselt der Häuptling täglich Briefe in der eigenen Schrift mit seinen Untertanen. Es werden wohl etwa 200 Schreibkundige in Bamum sein, die ihm ihre Kunst verdanken. Auch führt Joja ein dreifaches Tagebuch, worin er abends seine Einnahmen und Ausgaben re- gistriert, allerhand Rezepte aufzeichnet und die von dem Missionar oder von anderen Europäern vernommenen Mitteilungen, auch biblische Ge- schichten, festhält. Joja ist jedenfalls ein Ori— ginal, das seinesgleichen sucht. Missionar Göh- ring hat ihm gezeigt, daß er auch mit der Enro- päerschrift alles zu schreiben imstande sei, was man spreche, auch die Bamumsprache. Er hat schon oft beim Unterricht in der Missionsschule zugehört und zugesehen, und es leuchtet ihm sehr ein, wie wir lesen und schreiben; aber seinen Ruhm, der Erfinder einer eigenen Schrift zu sein, will er sich nicht nehmen lassen. Und der soll ihm auch bleiben.“ Die Verwertung von tropischen Früchten, ins- besondere von Ananas in Ramerun.“) Vou Korpostabsapotheker a. D. Berneganu-Halensee. Die Ananaskultur auf der Insel Sao Miguel (Azoren) ist verhältnismäßig kostspielig durch die Glashauskultur. Deshalb können die Ananas- pflanzer von dort nur Ananasfrüchte als Dessert- ananas ausführen, nicht aber als Ananaskonserven. Ananasfrüchte werden in besonderen Frucht- dampfern nach Liverpool verschifft und dort nach Hamburg umgeladen, wo sie sofort nach dem *) Va l. auch den Artikel Bernegaus in der vorigen Nummer ber- Kolonialblattes.