W 580 2 Kohlensäurequelle aufzuschließen, so wäre das für die Sanierung der Westküste von großem Nutzen, weil dann Eismaschinen und Kühlanlagen nach dem Kohlensäuresystem an allen wichtigen Plätzen der Westküste errichtet werden können. Die Eisenbahn-Baugesellschaft könnte bei Er- richtung der Fruchtkonservenfabrik eventuell die Mitwirkung großer deutscher Geschäftshäuser her- anziehen, welche die ganze Jahresproduktion der Ananas-Konservenfabrik übernehmen würden. Hier- durch wäre der Absatz gleich sichergestellt. Zum Schlusse sei in diesem Zusammenhange auf eine andere Möglichkeit, die Gründung einer Fruchtverwertungsgesellschaft für die Ka- kaopflanzungen in Kamerun hingewiesen. Wenn diese Gesellschaft ihre Kakaofrüchte an eine im Schutzgebiet zu errichtende Fabrik verkaufte, er- hielte der Kakaomarkt eine einheitliche Kameruner Kakaobohne. Der Pflanzer hätte mit der Auf- bereitungstechnik nichts zu tun und könnte sich deshalb um so eingehender mit der Züchtung guter Kakaopflanzen beschäftigen. Hier müßte der Grundsatz „Zentralisation“, nicht „Arbeits- zersplitterung“ Geltung finden. 75 Deutsch-Ostafrika. Vom eEeisenbahnbau Daressalam—c(Dorogoro. Einem von der Firma Ph. Holzmann & Co. dem Gouvernement in Daressalam über den Stand der Bauarbeiten für die Eisenbahn von Daressalam nach Morogoro am 1. April 1907 eingereichten Berichte entnehmen wir fol- gende Angaben: Die Erdarbeiten sind bis auf die Aus- führung von rund 108 000 ebm beendet. Das Planum wird bis September d. Is. auf der ganzen Strecke bis Morogoro fertiggestellt sein. Fertig gemauert und montiert sind die Brücken bis Kilometer 92 mit Ausnahme einiger Rohrdurch- lässe. Ferner sind alle Brücken bis auf die Auf- stellung der Eisenkonstruktionen fertig von Kilo- meter 144 bis Kilometer 182. In Arbeit sind die Brücken von Kilometer 92 bis Kilometer 144 sowie diejenigen von Kilometer 182 und darüber binaus. Das Gleisende liegt gegenwärtig auf Kilo- meter 153. Sobald der Oberbau die Station Ngerengere (Kilometer 157) erreicht hat, wird eine Pause im Vorstrecken eintreten, da Lokomo- tiven und Wagen einer notwendigen Reparatur bedürfen. Ende Mai wird das Vorstrecken wieder aufgenommen werden und Ende September d. Is. wird die Gleisvorlage voraussichtlich den Bahnhof Morogoro erreicht haben. Die Strecke ist fertig beschottert bis Kilo- meter 40 und von Kilometer 50 bis Soga. Nach unseren Dispositionen wird die Strecke bis Kilometer 190 bis Ende d. Is. fertig beschottert sein; der Rest der Beschotterung wird in der ersten Hälfte des Jahres 1908 erfolgen. Auf Bahnhof Daressalam sind alle Hoch- bauten bis auf die Installationsarbeiten des Über- nachtungs= und Badehauses fertiggestellt. Die Werkstätte ist in Betrieb genommen. Fertig sind ferner die Hochbauten auf Bahnhof Pugu, wäh- rend die Hochbauten auf den Bahnhöfen Soga und Ruvu binnen vier Wochen ihrer Fertig- stellung entgegensehen. Für das Empfangs- gebäude in Ngerengere sind die Fundamente gemauert. # 1 1* In dem dritten Geschäftsbericht der Ostafri- kanischen Eisenbahngesellschaft für 1906 heißt es u. a.: „Die Schwierigkeiten der Bauausführung wirkten auch im größten Teile des abgelaufenen Geschäftsjahres weiter störend auf den Fortgang der Arbeiten ein. Dennoch konnten wir nicht nur eine Teilstrecke dem öffentlichen Verkehr übergeben, sondern auch auf den im Bau befindlichen Strecken die Arbeiten so fördern, daß es sich wahrscheinlich ermöglichen lassen wird, gegen Ende dieses Jahres den öffentlichen Betrieb bis Morogoro weiter- zuführen. Der Aufstand in Deutsch-Ostafrika, der erst in der zweiten Hälfte des Berichtsjahres sein Ende erreichte, hinderte uns, einen ausreichenden Stamm von ständigen Arbeitern zu halten. Mit den in Tabora und Muansa angeworbenen Leuten hatten wir zu Anfang des Berichtsjahres ungefähr 5500 Arbeiter zur Verfügung. Für unser Be- dürfnis wäre neuer Zuzug nötig gewesen: statt dessen trat aber bald wieder infolge des unzuver- lässigen Charakters der Neger eine Verminderung ein. Es dauerte wieder längere Zeit, um die Arbeiter auf die notwendige Zahl zu bringen. Unter solchen Umständen war es unmöglich, das Arbeitsprogramm genau innczuhalten. Die Ar- beiterfrage beschäftigte unsere Bauleitung be- ständig, und es wurde kein Versuch gescheut, des Landes und der Sprache kundige Leute zu be- wegen, als ständige Arbeiteranwerber nach dem Innern zu gehen und Arbeiter zu beschaffen. Leider wurden geeignete Leute hierfür nur selten gefunden. In dankenswerter Weise hat uns das Gouvernement Unterstützung durch Überweisung von 800 Strafarbeitern im Oktober gewährt, wo wieder ein großer Teil der anderen die Arbeits- stätten verließ, um ihre Felder zu bestellen.