W 592 20 Der Swakop „RKommt ab“. (Mit einer Abbildung.) Tiefblauer wolkenloser Himmel lagert den größten Teil des Jahres über dem weiten Bereich des Swakop, des Vaters unserer Ströme in Deutsch-Südwestafrika. Nur selten wird in der trockenen Zeit die Sonne von Wolken verdunkelt, bis Ende September die ersten Vorboten der Regenzeit erscheinen. Die kalten Nächte hören allmählich auf; hin und wieder fällt ein kleiner Regenschauer, die ersten Sträucher und Bäume beginnen Blätter und Blüten zu treiben. Der häufigste strauchartige Baum des Landes, der Hackisdorn, der als dichtes Gebüsch riesige Flächen bedeckt, entwickelt als erster einen dichten weißen Blütenflor und erinnert uns an den Schwarzdorn in Norddeutschland und die blühenden Obstgärten unseres südlichen Heimatlandes. Ein Regenguß bringt später den massenhaft am Boden liegenden Samen von Gras und Kräutern zum Keimen, und im Januar erscheint das Feld, so weit das Auge reicht, in saftigem Grün. Die Höhenzüge, besonders bei Okahandja, erinnern dann an die deutschen dicht bewaldeten Mittelgebirge. Aber noch immer sind die beiden Flußbetten (Riviere) ohne Wasser; nur hin und wieder kommt ein kleines Rivier aus den Bergen ab, das aber bald nach Erreichen des Hauptriviers im Sande ver- schwindet. Um dieses zum Fließen zu bringen, müssen erst die starken, oft 14 Tage ohne Unter- brechung anhaltenden Regen des Januar einsetzen. Der Boden des Landes und die Rivierflächen müssen sich erst bis zur Ersättigung mit Wasser vollsaugen, um ein Abkommen der großen Riviere zu ermöglichen. Die Abbildung zeigt den abkommenden Swakop bei der Forststation Ukuib etwa 120 km östlich des Mecres. Am 5. und 6. März zogen sich drohende Gewitterwolken lm Norden über den Bergen von Ababis und im Osten über dem Komashochlande zusammen, gewaltige Wassermassen stürzten vom Himmel herab. An einzelnen Be- obachtungsorten fielen in einer Nacht 83 mm. Am Abend des 7. hörte man in Ukuib, das etwa 300 m vom Swakop entfernt liegt, schon auf viele Kilometer das Donnern und Toben der andrängenden Wassermassen. In ähnlicher Weise kam der Swakop im Jannar 14 Tage, im Februar drei Tage und im März acht Tage lang ab; die Küste erreicht er nur selten. Also nur eine sehr geringe Zeit im Jahre führt der Strom an der Oberfläche Wasser; dafür bleibt aber das ganze Jahr hin- durch das Wasser unterirdisch im Fließen. Die breiten Schwemmlandflächen in der Nähe des Stroms ziehen hiervon Vorteil, da dort das Grundwasser, welches vor der Regenzeit fast überall auf 6 bis 7 m ansteht, nach dem Ab- kommen des Swakop allmählich bis auf 5 m und noch höher steigt. Mit diesem Wasser, das so leicht zu beschaffen ist, könnte man über tausend Hektar Schwemm- land, das als jungfräulicher, unerschlossener Boden daliegt, in Maisfelder, Dattelplantagen, Nut- wälder usw. verwandeln. Ein Anfang ist erst auf der Forststation Ukuib gemacht, woselbst die dort seit etwa 1½ Jahren in Angriff genommenen Dattelkulturen sehr günstig gediehen sind und guten Erfolg versprechen, da die tiefwurzelnden Dattelbäume in wenigen Jahren das Grundwasser erreichen können. Wir geben in der heutigen Nummer aus ver- schiedenen Gegenden Deutsch-Südwestafrikas Vege- tationsbilder, welche uns namentlich prächtige Dattelpalmen-Bestände zeigen. Kolonial-Wirtschaftliches. Der IV. Internationale Baumwoll-Kongreß und das Kolonlal-Wirtschaftliche Komitee. Dem IV. Internationalen Baumwoll- Kongreß zu Wien wurde der Bericht VIII über die „Deutsch-kolonialen Baumwoll-Unternehmungen“ von Karl Supf unterbreitet. Einem Vorschlag des Delegierten des Komitees, Herrn Moritz Schanz-Chemnitz, die Erfahrungen der fremd- ländischen und deutschen Baumwolländer auf dem Gebiete der künstlichen Bewässerung gegenseitig auszutanschen, wurde zugestimmt. Auch eine An- regung zur finanziellen Beteiligung der öster- reichischen und Schweizer Baumwollinteressenten an den deutsch-kolonialen Baumwoll-Unternehmungen wurde mit lebhafter Sympathie aufgenommen. Der Behauptung der amerikanischen Dele- gierten, daß Amerika trotz seines zunehmenden eigenen Verbrauchs durchaus in der Lage sei, den gesamten Weltbedarf an Baumwolle zu decken, wurde von dem Vertreter des Kolonial-Wirtschaft- lichen Komitees entgegengehalten, daß, die Rich- tigkeit dieser Behauptung vorausgesetzt, man trotz- dem nicht über die schweren Bedenken und Gefahren hinweg kommen könne, die darin liegen, daß Europa im Bezug seines größten und wichtigsten Rohstoffes für Bekleidung ganz überwiegend auf