G 619 20 gegriffen wurde, ein allgemeiner Aufstand zu be- fürchten war. Daher wurde nach Auflösung der von Steinschen Makaexpedition den genannten beiden Hauptleuten gestattet, ihrem Antrag ge- mäß gemeinschaftlich gegen die unbotmäßigen Stämme einzuschreiten. Wie aus den folgenden Berichten hervorgeht, hat die Expedition mit der Unterwerfung des Häuptlings Ngele Menduge vollen Erfolg ge- habt und zur Errichtung des neuen Verwaltungs- bezirks Bimba-Beri Bertua geführt. Nach einer Meldung des Obersts Müller ist dem Vorschlag Schlossers entsprechend die Südexpedition inzwischen aufgelöst worden. Die 9. Kompagnie wird zur Besetzung des Bimba-Beri-Bertua-Be- zirks verwendet. 1. Bericht des Oauptmanus Schlosser. Vom 27. Dezember 1906. Am 9. Dezember trat ich den Vormarsch von Ngele-Menduge nach Osten an und erreichte am folgenden Tage unter schwachem Widerstand der Bevölkerung den Ort Baguna. Hier erhielt ich Fühlung mit dem etwa sechs Stunden östlich Baguna in Malaman ansässigen Händler Zampa von der Firma Randad und Stein, der auf vorherige Weisung Hauptmann Dominiks einem großen Teil der Maka-AUnterstämme im Norden und Osten von dem Widerstand gegen die Re- gierung abgeraten hatte. Zampa brachte es zu Wege, daß sich am 11. und 12. dreizehn Häuptlinge der Nord= und Ost-Makas bei mir stellten. Sie versicherten glaubhaft, daß der eigentliche Urheber des Widerstands Ngele-Men- duge sei, der rücksichtslos jeden europäerfreund- lichen Eingeborenen getötet und auch sonst Grau- samkeiten aller Art verübt habe. Unter andern habe Ngele-Menduge zur Feier der jetzigen be- waffneten Erhebung ein großes Menschenschlachten und -Fressen veranstaltet. Dies wurde bestätigt durch die in durchzogenen Dörfern vielfach vor- gefundenen Teile frisch getöteter, menschlicher Körper. Einige Male wurden die Eingeborenen geradezu beim Festschmause überrascht. Auf die Nachricht hin, daß Ngele-Menduge, dessen Spuren zunächst nach Osten wiesen, nun- mohr in südwestlicher Richtung geflohen sei, nahm ich dorthin die Verfolgung auf, verständigte Do- minik von der veränderten Sachlage, und mar- schierte, die noch unbotmäßigen Dorsschaften vor mir hertreibend, auf den Njong zu. In dem Dorfe Badjische, neun Stunden nordwestlich Abong-Mbang, wurde wieder friedliche Berührung mit den Eingeborenen gewonnen. Hier ließ ich Oberleutnant Kirch mit vierzig Mann zrrück. Ngele-Menduge war wieder nach Westen ausge- wichen. Weitere Versuche, seiner mit Gewalt habhaft zu werden, hielt ich zunächst für zwecklos, da in diesem nur den Einheimischen voll ver- trauten Sumpfgelände jeder einigermaßen ge- wandte Eingeborene sich einer verfolgenden Pa- trouille entziehen kann. Es sind Verhandlungen, zu deren Führung sich geeignete Persönlichkeiten fanden, eingeleitet. Die Hauptsache bleibt, daß die Makas die Aussichtslosigkeit des Widerstandes eingesehen haben, wofür die überaus laue, immer mehr ab- flanende Fechtweise ein Beweis war, und daß der politische Einfluß Ngele-Menduges gebrochen ist. Alles weitere kann man getrost der Zukunft überlassen. Oberleutnant Kirch hat Auftrag, sich dem- nächst an den oberen Dume zu begeben, wo, etwa am Schnittpunkt der Engelhardtschen Njong- Bertua-Route mit dem Dume, sich noch unbot- mäßige Maka-Unterstämme befinden. Von hier aus soll Kirch Verbindung mit Dominik be- ziehungsweise der von diesem zurückgelassenen Abteilung suchen. Ich selbst habe mich von Badjische über Abong-Mbang (am Ober-Niong) nach Lomie zurückbegeben, wo ich am 24. De- zember wieder eintraf. 1 1# u 2. Bericht des Hauptmanns Dominik. Vom 26. Dezember 1906. Am 9. Dezember trat ich von Ngele-Menduka aus, das unter Professor Dr. Haberers Leitung als Krankensammelstelle und Depotplatz einge- richtet wurde, mit Polizeimeister Müller und fünfzig Mann, sowie mit zweihnndertfünfzig Mwele-Hilfskriegern den Vormarsch in das nörd- lichste Makagebiet in der Richtung auf Bertna an. An demselben Tage rückte Hauptmann Schlosser von Ngele-Menduka zu den Makas in der Richtung auf den Dume ab. Zwei starke Patronillen mit den gesamten Jekoabba= und Esum-Hilfskriegern spürten dem Oberhäuptling Ngele-Mendnka und seinen Om- wangs von der Jebekole-Grenze Njong-aufwärts in den großen Urwald= und Sumpf-Distrikten nach. Eine Abteilung unter dem farbigen Unter- offizier Gomo stand bereits im nördlichen Zentral- Maka bei dem Ort „Kabom“, wo der ehemalige farbige Feldwebel Zampa vor zwei Monaten eine Niederlassung der Firma Randad & Stein zum Kautschuk-Ankauf begründet hat (s. o.). Der Vormarsch meiner Abteilung bis nach Schimekoa, einem großen Siedlungskompler ungefähr 40 Kilometer südwestlich Bertua, folgte im wesentlichen der Grenze zwischen geschlossenem Urwaldgebiet und Savanne. Ulberall zeigen sich 1