G 659 20 Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. (Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) Deutsch-UNeuguinea. eine Relse nach PDalau, Sonsol und Tobl##) (Oktober bis Dezember 1906.) (Mit 4 Abbildungen.) Der Regierungsmotorschuner „Ponape“ war am 23. August 1906 von Ponapc in Saipan an- gekommen. Er stand mir, zum ersten Male seit seiner Indienststellung, auf drei Monate für die Marianen und auf weitere drei Monate für die Westkarolinen zur Verfügung. Ich befand mich indessen zu jener Zeit in YDap und kehrte erst am 15. September mit S. M. S. „Condor“ nach Saipan zurück. Es erschien mir nicht ratsam, das Schiff wäh- rend dieser ungünstigsten, von Taifunen bedrohten Jahreszeit den Gefahren einer längeren Dienst- reise nach den Nordmarianen auszusetzen, zumal der Kommandaut S. M. S. „Condor“ sich bereit erklärt hatte, Pagan und die nördlichsten Inseln anzulaufen. Diese Reise wurde in meiner Ver- tretung durch den Stationsleiter Reichel aus- geführt. Während seines Aufenthalts in Saipan hatte Kapitän Martens den Hafen und die Reede ver- messen und kartographisch festgelegt. Die unter seiner Mitwirkung von S. M. S. „Condor“ vor- genommenen Lotungen ergaben, daß die Einfahrt zu dem sehr geräumigen und geschützten Hafen von Tanapag in ihrem jetzigen Zustand vor- läufig leider nur für kleinere Schiffe von weniger als fünf Meter Tiefgang befahrbar ist; ich hoffe aber, daß es dem Vermessungsschiff „Planet“, dessen Besuch bevorsteht, gelingen wird, durch Sprengung eine bessere Einfahrt und damit einen wertvollen Hafen zu schaffen. In den Monaten Oktober und November bis zur Mitte des Dezember ist auf den Marianen die Sturmgefahr am größten. Sobald es daher der Dienstbetrieb in Saipan erlaubte, fuhr ich mit der „Ponape“ nach den Westkarolinen. Am 10. Oktober 1906 verließ die „Ponape“ den Hafen von Saipan und erreichte nach 7½ Dampf= und acht Segelstunden das achtzig Seemeilen entfernte Rota — eine Leistung, die von den vier oder fünf japanischen Segelschiffen ohne Motor, auf denen ich die gleiche Reise seither zurücklegte, übertroffen wurde; denn diese brauchten und brauchen in der Regel nur zwölf Segel- stunden bis zur Westreede, wo die „Ponape“ ankerte. In Rota landeten wir sechzehn ein- geborene Passagiere, welche zum Teil als Zeugen ?) Bericht des Bezirksamtmanns Fritz in Saipan. und sonst Beteiligte in einem Diebsbandenprozesse vor dem Gericht in Saipan erschienen waren, zum Teil von ihrer Besuchs= und Erholungsreise zurück- kehrten. Derartige mehrmonatige Ausflüge sind bei den Chamorros sehr beliebt. Sobald der ge- duldige und fleißige Ehegatte einige Mark ver- dient und gehorsam der Hausfrau oder Schwieger- mutter abgeliefert hat, erinnert sich diese eines frommen Gelübdes, dringend notwendiger Ein- käufe, einer beizutreibenden Schuld oder eines alten Leidens — und sucht mit Kind und Kegel für einige Monate die Verwandten in Guam oder Saipan heim. Meistens bleibt — zu beiderseiti- ger Befriedigung — der andere Eheteil zu Hause. Ich habe jetzt den Unfug gehemmt und erteile nur noch in dringenden Fällen Reiscerlaubnis. Der seitherige Stationsleiter Reichel ist nach Deutschland beurlaubt; ich beauftragte daher den Ortsschulzen mit der Fortführung der begonnenen Wegebauten und Pflanzungen. lber die Insel Rota selbst, ihre Fruchtbar- keit, die geringe Zahl und die Eigenschaften ihrer Bewohner, den terrassenförmigen Aufbau und die hierdurch bedingte Schwierigkeit der Wegeanlage, die sonstigen Bedingungen einer künftigen Be- siedlung und die Hafenverhältnisse habe ich schon früher berichtet.') Die früher sehr schwierige Bootseinfahrt im Südosthafen ist während der Anwesenheit S. M. S. „Condor" am 13. und 14. September 1906 durch Sprengungen geöffnet worden. Korvettenkapitän Begas hält den nach Osten und Südosten offenen Hafen für nicht be- sonders gut. Wohl aber gewähre die ausgedehnte Reede auf der (nur durch eine 200 Meter breite Landzunge vom Hafen getrennten) Südwestküste Schutz gegen östliche Winde und guten Anker- grund. Rota bietet m. a. W. den Vorzug eines Hafens und einer geschützten Reede, die je nach der Windrichtung und den Verhältnissen des Seec- gangs ihre Vorteile haben. Nach achtstündigem Aufenthalt auf der Süd- westreede von Rota fuhr die „Ponape“ weiter mit Kurs auf Dap. Wind und Strom setzten indessen das Schiff östlich, so daß wir am 17. Ok- tober die zum Bezirk Yap gehörige, 382 See- meilen von Rota entfernte Insel Feis erreichten. Feis ist eine nur etwa zwei Quadratkilometer große Riffinsel, die von einer allgemeinen Er- hebung (6 bis 10 Meter über dem Meerc) im Nordwesten zu schätzungsweise 30 Metern ansteigt. Dort und auf der Südküste befinden sich hohe * ## issenschaftl. Beihefte zum Kolonialblatt 1901. XIV. 3. Heft.