660 20 Kalkfelsen und Höhlen, würdig der fachmännischen Untersuchung auf Phosphate. Bei einer durch Bezirksamtmann Senufft eingesandten Gesteins- probe wurde ein mehr als sechzigprozentiger Phosphorsäuregehalt ermittelt. Es wurde eine Schürftafel errichtet. Im Norden liegt ein kurz vorgelagertes, sanft ansteigendes Riff mit sehr gutem Ankergrund und leichter Bootslandung an einem langgestreckten weißen Strand, im Süden ein kürzeres Riff. Dort bemerkte Kapitän Martens viel Trepang der besseren Sorten. Die Haupt- niederlassung der Eingeborenen befindet sich an jenem Nordstrand. Zahlreiche Auslegerboote der- selben Bauart wie in Yap und Oleai kamen dem Schiff entgegen; große Hochseeboote aus Calo-= phyllum bemerkten wir später in den Boots- schuppen. Die Feis-Karoliner stehen wie die des benachbarten Ululsi-Atolls unter der Oberhoheit des Häuptlings Follebn auf Dap und müssen ihm von Zeit zu Zeit Tribut bringen; sie segeln dann über Mogmog (Ululsi), wo sie sich, wenn möglich, mit der dortigen Tribntflotte vereinigen, nach dem hundertfünfzig Seemeilen entfernten Yap. Viele Kanus gehen auf diesen tollkühnen Fahrten mit ihrer Besatzung verloren; manche wurden noch in den letzten Jahren nach den Phi- lippinen verschlagen. Fünf Monate vor unserer Ankunft ging ein solches Kann von Feis nach Yap ab, wo es aber, wie sich später herausstellte, nicht ankam. Diese verhängnisvollen Tributfahrten sind nicht der einzige Nachteil des Suzeränitäts- verhältnisses. Hier wie in Ululsi erklären die BYap-Häuptlinge einzelne Kokosbestände und ganze Inseln einfach für "tabun; die Folge ist, daß die überreichlichen Kokosnußbestände unter den Bäumen verderben, statt daß sie, zu Kopra verarbeitet, den Eingeborenen und dem Handel Gewinn bringen. Diesem Unfug wird demnächst gesteuert werden. Die Feis-Eingeborenen sprechen mit dialek- tischen Abweichungen die Sprache der Zentral- karolinen; meine Saipan-Soldaten verstanden sich mit ihnen mühelos. Es sind auffallend kräftige, wohlbeleibte Menschen. Die Männer tragen als einzige Kleidung einen um die Hüften und zwischen die Beine geschlungenen Gürtel aus einheimischem Gewebe von Bananenfaser. Die Weiber tragen zum Teil das gleiche sehr schöne schwarz-weiße, violette oder rot-weiße Gewebe in breiteren, von der Hüfte bis zum halben Oberschenkel reichenden Stücken oder dicke, bis zum Knie reichende Grasröcke. Das dichte wollige Haar der Männer wird lang getragen und (wie in Yap) zu einem Knoten geschlungen, in welchem der langstielige Holzkamm als Zeichen des freien Mannes steckt; ein Korb aus geflochtenem Kokosblatt, in dem er seine Schätze an Tabak und Betel aufbewahrt, ist auch hier sein unvermeidlicher Begleiter. Viele Männer sind tätowiert. Beide Geschlechter färben den Körper mit Gelbwurz und schmücken sich mit Arm- und Ohrringen aus Perlmutter, Schildpatt und Kokos. Als Halsschmuck waren auch Ketten aus rundgeschliffenen Stücken jener kostbaren gelben Muschel zu sehen, die in Yap unter dem Namen „Gau“ den Stolz und Reichtum ihrer Besitzer bildet. Die Insel ist offenbar sehr stark bevölkert. Eine erfreulich zahlreiche Kinderschar aller Alters- stufen bestannte uns seltene Gäste, stob aber bei der Annäherung auseinander. Die teilweise recht hübschen Frauen zeigten weniger Schen als die erwachsene männliche Jugend, welche sich wohl vor der Rekrutierung für die Polizeitruppe in Ya# fürchtete. Ein alter zahnloser und etwas stumpf- sinniger Mann wurde mir als der Landeshäupt- ling vorgestellt. Uberhaupt fielen mir die zahl- reichen alten Männer auf, die sonst unter Karo- linern selten sind. Dies läßt neben dem Kinder- gewimmel trotz mancher Schönheitsfehler auf gute Ernährungs= und Gesundheitsverhältnisse schließen. Auf einem Gange von einem zum anderen Ende der Insel sahen wir denn auch die reichen Kokosbestände in bestem reichtragenden Zustand; einige Palmen waren zwar — wohl infolge zu dichten Standes — gelb, aber die zerstörende Schildlaus fand ich nirgends. Zum Schutz gegen die zahlreichen Ratten wird jede Palme mit einem glatten, frischen Pandanusblatt umwickelt, über das die Tiere nicht hinwegkommen. Die ge- ernteten Früchte werden in eigenartigen, auf senk- recht stehenden Steinplatten errichteten Häuschen aus Calophyllumplanken aufbewahrt, deren Um- gebung sehr rein gehalten wird. Früher war ein Händler für die Yhap-Firma O'Keefe auf Feis. Jetzt wurde mir von den Eingeborenen versichert, daß alle Kokosnüsse zur eigenen Nahrung dienten. Ausgedehnte Pflanzungen von Süßkartoffeln, Jam, Taro, Tabak bedecken das Innere der Insel, Mais aber ist unbekannt. Von Haustieren bemerkte ich nur Hühner; Schweine und Hunde fehlen. Große Calophyllum= und Brotfruchtbäume überragen den sonst niedrigen Busch. Die Häuser der Eingeborenen sind mit Kokos- blättern gedeckt und haben niedrige Wände aus dicken Calophyllumplanken; die vorspringenden Dachgiebel erinnern an die Banart in Yap. Selten läuft ein Schiff die einsame Insel an, und die weltverlassenen Eingeborenen zeigen ein lebhaftes Handelsbedürfnis. Sie überschwemmten unser Schiff und brachten zahlreiche Hühner, Schmucksachen und heimische Gewebe, um dafür Kleiderstoffe, Angelhaken, Messer u. a. einzu- tauschen. Nach einem fünfstündigen Aufenthalt vor Feis