G 726 20 weiterhin nach Norden in Urundi vorherrschend bleibt. Waldungen sind in diesem Gebiet nicht vorhanden; an einigen wenigen Stellen findet man wohl kleine, kaum 1½ ha große urwald- artige Parzellen, sonst nur vereinzelte große Bäume. Das Land scheint überhaupt nie in größerem Maße bewaldet gewesen zu sein, da aus den Überlieferungen der Watusi hervorgeht, daß sie bei ihrer Einwanderung das Land so, wie es heute ist, vorfanden. Das Gelände stellt sich, mit Ausnahme des am Sece gelegenen Ge- biets, als ein welliges Hochplateau dar, über das sich an einzelnen Stellen höhere Kuppen er- heben. Die absolute Höhe des Plateaus von Nord-Udjidji und Uha wird durchschnittlich etwa 1600 m betragen. Zwischen dem eigentlichen Uha-Plateau und dem Tanganjika-Randgebirge befindet sich noch eine tiefe Senke, die besonders in den Tälern des Niansari= und Chuzabaches hervortritt, und zu der das Uha-Plateau steil abfällt. Sowohl der Niansari als auch ein linker Nebenbach des Chuza, der Kisuno, bilden beim Verlassen des Plateaus 150 bis 200 m hohe Wasserfälle, die das ganze Jahr hindurch Wasser zu Tal führen. Überhaupt sind auf dem ganzen Plateau die Wasserverhältnisse sehr günstig; Bäche, die ständig Wasser führen, durchziehen in großer Zahl die Täler und vereinigen sich zu den nach Norden und Süden abfließenden Nebenarmen des Mla- garasi. Die bedeutendsten von diesen sind der Rugufu und Rutschugi, während der Luitschi seinen Lauf vom Plateau zum Tanganjika selb- ständig zurücklegt und unterwegs als größeren Wasserlauf noch den Kasekebach aufnimmt. In Nord-Udjidji und im mittleren Uha werden in der Hauptsache Bananen, Bohnen und Bataten gezogen, Mais und Mtama dagegen nur in ge- ringerem Umfange angebaut. Von letzteren Körnerfrüchten findet man umfangreichere An- pflanzungen nur in dem südlicheren Teile Uhas und in der großen Ebene zu beiden Seiten des Mittellaufes des Rutschugi in der Landschaft Ngumire. Hohogo wird überall, wenngleich nur spärlich, gepflanzt. Die durch die reichlichen Niederschläge und die Güte des Bodens im all- gemeinen vorhandene Fruchtbarkeit würde wohl einen stärkeren Anbau zulassen, jedoch ist bei der Indolenz der Bevölkerung, deren Haupternährungs- mittel in Milch, Bananen und Bohnen bestehen, vorläufig eine intensivere Bearbeitung des Bodens nicht zu erwarten. Seinem Charakter nach eignet sich Nord-Udjidji und Mittel-Uha ganz besonders zur Viehzucht, die denn auch die Haupt- beschäftigung der Bewohner bildet. Günstig für die Viehhaltung in dem bezeich- neten Gebiet sind in erster Linie das gänzliche Fehlen der Tsetsefliege und sodann die vorzüg- lichen Weide= und Wasserverhältnisse. Das Fehlen der Tsetsefliege ist ohne Zweifel auf den Mangel an Wald zurückzuführen. Denn fast überall, wo solcher vorhanden ist, kommt auch die Tsetsefliege vor, so in der Waldzone südlich und östlich des Uha-Plateaus bis zum Mleagarasi, auch östlich und südlich dieses Flusses nach Unjamwesi und Uhawende hinein. Die guten Weideverhältnisse sind als eine Folge der reichlichen Niederschläge anzusehen; das Gras erreicht meist nur Kniehöhe. Trotz dieser günstigen Umstände muß man den Bestand des Rindviehes als einen geringen bezeichnen; er dürfte 8000 Stück nicht über- schreiten. Entgegen früher gemachten Angaben muß ich ferner feststellen, daß Kleinvieh nach meiner Beobachtung überhaupt kaum vorhanden ist. Ich war zunächst der Ansicht, daß auch hier der immer mehr um sich greifende Fellhandel die Bestände an Kleinvieh, vor allem an Ziegen, gelichtet habe, erfuhr jedoch, daß die in Udjidi gehandelten Felle zum Teil aus Urundi stammen, und daß auch die Waha die von ihnen gehaltenen Ziegen von dort meist gegen Salz einhandeln. Im allgemeinen versteht die Bevölkerung wohl die Viehhaltung, aber nicht die Züchtung. So ist ihr z. B. das Schneiden der männlichen Kälber, das von den Wanjamwesi und Wasukuma in ausgedehntem Umfange geübt wird, ganz un- bekannt. Auch für die Auffrischung des Blutes scheint wenig getan zu werden. Es bleibt zu hoffen, daß dies zur Viehzucht so hervorragend geeignete Land in späteren Jahren mehr seinem Zweck entsprechend ausgenutzt wird. Nach der Höhenlage und den klimatischen Verhältnissen dürften sich Nord-Udfidji und Mittel- Uha auch für europäische Besiedlung eignen. Das Gebiet scheint fieberfrei zu sein, wenigstens habe ich auf der ganzen Strecke vom Betreten des Plateaus bei Kalinsi bis zum Abstieg nach Nord- osten keinen Moskito gesehen oder gespürt. Weniger vorteilhaft ist allerdings der fast gänzliche Mangel an Bauholz, das eventuell von weither beschafft werden müßte. Die Bevölkerung der von mir durchzogenen Landschaft verhielt sich aller Orten mit nur wenigen Ausnahmen zutraulich, entgegenkommend und friedlich; überall wurde mir bereitwillig und reichlich Verpflegung für meine Leute geliefert. D