W 729 20 gegen den Oranje weitergezogen waren. Bei Sperlingspütz, einer Wasserstelle zwischen Gaobis und Kawigaus, machten sie indes wieder halt. 4 Ehe Major v. Freyhold sie dort angriff, führte er seine Abteilung zunächst nach Norechab, um sie hier mit Wasser zu versehen. Am 1. Juni abends trat er von hier mit der 3., 10. und 12. Kompagnie, dem Maschinengewehrzug und zwei Geschützen den Vormarsch über Gaobis an. Um den Hottentotten ein Ausweichen über den Oranje zu verwehren, hatte er den Hauptmann Anders mit seiner Kompagnie (11. des 2. Feld- regiments) und einem Geschütz über Ramansdrift in die Oranje-Berge entsandt. Die Hauptabteilung erreichte am 2. Juni ohne Zwischenfall Gaobis und wartete dort das Herankommen der Verpflegung aus Ramansdrift ab. Da außerdem beim Tränken erhebliche Ver- 30gerungen eintraten, konnte erst am 3. Juni nachmittags der Marsch auf Sperlingspütz fort- gesetzt werden, und zwar zunächst nur mit der 3. und 10. Kompagnie. Eine Stunde später solgte Major v. Freyhold mit dem größten Teil der 12. Kompagnie, der Artillerie und den Maschinengewehren. Ein Zug der 12. Kompagnie und die Funkenstation waren noch beim Tränken der Pferde. Die Spitze der 10. Kompagnie war etwa 100 m weit ungehindert in eine lange Schlucht, in der die Wasserstelle Sperlingspütz lag, vor- gedrungen, als sie plötzlich abends mit lebhaftem Feuer überschüttet wurde. Der Vortrupp konnte sich jedoch ohne Verluste auf die Kompagnie zurückziehen, die beim Eintritt in das unübersicht- liche Gelände zwei ihrer Züge entwickelt hatte. Sie besetzte jetzt die Höhen unmittelbar westlich des Weges, während die 3. Kompagnie sich östlich entwickelte. Die Hottentotten hatten anscheinend in großer Stärke die Höhen zu beiden Seiten der Schlucht besetzt; es begann ein lobhafter Feuerkampf. Major v. Freyhold war auf die erste Mel- dung des Führers der 10. Kompagnie, Ober- leutnants Dannert, auf den Kampfplatz geeilt und ordnete nach dem Eintreffen der 12. Kompagnie und der Artillerie kurz an, daß die beiden ent- wickelten Kompagnien am Wege entlang vorgehen, die 12. Kompagnie, die Artillerie und die Maschinengewehre hinter der Mitte folgen sollten. Beim Vorgehen der Deutschen wichen die Hotten- totten indes zurück; nur die 3. Kompagnie unter Oberleutnant Müller v. Berneck stieß noch auf Widerstand, nahm aber in entschlossenem Anlauf die feindliche Stellung. Der Feind war indessen nur wenige hundert Meter zurückgewichen und leistete in einer zweiten vorzüglichen Stellung erneut Widerstand. Major v. Freyhold ließ die Geschütze in der Linie der 3. Kompagnie auf- fahren und die 12. Kompagnie links von der 3. sich entwickeln, mit dem Auftrage, den feindlichen rechten Flügel zu umfassen; beim Vorgehen wurde sie jedoch bald selbst in der Flanke und im Rücken beschossen und mußte links rückwärts der 3. eine Art Defensivflanke bilden, um sich vor der feindlichen Umzingelung zu schützen. Das Gefecht nahm auch nach Einbruch der Nacht bei Mondschein seinen Fortgang, die Gegner lagen sich auf 40 bis 50 Schritt gegenüber, so daß die Artillerie dauernd mit Kartätschen feuern mußte. Am linken Flügel wurden zur Abwehr der immer noch drohenden Umfassung nach 11 Uhr abends der eben eingetroffene letzte Zug der 12. Kompagnie und eine Abteilung Kamel- reiter eingesetzt. Erst von Mitternacht ab ließ das Feuer nach und verstummte um 3 Uhr mor- gens mit dem Untergang des Mondes ganz. Sobald der Tag graute, versuchte Major v. Freyhold die Entscheidung mit den bisher weniger bedrängten Truppen des rechten Flügels berbeizuführen: die 10. Kompagnie sollte unter Mitwirkung der Maschinengewehre den ihr gegen- überliegenden Feind in der linken Flanke an- greifen. In Ausführung dieses Befehls wollte Oberleutnant Dannert zunächst mit seiner Kom- pagnie eine vor seiner bisherigen Stellung ge- legene Höhe gewinnen und ließ seine Leute einzeln das zwischen den beiden Höhen befindliche, vom feindlichen Feuer beherrschte Revier über- schreiten. Er selbst eilte als erster über die ge- fährdete Stelle, gefolgt von seinen Offizieren, den Leutnants v. Abendroth und Deininger, und mehreren Leuten. Aber kaum hatten die ersten vierzehn Schützen die Höhe erreicht, da brach plötzlich von rechts, von vorn und von links ein verheerendes Schnellfeuer los. Sofort war die Verbindung nach rückwärts unterbrochen, so daß die kleine Schar ganz auf sich angewiesen war. Sie suchte sich zu decken, so gut es ging, einzelne liefen in das Revier zurück, die anderen leisteten, jeder für sich, da, wo sie sich befanden, Widerstand. Nach einiger Zeit ging von links her ein Trupp von etwa 30 Hottentotten zum Angriff vor. Leutnant Deininger versuchte mit wenigen Leuten diesen Vorstoß abzuwehren, aber die Stellung war unhaltbar. Der in vielen Gefechten bewährte Kompagnieführer, Oberleut- nant Dannert, und sein kühner Patronillenoffizier Leutnant v. Abendroth sowie mehrere Schützen waren bereits gefallen, die Uberlebenden ver-