733 20 In der Folge fanden nur zusammenhanglose Einzelkämpfe statt. So wurden Ende September und Anfang Oktober 1906 in und östlich der Großen Karrasberge wiederholt von ehemaligen Morengaleuten und zugelaufenem Gesindel der Versuch gemacht, weidende Tiere abzutreiben. Die Angriffe wurden aber überall erfolgreich ab- geschlagen, und wo sich der Feind zeigte, sofort ie Verfolgung ausgenommen. Besonders an- erkennend hebt Oberst v. Deimling die rühmliche Verteidigung eines Verpflegungstrausports in der Gegend“ von Dassiefontein am 1. Oktober 1906 durch die 20 Mann starke Bedeckung gegen eine weit überlegene, angeblich von Johannes Christian selbst geführte Bande hervor. Der Transport wurde schließlich durch die herbeieilende Besatzung von Wasserfall unter Oberleutnant Christiani aus seiner schwierigen Lage befreit. Immerhin traten auch bei diesen kleineren Kämpfen nicht unerheb- liche Verluste ein. Eine Bande, die die Ost- grenze in der Gegend von Bisseport unsicher machte, wurde am 12. Oktober von der 3. Kom- pagnie des 2. Feldregiments unter Oberleutnant Müller v. Berneck zwischen Holpan und Sandpütz überfallen und zum Teil über die Grenze ge- trieben. Derselben Kompagnie gelang es am 23. Oktober bei Narus, wo im Sommer 1905 so viel deutsches Blut geflossen war, eine stärkere Hottentottenbande zu überfallen, die unter Zurück- lassung von sieben Toten, zehn Gewehren und 30 Tieren die Flucht ergriff. Sie wurde nach- mittags von der inzwischen unter dem Befehl des Hauptmanns Siebert vereinigten 3. Kom- bagnie und 8. Batterie nochmals eingeholt und völlig zersprengt. r 1 . Vom 25. Oktober ab wurden auf Befehl des Oberstleutnants v. Estorff im südöstlichen Nama- lande alle weiteren Operationen eingestellt, da sich die in der Gegend von Heirachabis befind- lichen Hottentotten unter Johannes Christian zu Friedensverhandlu aigen geneigt gezeigt hatten. d Am 1. November gelang indessen den zwischen den Großen und Kleinen Karrasbergen herum- kreifenden Hottentotten noch einmal einer ihrer 6 treiche: sie überfielen die Station Uchanaris, nachten fünf Reiter nieder und verwundeten deel. Oberleutnant v. Fürstenberg, der mit der M. Kompagnie des 2. Feldregiments und einem aschinengewehrzuge unverzüglich die Verfolgung aufnahm, schlug die Bande am 5. November in ning, Großen Karrasbergen so gründlich, daß sie U nur völlig auseinanderlief, sondern daß sich ach und nach 27 Stürmannleute mit dreizehn Gewehren in Lifdood dem Hauptmann Siebert stellten. In der Fischflußgegend hatte sich im Oktober wieder der Bandenführer Fielding geregt. Ober- leutnant Molière war daraufhin am 23. Oktober gegen dessen schwer zugänglichen Schlupfwinkel im Fischflußtal südlich der Kabmündung vor- gegangen und hatte ihn durch das Konkiptal in die wasserlosen Huib-Berge gehetzt. Teile seiner Bande, die am 8. November bei Willem Chrikas südlich vom Baiwege eine Anzahl Zugtiere ab- trieben, wurden von Kuibis aus durch eine Ab- teilung unter Lentnant Gerlich verfolgt und am 9. ihrer Beute wieder beraubt. Mitte November gelang es dem Oberlentnant Rausch mit 35 Reitern der Abteilung Molidre, von Tierkluft aus durch das Nuob-Revier an den Oranje vorzudringen und an der Nuobmündung am 16. November den Fielding zu überraschen, so daß dieser unter Preisgabe seines gesamten Viehes und seiner sämtlichen sonstigen Habe bei Loreley über den Oranje flüchten mußte. Dies sollte der letzte größere Schlag des langwierigen Krieges sein! Bereits waren Ver- handlungen angebahnt, die zum Frieden mit dem wichtigsten noch im Felde stehenden Führer, dem Bondelskapitän Johannes Christian, führen sollten. Schon im Oktober war nämlich ein Bote in Keetmannshoop eingetroffen, der an- gab, daß der Bondelzwartkapitän um Frieden bitte; die ununterbrochene Hetze durch die deutschen Verfolgungskolonnen sowie die Unmöglichkeit, größere Viehdiebstähle auszuführen, hatte die Bondels kriegsmüde gemacht. Kurz darauf, am 20. Oktober, ließ Johannes Christian den be- währten Unterhändler Pater Malinowski von der Missionsstation Heirachabis um eine Unterredung bitten und traf am 24. nach Zusicherung freien Geleits in Heirachabis ein, wo er während der Verhandlungen unbelästigt bleiben sollte. Mit deren Führung wurde vom Obersten v. Deimling der Oberstleutnant v. Estorff betraut, der sich zu diesem Zweck von Warmbad nach Ukamas begab. Die Verhandlungen wurden unter der alleinigen Verantwortung des Kommandeurs der Schutztruppe geführt. Da es mehr als zweifelhaft erschien, ob sie zu einem Er- gebnis führen würden, unterließ es Oberst v. Deimling, den in Deutschland befind- lichen Gouverneur und die dortigen maß- gebenden Stellen von dem Vorgang in Kenntnis zu setzen. Die Verhandlungen gestalteten sich sehr schwierig. Die Bondelzwarts zeigten sich außer-