G 735 20 Es war eine herrliche Fahrt. Endlich hatte man den Siegespreis, um welchen so lange gerungen war, in Sicherheit. Wieviele Gedanken gingen einem bei dieser Fahrt durch den Kopf! Be- sonders mußte ich all der tapferen Reiter ge- denken, denen diese Gewehre gehört hatten und die ihr Leben verloren hatten. Denn es waren ja alles unsere Gewehre, und mit jedem Gewehr war der Tod eines braven Reiters verbunden. Am 24. früh war ich in Ukamas. Es war gerade der Geburtstag des Oberstleutnants v. Estorf, und so konnte ich ihm als schönste Geburtstagsgabe die Gewehre der Bondels auf- bauen; in unserer Weihnachtsstube wurden sie rings an den Wänden aufgestellt, in der Mitte der Stube der Weihnachtsbaum — eine eigen- artige Weihnachtsfeier!“ Ein wesentliches Verdienst an der Unter- wersung der Bondels gebührte dem Kommandeur der Truppen des Südbezirks, Oberstleutnant v. Estorff. Seit fast drei Jahren stand er un- unterbrochen im Felde und hatte sich auf allen Ariegsschauplätzen als selbständiger Truppenführer n den schwierigsten Lagen bewährt, zuerst im Norden gegen die Hereros, dann im mittleren Namalande gegen die Hottentotten und zuletzt im Süden gegen die Bondels. Durch seinen recht- lichen Sinn hatte er das Herz eines jeden Reiters gewonnen, und seiner zähen Ausdauer und un- beugsamen Hingabe war manch schöner Erfolg der deutschen Waffen zu danken gewesen. Die maßvollen Bedingungen des Unter- werfungsvertrages und dessen strenge Innehaltung hatten zur Folge, daß die Bondels begannen, wieder Vertrauen zur deutschen Regierung zu sassen, und zahlreich aus dem englischen Gebiet auf das deutsche zurückkehrten. Bis Anfang Juni stieg die Zahl der Bondels, die sich den Bedingungen des Friedens von Ukamas unter- warfen, einschließlich der Frauen und Kinder auf 224. Unter denjenigen, welche aus dem Kap- lande zurückkehrten, befand sich auch Joseph Christian, der Bruder des Johannes, der großes Ansehen unter den Bondels genießt. Auch die meisten Gewehre der Bondels befinden sich jetzt in deutschen Händen; bis Ende März waren es einschließlich der in den letzten Kämpfen erbenteten 232 Stück. Die Überführung in die den Bondels #ezugewiesenen Ansiedlungen bei Kalkfontein ging Klatt vonstatten. Da ihnen beim Friedeusschluß Paßzwang auferlegt wurde, dürfen sie diese Siedlungen, die unter behördlicher Aussicht stehen, nicht ohne Erlaubnis verlassen. Voon den übrigen Führern der Aufständischen stellte sich Fielding für seine Person am 5. April 1907, ebenso eine Anzahl seiner Leute. Morris hat die mit den Bondelzwarts abgeschlossene Unterwerfung unterzeichnet und will auf deutsches Gebiet zurückkehren. Im Felde stehen nur noch Simon Kopper und Lambert. Lamberts An- hänger waren Anfang Februar von Lentnant Frhr. v. Crailsheim und Oberleutnant Rausch bei Rosinbusch und Besondermaid geschlagen worden; Leutnant v. Crailsheim hatte kurz darauf ihre Werft aufgehoben. Weitere kleine, für die Dentschen siegreichen Gefechte gegen Lambertleute haben Mitte April 1907 stattgefunden, wobei diese fünf Tote und eine Anzahl Gefangene verloren. * * 1½ Da diese Gegner sämtlich zu größeren Unter- nehmungen unfähig waren, stand der Aufhebung des Kriegszustandes kein Bedenken mehr entgegen. Sie wurde durch Allerhöchste Ordre für den 31. März 1907 angeordnet. Gleichzeitig wurde der Chef des Generalstabes der Armec von der Leitung der Operationen in Südwestafrika ent- bunden und angeordnet, daß die Schutztruppe, deren Verminderung bereits mit dem Eintreffen des Obersten v. Deimling begonnen hatte, all- mählich in die für die Zukunft in Aussicht ge- nommene Organisation überzuführen sei. Durch Heimsendung der mit den ersten Verstärkungs- trausporten im Schutzgebiet eingetroffenen Mann- schaften wurde die Schutztruppe zunächst bis Ende März 1907 auf eine Stärke von 7400 Mann zurückgeführt. Für die Zukunft wurde in Aussicht genommen, die Schutztruppe in Nord= und Südtruppen zu teilen, die je einem älteren Stabsoffizier unterstehen sollten. Im ganzen sollten außer den erforderlichen technischen Truppen und Verwaltungs- behörden 17 berittene Kompagnien, vier Ma- schinengewehrzüge, drei Feld= und drei Gebirgs- batterien gebildet werden, ihre künftige Stärke Trund 4000 Mann betragen. An ihre Spitze trat der Oberstlentnant v. Estorff. Der bisherige Kommandeur, General v. Deimling, war nach erfolgreicher Lösung seiner Aufgabe nach Deutsch- land abgereist. Die kurze Zeit seiner Kommando- führung hatte ihm ernent Gelegenheit gegeben, seine hohe Tatkraft und Einsicht, seine belebende Frische und seine kluge Mäßigung im Dienste des Vaterlandes zu bewähren. Bis die allgemeine, tief gehende Erregung der farbigen RNasse sich gelegt hat, befindet sich das gesamte Schutzgebiet in einer Üübergangs= zeit, in der es gilt, das Erreichte zu sichern, den beginnenden Wiederaufbau zu ermöglichen