W 0782 2Ö Vom 27. Oktober 1906 ab hat die Ham- burg —Amerika-Linie einen regelmäßigen Passagier- verkehr zwischen Neapel und Alexandrien mit dem Dampfer „Oceana“ (4089 Registertons) unter- halten; der Dampfer fuhr anfänglich alle 14 Tage, vom Jannar d. Js. ab wöchentlich. Die Fahrten sind indessen mit Schluß der Wintersaison wieder eingestellt worden. Der Passagierdienst des Norddeutschen Lloyd zwischen Marseille, Neapel und Alexandrien er- freut sich nach wie vor eines lebhaften Zuspruchs sowohl seitens der Touristen als auch seitens der enropäischen und besseren einheimischen Kreise. Im Jahre 1906 sind etwa 5700 Kajütspassagiere und etwa 1100 Passagiere dritter Klasse befördert worden. Für den Warenverkehr kommt jedoch diese Linie kaum in Betracht, da die Liegezeit im Hafen zu kurz ist, um Ladung zu nehmen; die von Marseille und teilweise auch von Neapel mitgenommene Ladung, die durchschnittlich 800 Tonnen beträgt und hauptsächlich aus Mehl aus Frankreich und Ol aus Italien besteht, kann in Alexandrien gerade gelöscht werden. Im Oktober v. Is. ist von der rumänischen Schiffahrtsgesellschaft „Service Maritime Roumain“ mit dem Sitz in Bukarest ein wöchentlicher Ver- kehr zwischen Constanza und Alexandrien über Konstantinopel und Smyrna eingerichtet worden, der von drei Dampfern betrieben wird. Zwischen der genannten Gesellschaft und dem Norddeutschen Lloyd besteht hinsichtlich dieser Linie eine Art Betriebsgemeinschaft. Die deutschen Reedereien werden im Levante- verkehr bald neuen Konkurrenzunternehmungen gegenüberstehen. Im Laufe dieses Frühjahrs sind zwei neue Schiffahrtsgesellschaften gegründet worden, von denen die eine „The Egyptian Mail Steamship Company“ eine direkte Passagier- Dampferverbindung zwischen Marseille und Alexan- drien einzurichten beabsichtigt. Die Gesellschaft ist mit einem Kapital von 660 000 L von engli- schen, französischen, belgischen und ägyptischen Kapitalisten errichtet worden und ist ein englisches Aktienunternehmen. Der Verkehr soll mit zwei Turbinendampfern betrieben werden, die von der Fairfield Shipbnilding and Engineering Company in Glasgow erbaut werden, einen Tonnengehalt von je 13.000 Bruttoregistertons, eine Länge von 550 Fuß und eine Breite von 60 Fuß haben und 20⅛ Knoten in der Stunde laufen sollen. Die ganze Strecke zwischen Marseille und Alexan- drien soll in 70 Stunden zurückgelegt werden. Es wird beabsichtigt, die Dampfer mit dem größten Luxus und allen Bequemlichkeiten der ersten transatlantischen Dampfer auszustatten. Sie sollen Raum für 500 Passagiere erster und 280 Passagiere zweiter Klasse haben. Über den Zeitpunkt, wann der Betrieb ausgenommen werden soll, verlautet noch nichts. Es ist fernerhin eine französisch-ägyptische Schiffahrtsgesellschaft unter dem Namen „La Com- pagnie de Navigation de la Moditerranée Orientale“ mit einem Kapital von 8 000 000 Franken gegründet worden, welche eine Dampfer- verbindung zwischen Dünkirchen und Alexandrien einrichten will. Die italienische Schiffahrtsgesellschaft Florio Rubattino beabsichtigt, noch im Laufe dieses Sommers eine neue Linie zwischen Syrakus, Malta, Tripoli, Misrata, Benghazi, Dermah, Alexandrien und Canea zu eröffnen, die mit vier oder fünf Dumpfern von etwa je 3000 Register- tons in vierzehntägigen Fahrten betrieben werden soll. Endlich ist neuerdings unter dem Namen „Servizzio Italo-Spagnolo“ eine kleine Fracht- dampferlinie zwischen Genna und Alexandrien eingerichtet worden, die alle drei Wochen von einem Dampfer befahren wird. Der Dampfer fährt unter italienischer Flagge, die Reederei ist jedoch die deutsche Firma Semler & Gerhardt in Genna. (Nach einem Berichte des Kais. Konsulats in Alerandrien.) Schiffsverkehr der Regentschaft Tunis 1906. Nach der amtlichen Statistik haben im Jahre 1906 die Häfen der Regentschaft Tunis an- gelaufen 3727 Dampfer mit einem Raumgehalt von 3 412 472 Register-Tons und 9689 Segel- schiffe von 154 189 Register-Tons, zusammen also 13 416 Schiffe von 3 566 661 Register-Tons. Zu den bisherigen 18 Häfen der Regentschaft ist im Jahre 1906 noch ein weiterer kleiner Hafen, Aghir, an der Ostküste der Jusel Djerba hinzugekommen. Im Vergleich mit dem Vorjahre haben die eingelaufenen Schiffe um 71 Dampfer abge- nommen, an Raumgehalt der Dampfer aber um 81 955 Register-Tons zugenommen. Die Segel- schiffahrt weist ein Mehr von 672 Schiffen und von 18 161 Register-Tons auf. Der Vergleich mit dem Vorjahr ergibt auch, daß sich die Schiffahrt im allgemeinen nur um ein geringes gehoben hat, nämlich um 2,7 v. H., nach dem Tonnengehalt der ein= und aus- gelaufenen Schiffe gerechnet. Im einzelnen sind an dem Mehr beteiligt: Sfax mit 7 v. H., Sousse mit 10 v. H., Houmt-Sonk mit 5 v. H., Tabarka mit 13 v. H., Gabes mit 4 v. H. und Zarzis mit 53 v. H. Ein Minus weisen auf: Tunis- Goletta mit 3 v. H., Biserta mit 6 v. H. und Kelibia mit 62 v. H.