G V97 2 deutet wird. Da draußen herrscht noch volles Leben, aber um das zu bergen, dürfen wir uns nicht darauf beschränken, von irgend woher ethnographische Gegenstände zu kaufen und unsere Museumsschränke immer mehr anzufüllen. Ge- lehrte müssen hinausgehen und an Ort und Stelle die Schäte heben, die dort, und zwar gerade in unserem Schutzgebiete, in reichster Fülle zutage liogen. Die deutsche Arbeit steht weit Surück hinter dem, was zum Beispiel die Engländer in Britisch-Neuguinen und die Ameri- kaner bei den Indianern geleistet haben, und die Gefahr ist nahe, daß die Nachwelt schwere und leider berechtigte Vorwürfe gegen uns er- heben wird. Mögen diese Worte das Ihrige dazu beitragen, die Aufmerksamkeit der Behörden und reicher Freunde der Wissenschaft von neuem darauf hinzuweisen, daß im Bismarck-Archipel noch eine Fülle idealer Aufgaben der Lösung harrt, und daß wir zugleich mit der Besitzer- greifung jenes Gebietes der Zukunft gegenüber eine nationale Ehrenschuld übernommen haben, die rasch eingelöst werden muß, wenn sie nicht auf immer verfallen soll.“ Die Vorbedingungen für das Gelingen des aus ähnlichen Erwägungen entsprungenen Planes der Generalverwaltung der Königlich Preußischen Museen scheinen dank dem Entgegenkommen der maßgebenden Persönlichkeiten gegeben zu sein. Der Staatssekretär des Reichs-Kolonialamts hat das Unternehmen dem Wohlwollen des Gou- verneurs von Deutsch-Neuguinea empfohlen und ihn angewiesen, der Marine-Expedition, soweit es ohne llberschreitung der verfügbaren Mittel möglich ist, Unterstützung zuteil werden zu lassen, da ins einzelne gehende Vereinbarungen mit dem Gouvernement wegen der Kürze der ver- fügbaren Zeit bei der weiten Entfernung des Schutzgebietes nicht mehr möglich waren. Bei dem nicht bloß in wissenschaftlichen Kreisen be- kannten Interesse, mit dem der Govuverneur Dr. Hahl sich selbst der Erforschung des ihm unterstehenden Gebietes widmet, ist die amtliche Empfehlung an ihn als eine hervorragende Förderung der Expedition zu betrachten. Die Direktion des Norddeutschen Lloyd in Bremen hat der Expedition Ermäßigung auf allen Fahrten und auf die Gepäckbeförderung gewährt. Das gleiche hat die Neuguinea-Kompagnie zu- gesichert und außerdem die Erlaubnis erteilt, die Niederlassungen der Kompagnie als Stützpunkte für ihre Tätigkeit zu benutzen. Das Reichs- Marine-Amt selst hat dem Kommando des Ver- messungsschiffes „Planet" den Auftrag erteilt, der Expedition jedwede Ulkerstützung zuteil werden zu lassen, soweit es sich nur irgendwie mit dem Bermessungsdienst vereinigen läßt, insbesondere die Expedition nach dem Hauptarbeitsgebiet zu bringen und dieses viermal im Jahre aufszusuchen. Mit der Anfang 1908 von der Landeskund- lichen Kommission zur Erforschung der deutschen Kolonien zu entsendenden Südsee-Expedition sind Vereinbarungen getroffen, wonach sich die For- schungsergebnisse beider Unternehmen gegenseitig ergänzen werden. Über die Arbeiten der Marine-Expedition wird in der „Marine-Rundschau“ von Anfang nächsten Jahres ab fortlaufend berichtet werden. Nachdem das Preußische Kultusministerium und die beteiligten Reichsbehörden sich im Interesse der ethnographischen Forschung zu gemeinsamem Handeln vereinigt haben, gelingt es hoffentlich, durch die geplante friedliche Eroberung der Wissenschaft reiches Neuland zu erschließen. Uachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. (Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) Kamerun. Gesunddeitsverhältnisse im Schutzgeblet. In dem „Tag= und Anzeigeblatt für Kempten und das Allgän“ vom 9. April 1907 Nr. 80 sind auf Grund eines Privatbriefes aus Kamerun ungünstige Nachrichten enthalten über den Gesundheitszustand in Kamerun; außerdem bringt die „Frankfurter Zeitung“ in ihrer Nr. 123 vom 4. Mai 1907 folgende Auslassung: „Nach mehreren aus Kamerun unlängst ein- getroffenen Privatbriefen herrscht dort in letzter Zeit unter den Europäern große Sterblichkeit, namentlich infolge des Schwarzwasserfiebers.“ Diese Mitteilung ist in verschiedene Tages- zeitungen übergegangen. Nach einem aus Kamerun eingegangenen amtlichen Bericht vom 26. Juni 1907 ist in dem genannten Schußgebiet in letzter Zeit nirgends eine gehäufte Schwarzwassermorbidität, geschweige eine Mortalität beobachtet worden. Im Gegen- teil ist der Gesundheitszustand ein sehr günstiger. So beherbergte das Europäer-Krankenhaus in Duala einige Zeit hindurch überhaupt keine Patienten und hatte Ende Juni d. Is. nur einen aus dem Hinterlande stammenden Kranken.