& 890 20 Impfung an sich ist also unschädlich. Dann wurden 42 Tiere durch den Stationsleiter aus- gewählt und zur Küste nach Kpeme geschickt (Serie 2 a). Dort sind von 42 Stück 23 (= 54 vH.) eingegangen, ob sämtlich an Nagana, ist nicht festgestellt. Von den übriggebliebenen 19 Stück, die ja auf dem langen Wege von etwa 300 km zwischen Sokodé und der Küste aller Wahrscheinlichkeit nach von infizierten Tsetsefliegen gestochen worden waren, muß man also annehmen, daß sie damals gegen diese natürliche Infektion unempfindlich gewesen sind. Von ihnen waren sechs verkauft worden, so daß ich im Mai d. Js. noch 13 Stück vorfand. Diese wurden nun daraufhin untersucht, ob ihr Blut noch Parasiten enthielt; bei keinem der Tiere waren solche nach- zuweisen (durch Impfung von je 20 cem Blut auf einen Hund). So war also die Infektion bei allen diesen Tieren zur Ausheilung gelangt. Nun war noch die Frage zu entscheiden: Hat das Uberstehen der durch die Vorbehandlung gesetzten Infektion eine Immunität zurückgelassen? Um dies zu ermitteln, wurden elf Stück davon mit den vier oben erwähnten Rindern der Serie 1 und den sechs Kontrolltieren zusammen am 27. Mai 1907 nach Tobkpli geschickt. Eines kre- pierte schon auf dem Wege, dürfte also wohl nicht mitzurechnen sein. Die übrigen Tiere sind im Verlauf von 12 bis 53 Tagen sämtlich der Tsetse- krankheit erlegen. Da es anzunehmen ist, daß diese Tiere die bei dem Transport zur Küste im Jahre 1905 erworbene Infektion überstanden haben, so muß die damals vorhandene Immunität nur von kurzer Dauer gewesen, jedenfalls im Juni 1907, also nach zwei Jahren, soweit ge- schwunden sein, daß die Tiere im Durchschnitt ebenso schnell verendeten als die Kontrolltiere. III. Endlich wurde noch eine dritte Serie von zehn Rindern mit den oben genannten in Tokpli vereinigt (Serie 2b); sie waren ganz in der gleichen Weise vorbehandelt wie die Serie 2a, waren aber dauernd in Sokodé geblieben. Bei diesen Rindern war vor dem Abmarsch nach Tokpli das Blut nicht auf Parasiten untersucht worden; aber Dr. Jaffé hat später 25 Rinder im Sokodêbezirk daraufhin untersucht und bei zwei (S 8 b.) noch Parasiten gefunden. Wenn wir den gleichen Prozentsatz auch für die zehn Rinder der Serie 2b annehmen, so wäre vielleicht höchstens eines davon noch mit Parasiten im Blute von Sokodé abgegangen. Sie waren Mitte Mai 1907 von dort in Marsch gesetzt worden und trafen am 1. Juni 1907 in Tobpli ein, mit ihnen sechs Kontrolltiere. Auch diese Tiere sind sämtlich in 26 bis 43 Tagen der Krankheit erlegen (Durchschnitt 34,9), während die Kontroll- rinder 38 bis 65 Tage lebten (Durchschnitt 31,6). Aus diesen Versuchen folgt, daß es mit der von mir bisher geübten Methode nicht gelingt, Rinder gegen die Tsetsekrankheit in ihrer schwersten Form zu schützen. Auch wenn die Rinder der Serie 1a und 1b die Infektion überstehen und am Leben bleiben, so hat dieser Versuch doch ergeben, daß eine absolute Immunität in dem Sinne, daß die Infektion durch den Stich der Fliege überhaupt nicht mehr angeht, daß die Tiere also nicht mehr als Parasitenträger anzusehen sind, auf diesem Wege nicht zu erreichen ist. Wie kommt es, daß ein so bestimmtes Resultat bei den früheren Versuchen nicht zum Vorschein kam? Es hängt dies offenbar damit zusammen, daß die Nagana je nach der Ortlichkeit, an der die Infektion erfolgte, verschieden schwer verläuft. Am schönsten kommt dieser Unterschied zum Vor- schein in den Versuchen von Martini, der mit zwei „Stämmen“ von Nagana arbeitete, die beide aus Togo stammten, von denen der eine nur schwach virulent war, der andere aber die Versuchstiere schnell tötete. Panse hat ähnliche Unterschiede in Ostafrika konstatiert und auch bei meinen letzten Versuchen bin ich Stämmen von sehr ungleicher Virulenz (Giftigkeit) für Hunde begegnet. Die wesentlichen Unterschiede in den früheren Versuchen — Transporte von Sokodé nach der Küste — gegenüber dem eben be- schriebenen — Transport nach Tokpli — sind höchst wahrscheinlich aus solchen Differenzen in der Virulenz zu erklären. Daneben spielen Unter- schiede in der Jahreszeit und in den einzelnen Jahren eine nicht unwesentliche Rolle; die Schwankungen in der Schwere der jährlichen Seuchengänge sind auch von anderen Infektions- krankheiten her bekannt. Inwieweit die Tsetse- fliege hierbei eine Rolle spielt, kann nur vermutet werden. Ebenso wird es noch langdauernder Untersuchungen bedürfen, bis wir Klarheit darüber gewinnen, von welchem Einflusse die im „Busch“ wild lebenden Tiere auf die Ausbreitung und die örtlich verschiedene Virulenz der Nagana sind. Versuche, die Nagana durch chemische Agentien (Atoryl, Farbstoffe) zu heilen, sind von mir an einer Reihe von Tieren angestellt worden. Zusammenfassend kann man sagen, daß diese Mittel keinen irgend neunenswerten Einfluß auf den Verlauf der Erkrankung hatten. Von praktischer Wichtigkeit sind noch folgende Punkte: Von mehrfachen Versuchen, Vieh in Tokpli zu halten, waren zwei Kühe übrig geblieben, welche mehrmals gekalbt hatten, so daß ich jetzt in Tokpli fünf Stück Vieh vorfand. Von diesen brachte ich Ende Juni drei zur Küste mit; zwei von diesen gingen bereits an Nagana zugrunde, das dritte ist infiziert. Daraus geht hervor, daß