G 901 2e□ Die sftakaokultur in llhéos. Es gibt in Ilhéos drei Arten von Kakao — „gewöhnlichen“", „Para“ und „Maranhäo“. In Ilhéos werden alle diese Arten in großem Maßstabe angebaut, indem man für diese oder lene Art den dazu geeigneten Boden wählt. Deer zur Kultur von Kakao passende Boden ist der pflanzenreiche, der sich aus vermoderten Pflanzen und organischen Materien gebildet hat. Sein Aussehen ist fettartig und schlüpfrig. Ge- wöhnlich ist der Boden bewachsen, unter anderm mit riesenhaften Bäumen, wie: jaquetiba, péqui, Päo de oleo (Olholz), virote, imbirugu und anderen weicheren Hölzern, die leicht mit der Axt gefällt werden können. Die Flora ist reich an Schlinggewächsen, wie marioba, wilden Bananen= bflanzen, avenas und auricanas. Gewöhnlicher Kakao. Der Kakao, dessen Kultur zuerst in Ilhéos eingeführt wurde, ist ohne Zweifel derjenige, der dem Pflanzer den größten Vorteil bietet. Zu dessen Anpflanzung wird keinerlei mechanische Arbeit auf dem dazu be- stimmten Boden vorgenommen. Nachdem das ausgerodete Unkraut verbrannt worden ist, pflanzt man den Kakao (3 bis 4 Bohnen) neben einer anderen, schneller wachsenden Pflanze, damit er durch deren Schatten geschützt wird, bis er an- fängt auszuästen. Gewöhnlich wird als Schutz= pflanze für den wachsenden Kakao die Maniok= pflanze gewählt, nicht allein wegen ihres schnelleren Wachstums, sondern auch, weil ihre Wurzel als das Brot Brasiliens gilt. Der gewöhnliche Kakaobaum trägt die ersten Früchte im dritten oder vierten Jahre. Sein Stamm wächst senkrecht und erreicht manchmal seine größte Höhe mit 7 m bei einem Durch- messer von 0,2 bis 0,3 m. Der Stamm neigt sich manchmal dem Boden zu. Dies trägt dazu bei, daß der Kakaobaum mehr Frucht trägt; vielleicht aus dem Grunde, weil seine Wurzeln so mehr Luft erhalten und leichter den Saft des Erdbodens einziehen können. Die zwischen der Blüte und der Reife der Frucht liegende Zeit beträgt 5 Monate, und es ist nichts Seltenes, in einer Frucht 40 bis 60 Bohnen zu finden. Der gewöhnliche Kakaobaum liefert weniger Früchte als irgend eine andere Art. Dagegen sind aber seine Bohnen schwerer. Die Kultur des gewöhnlichen Kakaobaumes ist diejenige, die dem Pflanzer die meisten Vorteile bietet wegen der Tatsache, daß der Baum beinahe ein Jahr- hundert alt wird; man kennt Kakaobäume dieser Art, die über 70 Jahre alt sind und sich noch in gutem Zustande befinden. Kakav von „Para“. Von allen Kakao- arten ist die schönste, ob man den Baum oder die Frucht betrachtet, der „Pard“-Kakao. Der „Pard“-Kakaobaum wächst sehr schnell, wird nicht höher als 5 m und besitzt eine be- laubtere Krone als der gewöhnliche Kakaobaum. Er ist von allen Arten derjenige, der die meisten Früchte liefert, deren Bohnen aber weniger Ge- wicht als die des gewöhnlichen Kakao haben. Die Anpflanzung geschieht in derselben Weise, wie die des gewöhnlichen. Der „Pard“-Kakaobaum trägt mit dem zweiten Jahre Früchte, und viele Bäume blühen schon im Alter von kaum einem Jahr. Die Frucht unter- scheidet sich von der des gewöhnlichen Kakao- baumes durch ihre lebhafte gelbe bis gelb-rötliche Farbe. Die Schale ist glatt, ohne Flecken und Runzeln. Von der Spezies „Kakao do para“ gibt es zwei Arten: der wirkliche „Parà“ und der „Parà maracuja“. Beim ersteren ist die Frucht größer. Beim zweiten ist sie kleiner und hat die Form einer Maracujda (eine brasilianische Frucht). Trotzdem liefert die Barietät Maracufja gerade so viel Bohnen wie der wirkliche. Die Kultur des Kakao „Para“ hat sich in Ilhéos so ausgedehnt, daß heute niemand eine andere Sorte anzupflanzen versucht. Der Grund dafür ist der, daß er mehr Früchte liefert. Der Zeitraum zwischen der Blüte und der Fruchtreife beträgt ebenfalls 5 Monate. Es gibt in Ilhéos keine bestimmte und gute Methode für die Behandlung der Kakaobohnen. Es gibt Landwirte, die die Bohnen nicht fer- mentieren, sondern sie, wie sie aus der Schale entfernt werden, auf der Tenne zum Trocknen bringen. Andere lassen sie 2 bis 3 Tage fer- mentieren. Manche 4 bis 5 Tage, und es gibt nur sehr wenige, die sie die nötigen 6 Tage fer- mentieren lassen. Solange die Regierung diesen Pflanzungen nicht unbedingt notwendige Ver- günstigungen angedeihen läßt, wird man in Ilhéos in der ungleichmäßigen Behandlung seines einzigen Reichtums fortfahren. Ilhéos benötigt guter Verbindungsmittel, praktischer landwirt- schaftlicher Schulen, die von geschickten Fach- männern geleitet werden, damit die Landwirte sich an diese wenden und von ihnen zuverlässige Instruktionen über die Behandlung der Kakao- bohnen erhalten können. Es dürfte nur wenig Personen geben, die sich die Verbesserung der Kakaokultur wirklich angelegen sein lassen. Sie wird nur ausgebentet, um große Gewinne zu erzielen. Kakao „Maranhso“. Wenn man in Il- héos auch allgemein diese Kakaospezies als eine einfache Abart des „Para“-Kakaos betrachtet, so genügt es doch nicht, es dabei bewenden zu lassen. Der Kakao „Maranhäo“ stammt aus dem