W 1042 2 1503 Saldanha mit den Hottentotten’ in der Nähe des Tafelberges bei Kapstadt hatte. Der heißblütige Entschluß, eine anscheinend selbstverschuldete Prügelei zwischen Hottentotten und Schiffssoldaten mit einer Strafexpedition zu rächen, trieb dann am 1. März 1510 über sech- zig Portugiesen ins Verderben. Es erscheint uns heute unfaßlich, wie um einer Lappalie willen, die kein Menschenleben gefordert, nur den Stolz verletzt hatte, der durchreisende Vizekönig von Indien, Francisco d'Almeida, diesen Rache= und Biehraubzug, bei dem selbst Kinder aus dem friedlichen Kraal entführt wurden, nicht nur dulden, sondern in eigener Person leiten konnte. Er fand dabei mit einem Dutzend Würdenträgern unter Stock= und Steinschlägen und Assagaistichen seinen Tod. Die Nachfolger der Portugiesen am Kap, die Engländer machten gute Erfahrungen mit den Hottentotten. Der Handel ging gut (für ein Messer wurde ein Schaf, für zwei Messer ein Ochse eingehandelt), und Reibereien fanden nicht statt. Aber auf die Dauer werden die Beziehungen der Weißen zu den Eingeborenen unter der Ge- wohnheit der Portugiesen sowohl wie der Eng- länder gelitten haben, Verbrecher am Kap aus- zusetzen, Männer, die in der Heimat Leben oder Freiheit verwirkt hatten, aber als Spürhunde gegen Hottentotten noch verwendbar schienen. Obwohl uns über das Schicksal dieser Deportierten wenig, über ihr Treiben im einzelnen fast nichts bekannt ist, so spricht doch alle Wahrscheinlichkeit dafür, daß sie den Eingeborenen weder Respekt noch Vertrauen unserer Rasse gegenüber ein- geflönt haben. So trafen die Holländer zu Anfang des 17. Jahrhunderts schon übel vorbereiteten Boden an; sie trugen selbst nichts dazu bei, ihn zu ver- bessern, bis Johann van Riebeeck in der klaren Erkenntnis, daß die Erschließung der natürlichen Hilfsmittel des Landes nur mit Hilfe der Ein- geborenen eingeleitet werden könne, System in den Verkehr der gelben und weißen Rasse brachte. Für die Zeit der ersten näheren Anknüpfung zwischen Holländern und Hottentotten ist das Tagebuch van Riebeecks ein um so wertvolleres Dokument, als es nicht nur Tatsachen, sondern in den täglichen kleinen Entwicklungsphasen der Handlung, die alle kurz und klar eingetragen werden, auch die Motive und Ziele der Be- teiligten registriert. Hier kommt nicht nur der Geschichtschreiber, sondern auch der auf seine Rechnung, der mit psychologischem Interesse die Begegnung zweier extremen Menschenrassen ver- folgt. Wir müssen uns hier mit Hinweisen be- gnügen. Im ersten Stadium herrschte gegen- seitig freundliches Entgegenkommen, und beiderseits wurden befriedigende Geschäfte abgeschlossen. Kupfer und Tabak, daneben Spirituosen, bildeten die besten Tauschartikel. Drei Pfund Platten- kupfer und ½ Pfund Tabak war der Preis einer Kuh, ein Pfund Plattenkupfer und etwas Tabak wog ein Schaf, ½/ Pfund Kupferdraht und etwas Tabak ein Lamm auf. Wildpret, hier und da Elephantenzähne und junge Strauße, wurden wohlfeil eingehandelt. Im zweiten Stadium führt ein Erlahmen der Nachfrage nach Kupfer zu Preissteigerungen von seiten der Hottentotten. Die Hottentotten wollen, nachdem ihr Kupferbedarf gedeckt ist, ihr Vieh, von dem sie leben, nicht weiter veräußern. Frisches Schlachtvieh ist aber unentbehrlich für eine befriedigende Proviantierung der Indien- fahrer, und da diese Proviantierung der einzige Zweck der weißen Ansiedlung in Südafrika ist, so ist der Viehbesitz für den Holländer am Kap nicht minder eine Lebensfrage wie für den Hottentotten. So treten die ersten Verstimmungen ein, und mit ihnen wird wieder das alte Mißtrauen wach — nicht ohne Grund, auf beiden Seiten. Der Hottentott kann der Versuchung, sich mühelos wieder in den Besitz des veräußerten Viehes zu setzen, nicht widerstehen und stiehlt. Was er weiterhin noch veräußert, ist minderwertige Ware; er nährt dabei bei den Weißen Hoffnung auf guten Nachschub und täuscht sie am Ende. Auf der anderen Seite hat auch der Holländer, durch dieses Verhalten der Hottentotten gereizt, keine sauberen Hintergedanken. Er wartet nur auf den geeigneten Angenblick, seine Interessen brutal durchzusetzen, und verbirgt sie bis dahin geschickt. Wie man vorher in England die Ver- wendung von Verbrechern als Avantgarde gegen die Hottentotten mit der Begründung anführte, es sei das für diese Sträflinge „eine sehr barm- herzige Tat und ein Mittel, sie zu Gott zu führen, indem man ihnen Zeit zu Buße ließe, Vergebung für ihre Sünden zu erflehen usw.“, so wurde der holländischen Indien-Handelsgesellschaft von ihren Berichterstattern (26. Juli 1649) im Anschluß an gut kaufmännische Kalkulation der Bau einer befestigten Station am Kap auch mit der Be- gründung empfohlen, daß damit durch Heiden- bekehrungen „viele Seelen zu Gott gebracht würden, — sicherlich die ausgezeichnetste Tat, den Namen des Allerheiligsten zu verherrlichen und sein heiliges Evangelium zu verbreiten. Auf diesem Wege wird auch Ihr Unternehmen in Indien mehr und mehr gesegnet werden.“ Van Riebeeck glaubt auch, ohne daß man dem lieben Gott Aktienteile anbietet, zum Ziele zu kommen. Er hofft, die Vertrauensseligkeit der Hottentotten zur rechten Zeit zu einem Viehraub großen Stils und einem ergiebigen Sklavenfang für Indien