W 1046 20 Arbeitsnachweises und einer Arbeiterfürsorge, mit der Mission zusammen arbeiten könnte, müßte ein Versuch lehren, womöglich ehe die englischen Arbeiterwerber uns die besten Kräfte über die Grenze gezogen haben. Dann wird sich auch zeigen, ob die protestantische oder die katholische Mission sich in diesem Punkte als die lebens- fähigere erweist. Die Entscheidung darüber kann einmal weit über die Grenzen der Mission Trag- weite erlangen. Das Verhältnis des Hottentotten zu seinem deutschen Herrn ist folgendermaßen zu charakte- risieren: Der Hottentott lernt unsere Sprache schnell, wenigstens verstehen, er beobachtet den Fremden scharf und hat die Klugheit, mit seinem Ergebnis zurückzuhalten. In allen drei Punkten unterscheidet er sich vorteilhaft von der Mehrzahl unserer Landsleute. Daß der Ansiedler und Kaufmann der schwierigen Sprache kein Interesse entgegenbringt, ist ihm nicht zu verübeln. Daß der Beamte seinen Einfluß auf die Eingeborenen verdreifacht, wenn er ihre Sprache beherrscht, ist eine alte Weisheit, aus der die Lehre zu ziehen in hottentottischem Sprachgebiet mit abnormen Schwierigkeiten verknüpft gewesen sein würde, hätte man je daran gedacht, sie zu beherzigen. Man hat draußen für die Sprache der Hotten- totten ihrer Schnalzlaute wegen gewöhnlich nur Spott. Das mag an sich harmlos sein; aber ein großer Teil unserer Landsleute begnügt sich über- haupt damit, am Hottentotten das Lächerliche herauszufinden, und das ist bedenklicher. Kommen dazu dann die hundert kleinen Verstimmungen, die niemandem erspart bleiben, der bei seiner Arbeit auf Eingeborene angewiesen ist, dann kom- binieren sich bald diese Empfindungen unter dem äußeren Eindruck der zerlumpten, schmutzigen Gestalten zu einem Gesamturteil, dessen Ergebnis unverhohlene Verachtung ist. Mag diese Ver- achtung nun je nach den Erfahrungen und der Anlage des einzelnen humoristischer oder er- bitterter Natur sein, meist paart sich jedenfalls mit ihr auf unserer Seite ein Bewußtsein ge- waltiger UÜberlegenheit, das jede nähere Be- schäftigung mit dem Hottentotten als überflüssig erscheinen läßt; man glaubt eben, auch so mit ihm fertig zu werden. Dabei treten dann die größten Gegensätze im Verkehr zutage. Demselben Kapitän, der bei Gelegenheit als „Spitze“ vom Beamten ins Haus geladen wird, bietet der Händler mit den Worten „Willst Du einen Schnaps haben, altes Schwein?“ auf seine Weise Gastfreundschaft an. Hier wird ein Weißer bestraft, weil er einen naseweisen Hottentotten handgreiflich vom Hofe gejagt hat, dort teilt einmal der Beamte selbst in begreif- licher Erregung blaue Striemen aus. Die Züchti- gung an sich ist nicht das Verwerfliche, sondern der Widerspruch in der Behandlung. Man mag das rücksichtslose Vorgehen der Buren im einzelnen mißbilligen; die Konsequenz aber, mit der auch der milder denkende Bur, in voller Überein= stimmung mit seinesgleichen, seine strengen Grund- sätze dem Hottentotten gegenüber wahrt, ist der gute Kern dessen, was man an der Fähigkeit des Buren, mit Eingeborenen umzugehen, rühmen muß. Einc solche Einheitlichkeit in der Behandlung der Eingeborenen muß der spontane Ausdruck übereinstimmender Beurteilung des Eingeborenen- charakters und der Situation werden. Alle Kenner der Hottentotten stimmen darin überein, daß zweierlei im gedeihlichen Verkehr mit ihnen unentbehrlich ist: In ungezählten Fällen habe ich die Erfahrung gemacht, daß ein Hottentott die Strafe, die er seiner eigenen Überzeugung nach verdient hat, auch erwartet. Es ist in seinen Augen ein Zeichen von Schwäche oder Beschränkt- heit, wenn ihm die Strafe dann geschenkt oder irgendwie umzuckert verabfolgt wird. Er mag sich für glimpfliche Absolution noch so gerührt bedanken und, wenn er Christ ist, den Lohn des „Heere Jezus“ herabwünschen, — wer hinter die Kulissen sieht, weiß, daß er sich über diese Art der Behandlung nur lustig macht, er will streng angefaßt sein. Die Forderung der Gerechtigkeit ist gleichfalls schon im Interesse der Autorität zu erheben, auch da, wo es sich nicht um empfind- liche Strafen handelt. Auch der Mann, der kein Amt bekleidet, sollte sich bewußt sein, daß sein privater Verkehr mit den Eingeborenen im halbzivilisierten Lande keine reine Privatangelegenheit ist. Jeder einzelne trägt unmittelbar einen Teil der Verantwortung für die guten oder schlechten Beziehungen der beiderlei Rassen. Das Ergebnis dieser direkt ver- antwortlichen Konfrontierung ist die schärfste Probe auf die Reife eines Volkes im Bölkerverkehr. Hier zeigen wir uns deutlich als Anfänger. Wir schwanken innerhalb zu weiter Grenzen zwischen antoritätsloser Fraternisiererei und amtlich posieren- dem Herrentum. Der Mittelweg: Verständnis der fremden Eigenart bei ruhig fester Wahrung der eigenen Überlegenheit, liegt uns noch nicht. Der Vetter jenseits des Kanals ist weltmännischer. Einstweilen müssen wir also offen bekennen, daß der Hottentott uns besser kennt als wir ihn. Schon im Bewußtsein seiner Schwäche verliert er niemals das Interesse am Studium des weißen Eindringlings. Seit Generationen und von Jugend auf geschult, mit List zu Werke zu gehen, läßt er den Weißen nur in den seltensten Fällen in die Ergebnisse seiner eigenen Menschenbeob- achtungen blicken. Wir haben in der Ver- kennung dieser Sachlage viel preisgegeben: Was