G. 1139 20 Am 7. Juni begab sich die Expedition von Kisumu aus mit der gesamten Ausrüstung über Entebbe nach Bukoba. In Kisumu hatten wir Gelegenheit, den vierten Dampfer auf der Werft zu sehen, so daß in kurzer Zeit die Engländer auf dem zum größten Teile deutschen Victoria-See 2600 Tonnen haben, wir dagegen nichts. Ein weiterer Beweis dafür, welchen wirtschaftlichen Aufschwung das Sangagebiet durch die Uganda- bahn genommen hat. Möge endlich bei uns der Wert guter Verkehrs- mittel, in erster Linie der Wert von Eisenbahnen orkannt werden, die unumgänglich zur Ausbentung der Landesprodukte erforderlich sind. Am 17. bricht die Expedition von Bukoba auf. Bis Kifumbiro wird gemeinschaftlich mar- schiert. Hier setzt der größte Teil über den Kagera, während der Geologe Dr. Kirschstein und Oberleutnant Weiß durch Karagwe marschieren werden, um am Kageraknie bei Kangonsa mit dem Hauptteil wieder zusammenzutreffen. r— Kamerun. Aus West-Hdamaua.-) (Hierzu eine Kartenstizze.) Am 7. April brach ich von Laro über Bukari Bosso nach-Nassarau auf. Da die direkte Straße zwischen dem Berg Banglang und Tschapen be- reits hinreichend bekannt ist, so beabsichtigte ich zunächst, durch einen Marsch nach Westen, entlang den südlichen Hängen des Berges Banglang, die in letzter Zeit von Händlern vielfach benutzte Straße Kontscha — Labare Belo — Mao Kordo— Sabungeri südlich Mao Kordo zu erreichen, um diese der Residentur bislang nicht bekannte Straße alsdann nach Norden weiter zu verfolgen. Nach dreistündigem Marsch wurde sie erreicht. Über Mao Kordo, Jabn (Jabgu) traf die Expedition am 9. April in Bukari Bosso ein. An diesem Ort galt es zunächst zwischen den beiden alten Rivalen, dem Djauro Laro und dem Lamido (Djauro) Maijali von Nassarau Grenzstreitigkeiten zu erledigen, die sich wiederum um den Besitz der Ortschaft drehten. Die letztere wurde unter Bestätigung der vorjährigen Entscheidung des Leutnants Nitschmann dem Diauro Laro zu- gesprochen. Das etwa 8 Kilometer östlich des Berges Dirdn gelegene Bukari Bosso war lange Zeit ein von den Händlern gefürchtetes Räuber- nest. Mancher Haussamann ist dort spurlos ver- schwunden, nachdem sein Hab und Gut unter die *) Bericht des Residenten Oberleutnants Strümpell. beranschten Tschambaheiden verteilt war. Traurig gedenken, wie sie mir selbst erzählten, noch jetzt die Bukari Bossolente dieser schönen Zeit, da sie auf ihren schnellen Pferden den Busch durch- streifen oder, um die Bierkrüge versammelt, einem zufällig eintreffenden Händler zur Steigerung des Festgenusses den Kopf abschlagen konnten. Diese Zeiten sind endgültig vorüber, der schuldige Arnado sitzt im Gefängnis von Laro. Die Bitte der Bukari Bosso, ihren geliebten Arnado frei- zulassen, mußte natürlich abgeschlagen werden. Das berüchtigte Dorf ist ein elendes Nest; es zeugt nur für die grenzenlose Frechheit und Ver- wegenheit der Heiden und für die Ohnmacht der Fulah, wenn sich hier längere Zeit ein so üppiges, große Straßen lahmlegendes Räuberleben ab- spielen konnte. Am 11. April erreichte ich über Sabungeri— Gaturo Nassaran, den Sitz des Lamido Mai- jali, eines aufgeweckten jungen, energischen Herr- schers von bestem Fulahblut. Vielleicht vermißt man an ihm noch etwas die sonst den dortigen Machthabern eigene Ruhe und Abgemessenheit. Sein in dem benachbarten Wukao lebender Vater Babana, ein Vetter des herrschenden Emirs von Vola, führt eigentlich die Herrschaft, er hat sie nur nominell seinem Sohne übertragen. Am 12. April traf ich mit dem englischen Residenten, Herrn Barclay, bei Nassarau zu- sammen, am 14. April marschierten wir auf ver- schiedenen Wegen an den Grenzpfeiler Nr. 17, um am nächsten Tage die provisorische Grenzlinie abzureiten. Die Grenzlinie ist mit Kompaß= peilung 236 durch den Busch geschlagen. Während der britische Resident am 15. April den Rückmarsch nach Yola antrat, setzte ich den Marsch nach Südwesten, am Mao Bulo entlang, fort. Am Abend des 15. April wurde auf der Grenze des Fulah= und Heidengebietes gelagert. Tags darauf gelangte ich wieder zum Land der Tschambaheiden, und zwar zur Herrschaft Bulo, deren Oberhaupt in Gambagani am Berge Mangla wohnt. Die Herrschaft umfaßt die am Mao Bulo aufswärts liegenden Ortschaften bis etwa Kowe, sowie die am Berge Mangla ge- legenen Dörfer. Die Dorfältesten „Ganugi“ (Tschamba) stehen nur in losem Zusammenhang mit Gambagani. Diese Tschambaheiden hatten früher nach Belieben einen geringen Tribut nach Yola gesandt, und dort war man mit diesem kleinen Zeichen der Abhängigkeit zufrieden. Nach der Zertrümmerung der wllaherrschaft blieben die Heiden sich selbst überlassen. Von Majjali war vielfach über ihre feindliche Haltung, der er ohnmächtig gegenüberstand, geklagt worden. Di- g