G 1203 2 schöner Menschenschlag, der sich im wesentlichen von Bananen nährt. Die Banane ist eine ein- jährige Pflanze, aber sie erneuert sich beständig aus Wurzelschößlingen und wächst bei geringer Pflege und einiger Düngung viele viele Jahre auf der- selben Stelle. So ist denn jede Eingeborenen- hütte mit Bananen umgeben, und hier ist der erste Ansatz zu einer Düngungswirtschaft. Der Eingeborene hält im wesentlichen Kleinvieh (Ziegen) für diesen Zweck, sehr im Gegensatz zu anderen Teilen Ostafrikas, wo diese Nutzbar- machung der tierischen Exkremente unbekaunt ist. Die Exportprodukte sind demnach im wesent- lichen jene Kleinviehfelle und in steigendem Maße der Kaffee. Es ist interessant, hier eine Ver- gleichung mit der Eingeborenen= und Plantagen- wirtschaft gerade bei diesem Artikel anzustellen. Bekanntlich ist in Usambara, wo eine gute Qualität Kaffee erzeugt wird, die Plantagenwirt- schaft in Kaffee nicht mehr rentabel. Alle Plau- tagen setzen jedes Jahr Geld zu und versuchen, nach und nach, andere besser rentierende Ge- wächse zu ziehen. In Brukoba steigt die Kaffee- produktion von Jahr zu Jahr und die Qualität ist derart, daß der Export zum großen Teil nach Arabien stattfindet, wo er mit dem dortigen Kaffee vermischt als Mokka-Kaffee in den Handel kommt. So stehen denn um jede Hütte 19, 20 und 30 Kaffeebäume zwischen den Bananen. Es erscheint auf den ersten Blick wunderbar, daß ein mit europäischer Intelligenz betriebener, mit reichen Geldmitteln angelegter und mit maschinellen Einrichtungen zum Teil komplizierter Art für Enthülsung und Trocknung ausgestatteter Betrieb, nicht mehr konkurrenzfähig ist. Aber gerade darin liegt zum Teil der Mißerfolg. Eine Kaffee- plantage ist belastet mit den Kosten für Grund und Boden; den Eingeborenen gehört der Boden frei. Sie ist belastet mit den Kosten der Rodung; Plantagen können ja nur da angelegt werden, wo kein Eingeborenen-Besitz vorhanden ist. Diese Kosten sind sehr hoch. Der Eingeborene zieht den Kaffee als Zwischenkultur. Eine Plantage ist belastet mit den Kosten eines euro- päischen Aufsichtsrats, einer europäischen Leitung, weißen, sehr teuren Angestellten im Schutzgebiet und vor allem mit Zinsen auf Kapital und Arbeit für 5 bis 6 Jahre, nämlich der Zeit zwischen Anlage und Ertragsfähigkeit. Nehmen Sie nun die Kosten des Hektar bloß auf 3 Rp. an, so müssen Sie doch mindestens 50 Rp. per Hektar rechnen für die Rodung und 10 Rp. für die Pflanzung, so haben Sie 63 Rp. Kosten. Auch solange der Kaffee nicht ertragsfähig ist, muß dieses Land rein gehalten, müssen Abzugsgräben, Wasser- löcher usw. gemacht werden. Dazu gehört min- destens 1 Mann für je 2 ha, d. h. für 6 Jahre per Hektar ½ Mann, macht 3 Arbeitskräfte zu 150 Rp., macht 450 Rp., zu jenen 63 hinzu, zusammen also zunächst 513 Rp. Dazu kommen mindestens 30000 Mk. per Jahr Generalunkosten der Weißen, und wenn Sie das auf 500 ha an- schlagen, so macht das 60 Mk. per Jahr oder 360 Mk., bis die Plantage trägt, und das sind 270 Rp., zusammen 782 Rp. Wir haben also ziemlich 800 Rp. auf den Hektar Unkosten oder /10 Rp. per Kaffeebäumchen, 1000 auf den Hektar gerechnet. Sie müssen also, wenn Sie nur 15 v. H. Zinsen rechnen, 4 Heller = 5⅛½ Pff. von vornherein Unkosten rechnen. Nun kommt die Zeit der Ernte, und da brauchen Sie minde- stens 1 Mann auf den Hektar, d. h. 20 Pfg. für das Bäumchen im Jahr; so haben Sie schon 25½ Pfg. Trägt nun ein Baum 2 Pfund Kaffec, wovon ½⅛ dem Gewicht der reinen Bohne ent- spricht, so haben Sie 200 g Kaffee. Wenn Sie nun nichts rechnen für Maschineric und ihre Anlage und Betrieb, so ist es klar, daß bei Kaffeepreisen von höchstens 50 Pfg. auf das Pfund, 200 g nur 20 Pfg. wert sind, und Sie deshalb 5 bis 6 Pfg. zu jedem Pfund beizulegen haben. Das ist eine sehr bescheidene Rechnung, die nichts ansetzt für Erneuerung des Bestandes, für Aus- fall infolge Absterbens und Pflanzenkrank- heiten, und eine Rechnung, die mit einem sehr hohen Ertrag rechnet. Diese 26 Pfg. Un- kosten hat der Eingeborene nicht, er hat gar keine Unkosten. Er macht die Sache nebenbei, er lebt von seiner Banane, er hat also jene 20 Pf. rein, wo die Plantage 6 Pf. zusetzt. Diese Wahr- heit, daß in vielen Fällen die Eingeborenenkultur unglaublich viel billiger produziert wie Plau- tagenkultur, ist für manche Leute nicht sehr er- baulich, aber sie muß im Interesse unserer Ko- lonien und ihrer Entwicklung ausgesprochen werden. Das Bild ändert sich natürlich sofort, wo es sich um sehr hochwertige Produkte handelt, die nur mit großen maschinellen Anlagen, wie Sisal, und mit großen Geldaufwendungen, wie Baum- wolle bei der Bewässerung, gemacht werden können; denn der Eingeborene kann weder Ma- schinen bestreiten, noch Kapital schaffen. Aber es ist noch ein anderes, was ernsthaft ins Auge ge- faßt werden muß. Der Kaffeebau war rentabel, solange nicht die ungeheuere brasilianische über- produktion eintrat, d. h. die Plantage ist mehr oder weniger abhängig von der Weltkonjunktur. Ob sie bestehen kann oder nicht, hängt von Fak- toren ab, über die man keine Gewalt hat, und. das ist der Grund, weshalb man dafür sorgen muß, daß ein Schutzgebiet nicht vom Plantagen- bau abhängig wird, damit bei sehr schlechten Konjunkturen nicht das ganze Schutzgebiet, Leben