G 1207 20 mühsame Arbeit des Entwirrens des Rechtsfalles. Dies ist sehr schwer. Alle ostafrikanischen Neger sind Orientalen, ihr Gedankengang ist anders, ihre Ausflüchte, ihre Verteidigungsmittel sind andere wie in der Heimat. Angesichts der Hilfe des Bürgermeisters und einer sachverständigen Beihilfe der Araber und Sultane, bei den Handelsgutachten, die die Inder abgeben, bei dem guten Willen jedermanns in dem Gericht, der Obrigkeit zu helfen, habe ich die Empfindung bekommen, daß außerordentlich viel positives Recht gefunden worden ist, daß die verwickeltsten Sachen, welche in der Heimat unzählige Zeugenvernehmungen, Termine usw. verlangten, ohne Akten, ohne Nieder- schrift gelöst wurden, daß Rechtsmaterien, die dem heimischen Empfinden ganz fern liegen, Fragen der Vielweiberei, der Haussklaverei, Grenzstreitig- keiten, erledigt wurden im Sinne einer absoluten Gerechtigkeit, im Sinne der Sitten und Gebräuche des Landes und zur allgemeinen Befriedigung. Das hat mir eine sehr große Last vom Herzen ge- nommen, besonders nachdem man in Deutschland so stark darauf aus ist, Justiz und Verwaltung zu trennen. Ich habe mich gefragt, was wohl ein deutscher Assessor und Amtsrichter gemacht hätte, wenn ihm 67 Termine mit den notwendigen Akten, die auf einen Vormittag anberaumt waren, zur Erledigung übergeben worden wären, und er hätte in jedem Falle zum Urteil und zur Ent- scheidung kommen müssen. So habe ich von Deutsch-Ostafrika im ganzen den Eindruck eines werdenden, kräftigen und zu- kunftsreichen Landes, welches der deutschen Kultur viele Aufgaben stellt, aber auch eine reiche Ernte verheißt, und von dem man mit Sicherheit an- nehmen kann, daß es nicht nur alle neuen Auf- wendungen, besonders die Verkehrswege, verdient und trägt, sondern daß es auch mit Ihrer Hilfe zu einem selbständigen und wertvollen Aktivum und zu einem schönen Monnment deutscher kolo- nialer Arbeit werden kann. Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. (Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) stamerun. Von der Oanenguba-Bahn. Der Stand der Bauarbeiten war Ende Oktober im einzelnen folgender: Die Erdarbeiten sind mit Ausnahme der Zufahrtsrampe zur künftigen Landungsbrücke beim Bahnhof Bonaberi fertiggestellt bis Kilo- meter 9,5. Ferner sind fertiggestellt die Strecken von Kilometer 13 bis 15, von Kilometer 15,9 bis 22 und von 23 bis 25,5. Die Teilstrecken von Kilometer 9,5 bis 13, von Kilometer 15 bis 15,9 und von 22 bis 23 gehen demnächst ihrer Vollendung entgegen. In Angriff genommen ist durch acht Arbeits- kolonnen die Strecke von Kilometer 25,5 bis 41,5. Die Räumungsarbeiten sind fertiggestellt von Kilometer 0 bis 40, von Kilometer 42 bis 50,9 und von 52 bis 55. Die Zwischenstücke von Kilometer 40 bis 42 und 50,9 bis 52 werden in kurzer Zeit abgeräumt sein. Brücken. Durch die Erstellung von Stülp- wänden ist für die Uberbrückung des Bomono= Krieks die nötige Offnung der Brücke ermittelt worden. Es hat sich ergeben, daß bei einer Offnung von etwa 65 m das Stauwasser der Flut ohne nennenswerte Erhöhung der Strömungs- geschwindigkeit abfließen konnte. Auf Grund dieser Beobachtung soll die Brücke zwei Offnungen von je 40 m Stützweite erhalten. Um die Zu- fahrtsrampe zu beiden Seiten zur Brücke nicht zu lang und zu steil gestalten zu müssen, ferner mit Rücksicht darauf, daß in dem Kriek der Hauptsache nach nur Kanus, sehr selten Brandungsboote ver- kehren, ist die Höhe zwischen der Hochwasserlinie und der Unterkante der Brückenkonstruktion zu 2 m angenommen worden, so daß sich bei Niedrig- wasser bei einer Fahrwassertiefe von 4,80 m immerhin eine Durchfahrtshöhe von 4,20 m er- gibt; ein Verkehr mit kleineren Motorfahrzeugen ist demnach ebenfalls ermöglicht. Die Schüttung der Zufahrtsrampen ist in Angriff genommen worden; sie faßt etwa 25 000 chm. Die Pfeilerbauten werden demnächst beginnen. Ebenso sind die Vorbereitungen für die Pfeiler- bauten an der Mombebachbrücke bei Kilometer 27 getroffen. Oberbau. Das Gleismaterial für die ersten 6 km der Bahn ist angeliefert. Signale. Die Telephonstangen sind bis Kilo- meter 10 verteilt und bis Kilometer 5 aufgestellt. Das Material für 25 km ist angeliefert. An Hochbauten sind inzwischen außer den im ersten Baubericht angeführten keine weiteren erstellt worden.