W 20 20 Aufseher über die Maloll deren Sprache erlernt und einigen Einfluß auf die Leute gewonnen. Ich sandte nun diesen Diener nach Maloll. Vergeblich. Bei seinem zweiten Besuch fand er das Dorf verlassen. Die Eingeborenen waren über die Lagune gezogen und lebten im Busch. Nun ließen mir die Maloll sagen, sie würden mit den Siaute-Leuten (Bergdorf) zusammen die Wultalul-Leute und dann die Station überfallen. Wultalul wandte sich um Schutz an die Station. Erkundigungen in Siaute ergaben jedoch, daß dieses treu bleiben und sich nicht in die Maloll- sache mischen wolle. Eine unmittelbare Gefahr für Wultalul lag demnach nicht vor. Kurz danach überfielen die Maloll, unweit Wultalul, den Schieß- jungen Nawe. Beim Handgemenge ging diesem das Gewehr los und er konnte sich in die Sümpfe flüchten, von wo er nach zwei Tage langem Umherirren den Weg nach Eitapé zurück- fand. Gleichzeitig traf die Meldung ein, daß ein großes nach der Station unterwegs befind- liches Kanu aus Arop von Maloll überfallen und zerschlagen worden sei; die Arop hatten sich durch Flucht gerettet. Wultalul meldeten zugleich, man könne das Dorf nicht mehr ver- lassen, da der Busch voll feindlicher Maloll stecke, Nahrung sei auch nicht mehr vorhanden. Bis zu diesem Augenblicke war von der Station nicht die geringste Feindseligkeit gegen Maloll unternommen worden. Nun aber, da jede Aussicht, auf friedlichem Wege weiterzu- kommen, geschwunden war, entschloß ich mich, gegen Maloll vorzugehen. Zwei Abteilungen versuchten Malon von der Landseite zu überraschen, das Dorf war aber verlassen. Ich mußte mich also zum Buschkriege entschließen. Eine Abteilung beließ ich mit fünf- undzwanzig Soldaten in Maloll; sie sollte die Schlupfwinkel der Eingeborenen auffinden. Diese hatten keinen festen Wohnsitz mehr, sondern zogen in größeren Banden, rot bemalt und mit Blättern behangen, im vollen Kriegsschmucke im Busche umher. Stets wenn eine solche Bande gestellt wurde, entspann sich ein heftiges Gefecht. In mehreren Gefechten verlor der Feind sechzehn Tote und vier Gefangene. Die Polizeitruppe hatte einen Schwerverwundeten. Das Gelände war äußerst schwierig. Unsere Truppe marschierte oft fast bis an die Hüsten im Sumpf. Die Wege waren mit Fußangeln besetzt, in die trotz größter Vorsicht doch ein Soldat trat. Schließlich zeigte sich, daß die Polizeitruppe zu schwach war, um in solchem Gelände einen numerisch zwanzigfach überlegenen Feind energisch verfolgen zu können. Fünfundzwanzig Mann standen im Felde, nach der Stärke der Truppe sollten somit ebensoviel Mann auf der Station verbleiben. In Wirklichkeit hatte ich nach Abzug der Wache, der Pferdejungen, der Kranken, kaum eine Bootsbesatzung auf der Station, da einige Leute zum Ersatz für im Busch Erkrankte stets unterwegs sein mußten. Aus diesem Grunde habe ich nunmehr die Feindseligkeiten eingestell und werde es vorläufig wieder mit friedlichen Verhandlungen versuchen. Die Kämpfe mit Maloll waren seit Monaten vorauszusehen, aber nicht zu vermeiden. Leider stehen mit dem stark bevölkerten und äußerst kriegerischen, von der Verwaltung bis jetzt fast ganz unberührt gebliebenen Westen überhaupt noch weitere Verwickelungen bevor. O samerun. Durch das Makageblet nordwestlich der Dume Station.) Von der Station aus gelangte ich am 4. Juli nach sechsstündigem, durch Urwald führenden Marsch zu den ersten Niederlassungen des Häupt- lings Ngila, dessen Dörfer mit über 200 be- wohnten Hütten stundenweit die Straße beleben. Am 5. Juli erreichte ich durch das Gebiet des Häuptlings Mboma hindurch das fast 100 Hütten zählende Hauptdorf des Sembiang (Sambial). Mit dem Verlassen dieser Dorsschaft am 6. Juli betrat ich das auf der Grenze von Gras= und Waldland sich hinziehende Gebiet der noch un- zuverlässigen Makarbom. Durch die freundlich gesinnten, westlich von den Makarbom sitzenden Stämme der Bangen, Bakene, Bangab hindurch gelangte ich in das Land der Anfang dieses Jahres von Hauptmann Dominik niedergeworfenen Anwangs. Ihr Häuptling Gelemenduke, der nach mannigfacher Irrfahrt seit Ende Juni wieder zu den Seinen zurückgekehrt ist, hat bereits wieder eine größere Anzahl Leute um sich versammelt und mit ihnen neue Dörfer angelegt. Das durchquerte Gebiet gehört noch zum Waldland, hat jedoch infolge intensiver Boden- kultur durch eine zahlreiche Bevölkerung bereits viel von seinem früheren Charakter verloren; für die Entstehung ausgedehnterer Grasparzellen und das Zurücktreten des dichten Busches dürfte jedoch auch die Höhenlage günstig gewesen sein. Im Gebiet der Anwangs ragt die schon bei den Bangab und Bakene beginnende Olpalme zu vielen Tausenden über den niedrigen Busch empor und gibt diesen Landesteilen das Gepräge; die *) Aus einem Reisebericht des Oberarztes Dr. Berk