W 24 20 Wald auf künstlichem Wege und vielleicht sogar teilweise auf natürlichem Wege Aussicht auf Er- folg hat. Ferner weisen diese natürlich entstan- denen Waldbildungen darauf hin, daß die Gründe, weshalb auf diesem Gebiete Steppenbildung er- folgte, nicht ausschließlich in natürlichen Faktoren zu suchen seien, sondern auch in den Eingriffen des Menschen, in manchen Gebieten sogar nur in letzteren. Die Eingriffe der Menschen fanden wie folgt statt: Behufs Gewinnung von Farm- land wurde der Boden zunächst seiner schützenden Begetationsdecke, des Waldes, beraubt; dieses neugewonnene Farmland wurde einige Jahre be- wirtschaftet. Sobald hier die Erträge nachzulassen begonnen hatten — ein Umstand, der bei dem Mangel jeglicher Düngung bald einzutreten pflegt — wurde neuer Wald gerodet. Das verlassene Farmland aber wurde nicht sich selbst überlassen, sondern die sich ansiedelnde Vegetation wurde behufs Vertilgung des Ungeziefers zum Zwecke der Jagd alljährlich niedergebrannt. Diese jähr- lich wiederkehrenden Brände im Verein mit der austrocknenden Wirkung der tropischen Sonne mußten naturgemäß eine rasch sich entwickelnde Steppenbildung zur Folge haben, welche bei dem stetigen Wechsel von Farmland im Laufe der Zeit eine enorme Ausdehnung erreichen mußte. Daß die eben geschilderte Art und Weise der fort- schreitenden Waldverwüstung, welche wahrschein- lich auf viele Jahrhunderte zurückreicht, tatsächlich von den Eingeborenen gepflegt wird und daß Hand in Hand mit der Waldrodung die Steppen- bildung weiterschreitet, das beweist die Gegen- wart. Im weiteren Verlauf dieser Reise durch bewohnte Gebiete war mehrmals Gelegenheit ge- geben, typische Beispiele der fortschreitenden Wald- verwüstung und der damit verbundenen Steppen- bildung zu beobachten. Nach Beendigung der Routenaufnahmen am Haho und Unterlaufe des Balos wurde der Marsch nach Ele behufs Erforschung des Schio-Quell- gebietes angetreten. Die Marschroute war folgende: Vom Haho nach Toresi, von da nach Godzo (Alt-Dugba), welche Route neu aufge- nommen wurde, von Godzo nach Gudewe und Ele. Vom Haho führt der Weg bis Didome wie- derum durch Baumsteppe; an einzelnen Stellen sind noch kleine Waldreste vorhanden, von denen einige noch sogar den ausgesprochenen Waldbaum Chlorophors exeelsa beherbergen. Auch die zur Zeit meines Besuches noch kein Wasser führenden Flüsse Adetowi und Agodeka sind schmal be- waldet. " Von Didome ab ändert sich mit einem Schlage das ganze Vegetationsbild. Das von den Höhen- zügen Kaito und Lato eingeschlossene Gelände ist bis zu dem Farmdorfe Anaokophe ein weit aus- gedehntes, dicht geschlossenes und reiches Wald- gebiet, in dem die Chlorophora excelsa in herr- lichen Exemplaren und sehr zahlreich, oft in reinen Gruppen, vorkommt. Der Weg nach Godzo führt im Tale. Längs des ganzen Weges ist auf mehrere hundert Meter Breite der Wald weg- geschlagen. Die Waldrodung hat hier augen- scheinlich vor höchstens 10 bis 15 Jahren ein- gesett. An verschiedenen Stellen war sie in der schon beschriebenen Art und Weise, nämlich durch Axt und Feuer, erst im Vorjahre sowie in diesem Jahre erfolgt. Hier reiht sich Farm an Farm. Die Olpalme wird auf den Feldern eifrig in Mischkultur genommen. Auf verlassenen Farmen hat sich stellenweise eine junge, sehr dichte Palmen- vegetation entwickelt. An einzelnen Stellen sind aber auch bereits Anfänge zur Steppenbildung bemerkbar. Diese Tatsache liefert aus der Gegen- wart einen Beweis dafür, daß es, wie bereits erörtert, vielfach der Mensch ist, der auf großen Gebieten die erste Veranlassung zur Steppen- bildung gibt und daß diese Bildung rasch und sicher, selbst mitten in dem ausgesprochensten und dicht geschlossensten Waldgebiete, vor sich geht, sobald der Boden seiner schützenden Vegetations- decke beraubt ist und jährliche Brände stattfinden können. Mit dem Farmdorfe Anaokophe schließt im Tale der Wald ab und es wird längs des Weges nach Godzo die Buumsteppe wieder vorherrschend. Die nördlich und südlich des Weges gelegenen Höhen aber sind bewaldet. Zwischen Godzo und Gudewe befindet sich eine ausgedehnte Baum- steppe, welche nur an den Flußläufen durch schmale Waldsäume unterbrochen wird. Nach Überschreitung des Gbahadje konnte von dem zwischen Gowie und Ele und darüber hinaus sich erstreckenden Höhenzuge ein großer Teil der Obst- abhänge übersehen werden. Auf diesen gegen- wärtig noch gut bewaldeten Abhängen brannten an sieben verschiedenen Stellen die behufs Wald- rodung angezündeten Feuer. An vielen Stellen heben sich ferner große hellbraune Flecke von dem dunklen Walde ab; sie zeigten, daß hier vor kurzer Zeit der Wald gerodet wurde. Dies ist gewiß wiederum ein deutlicher Beweis dafür, wie die Waldverwüstung jährlich neue Gebiete in Angriff nimmt und dann selbst das Gebirge nicht verschont bleibt, sobald die Ebene durch diese Raubwirtschaft den Wald gänzlich verloren hat. Die Begetation längs der Straße zwischen Gudewe und Ele läßt heute in ihrem Charakter noch erkennen, daß dieses Gebiet ehemals ein geschlossenes Waldgebiet war, das aber durch den Eingriff des Menschen eine durchgreifende Anderung erfahren hat. An die Stelle des