66 ꝛ09 höheren Bergkuppen bereits Graswuchs aufweisen. In Banta, dessen Dörfer geräumt und verlassen waren, benahmen sich die Eingeborenen zum ersten Male feindselig, ohne daß es zu ernsteren Kämpfen gekommen wäre. Am 16. Juli gelangte die Expedition über Musomewa und den 1359 m hohen Sattel zwischen Bnambajua und Kondensa- Berg in die völlig zum Grasland gehörige Land- schaft Eko (Tudu, 1220 m über dem Meere), in prachtvoller Gebirgsgegend gelegen. Die Einge- borenen waren aus ihren Dörfern geflohen. Sie hielten die anliegenden Höhen besetzt und wagten es sogar, von Buschverstecken aus das Lager aus nächster Nähe zu beschießen. Zurückgeworfen und durch Patrouillen verfolgt, zogen sie sich in die Landschaft Okün zurück, in die wir am nächsten Tage unter fortwährenden Kämpfen einrückten. Den Bergrücken, welcher die den Zugang zu Okün bildende Einsattelung überragt, fanden wir von Haufen lärmender Eingeborenen besetzt, die aber bei unserem Anrücken die Flucht er- griffen. Sie setzten sich darauf in den bewaldeten Talschluchten und in dem hohen Grase fest, wurden aber ohne Mühe zurückgeworfen. Im Häuptlings- dorf wurde Lager bezogen. Trotz ihrer minder- wertigen Bewaffnung benahmen sich die Okünleute höchst furchtlos. Sie kamen nahe an das Lager herau, bedrohten Träger und Boys beim Wasser- holen, beschossen die Patrouillen aus dem Busch und hohen Gras und folgten zurückgehenden schwächeren Trupps in hellen Haufen bis in die Nähe des Lagers. Vom Feind fielen fünf Mann, auf unserer Seite wurde ein Soldat leicht ver- wundet. Durch zwei Nachtpatrouillen und eine am frühen Morgen unter Oberleutnant Adametz entsandte Patronille wurden dem Feind noch starke Verluste beigebracht, so daß er weithin in die Berge entsloh. Am 19. Juli konnten wir daher den Weitermarsch antreten und erreichten an diesem Tage Bamesse, das ich bereits im Juni 1905 bestraft hatte. Die Eingeborenen waren geflüchtet, kehrten aber auf unsere Zurufe bald zurück und zeigten sich völlig friedlich. Der Häuptling stellte auf meinen Wunsch auch einen seiner Leute als Stationsboten. Die Anstellung solcher Stationsboten aus noch wenig bekannten Ländern bildet ein gutes Mittel, um engere Fühlung mit diesen zu bekommen. Am nächsten Tage marschierten wir nach dem kleinen Ort Mesang, dessen Einwohner sich feindlich zeigten und auch einen Träger verwundeten. Zu ihrer Bestrafung wurden mehrere Patrouillen ausgesandt, die einige Leute erschossen. Am 21. Juli trafen wir nach sechsstündigem, höchst anstrengendem Marsche durch tiefe Schluchten und an steilen, schlüpfrigen Hängen entlang in Mubadji (Ba- mubadji) ein. Es ist der von mir Baundu ge- nannte Ort, den ich im November 1905 auf meinem Marsche Ossidinge—Bascho—Bali besuchte. Der kluge Häuptling Hemifu nahm uns freund- lich auf. Er steht im Verkehr mit Bali und ist auch von den dortigen Missionaren schon besucht worden. Nach seinen Angaben soll Bali-Mudi etwa vier bis fünf Tage von hier nach Norden liegen. Als wir in Kantji (613 m über dem Meere) ankamen, ließen uns die Eingeborenen, die uns im Kriegsschmuck erwarteten, zwar un- gehindert bis zum Häuptlingsplatz passieren; sie verhielten sich aber gegenüber allen Versuchen einer friedlichen Annäherung ablehnend und be- gannen schließlich die Lebensmittelpatrouillen und die Wasserholer zu beschießen, so daß wir auch hier wieder zu den Waffen greifen mußten. Am 23. Juli erreichten wir nach beschwerlichem Marsche Esimbe (Boregam). Die Eingeborenen hatten schon vorher die Hütten geräumt und waren geflüchtet. Ein gefangenes Weib erzählte, der Häuptling habe seinen Leuten Auftrag ge- geben, sich mit Lebensmitteln versehen bei seinem etwa anderthalb Stunden entfernten Dorfe zu sammeln. Nachdem wir an diesem Tage und dem nächsten Morgen vergeblich versucht hatten, die Eingeborenen von unseren friedlichen Absichten zu überzeugen, wurde plötzlich ein bei einer Lebensmittelpatrouille befindlicher Bametaträger aus dem Hinterhalt erschossen. Die sofort aus- gesandten Patrouillen stießen schon in dem Busch dicht beim Lager auf zahlreiche Haufen gut be- waffneter Eingeborener. Es zeigte sich bald, daß der Feind bereits das Lager von allen Seiten umstellt hatte und nunmehr auch das Lager selbst aus Buschverstecken zu beschießen begann. Weitere Haufen sah man auf den nahegelegenen Gras- kuppen sich sammeln. Der Angriff wurde durch Schnellfeuer zurückgeschlagen. Gleichzeitig warfen die Patrouillen den Gegner nach heftigem Kampfe aus seinen Verstecken und verfolgten ihn weit in die Berge. Der Feind verlor 13 Tote; auf unserer Seite wurde ein Soldat schwer verwundet. Zwei Patrouillen unter Oberleumant Adamesz und meiner Führung stießen am nächsten Tage noch auf mehrere Haufen von Eingeborenen, die aber nur noch schwachen Widerstand leisteten; auch eine am Tage vorher nach einem etwa drei Stunden entfernten Esimbedorfe entsandte Pa- trouille sah nur wenig mehr vom Feind. Am 26. Juli wurde das Lager nach dem Häuptlings= dorf verlegt, das nahe am Mesam= (Wotschumo) Fluß gelegen ist. Jenseits dieses Flusses, über den zwei Hängebrücken führen, stießen die Pa- trouillen bei der Landschaft Bitam nochmals auf den Feind, von dem sieben Mann fielen. Von Esimbe aus nach Nord-Nord-Westen soll die Land- schaft Besang zwei Tage entfernt liegen, nach