WV 69 20 offen und von schönen gemauerten Säulen oder Holzstangen gestützt ist — eine Art Veranda. Diese Häuser sind wie in Kantji, im Häuptlings- dorf Esimbe, zumeist eng aneinander gebaut, so daß die Orte einen stadtähnlichen Eindruck machen. An vielen Stellen der Mauer werden runde Löcher eingebohrt, in diese Löcher werden daun horizontal Stäbchen eingelassen und so durch darüber gelegten Bambus bequeme Wand- regale geschaffen. Solche befinden sich auch in dem erwähnten Vorraum oberhalb der Feuer- stelle zum Trocknen von Fleisch. Die hier ge- bräuchlichen Stühle stellen sich als eine Art schrägstehender Dreifüße aus gegabelten Natur- hölzern, mit einer als Sitz aufgebundenen Bambusstange dar. Ton-, Holz= und Rinden- gefäße für Essen und Palmöl sind in großer Anzahl und zahlreichen Arten vorhanden. Einen eigenartigen Eindruck machen die fast in jeder Hütte aufgehängten kleinen runden an Stöcken befestigten Holz= oder Rindenschilde für Einzel- kämpfe mit kurzen Haumessern; sie finden bei Weiberstreitigkeiten zwischen zwei Dörfern prak- tische Verwendung. Die Eingeborenen gehen gänzlich nackt, Männer sowohl wie Weiber, abgesehen von ein- zelnen Landschaften, die schon zu vorgeschrittenen Ländern wie Bameta, Bali, Bali-Mudi Be- ziehungen haben. Die Waffen bestehen in Vorderladern, Speeren aller Art, angespitzten Holzstöcken und Haumessern. Zum Kriegsschmuck gehört fast überall der charakteristische Lederhelm. In Mesang trugen die Weiber kleine Stäbchen durch die Nasenwand gesteckt, sowie Messing- und Eisennägel in der Oberlippe, ferner sonstigen Eisenschmuck einfachster Art. Sowohl die Ein- geborenen von Banta, Ekö, Okön wie die von Kantji, Esimbe, Bidera sind Menschenfresser. Die Sprache fast aller Stämme ist verschieden. Anjang spricht eine andere Sprache wie Anta;z Ekö und Okün gehören zum nämlichen Sprachstamm, ebenso Bamesse und Mufringeng; Mubadji hat eine andere Sprache wie Kantji, das aber mit Esimbe zu einem Sprachstamm gehört. Dagegen spricht Muküru trotz gleicher Bauart der Häuser einen anderen Dialekt wie Esimbe. Die Be- schäftigung der Eingeborenen ist fast überall die gleiche: Ackerbau, Olgewinnung, Töpferei, Matten- flechterei, zum Teil wie in Esimbe, Me, Spinnerei und Weberei. Angebaut werden in den Über- gangsländern hauptsächlich: Planten, Mais, Dams, Koko, Bohnen, Erdnüsse, im Grasland Planten, Korn, Koko, Yams, Süßlartoffeln, Erdnüsse, Baumwolle, Tabak; in Bafum auch Durrha, Steinnüsse, Rizinus. Ziegen, Schafe, Schweine, Hühner sind überall reichlich vorhanden, Rinder sah ich nur in Wum. Über die Handelsbe- ziehungen der einzelnen Stämme ist bei dem Mißtrauen und oft feindseligen Verhalten der Eingeborenen nur wenig bekannt geworden. Die Stämme in der Nähe Baschos verkaufen ihren Gummi auf den dortigen Faktoreien; Bamesse steht in Handelsbeziehungen zu Bameta, Mubadji zu Bali und Bali-Mudi, Kantji zu Mantum. Esimbe verkauft Gummi durch Zwischenhändler nach Bali-Mudi. Die Eisenarbeiten sollen meist aus Wum stammen. In Muküru wird von den Mantumleuten Gummi gewonnen und durch Zwischenhandel über Bameta nach Bali, von da nach der Küste verkauft. Mukürn tauscht Palmöl in Wum gegen Eisensachen, wie Speere, Hau- messer, Beile Erdhacken. 1 1 Die Erschließung der zum Nordwestbezirk von Bamenda gehörigen Landschaften hat bisher vor dringenderen Aufgaben zurückstehen müssen. So erklärt es sich, daß dieses Gebiet noch mit zu den am wenigsten bekannten Kameruns gehört. Außer der Reise Ramsays im Oktober 1900, meinem Marsch von Ossidinge über Bascho nach Bali im November 1901 und meiner Bereisung Bafums im Oktober 1905 sind bisher nur ver- einzelte kleinere Vorstöße meist bei Gelegenheit kriegerischer Expeditionen von Bascho, Bameta, Bekom oder Bali aus in diese Grenzgebiete unter- nommen worden. Abgesehen von dem durch seine Fruchtbarkeit und sein Menschenmaterial wichtigen Bafum, das sich allem Anschein nach durch allmähliche Gewöhnung ohne die Anwendung stärkerer, kriegerischer Machtmittel dem Einflußgebiet der Station angliedern lassen wird, sind die zahl- reichen kleinen, oft im schwierigen, fast unzu- gänglichen Gebirgsland des Westplateaus woh- nenden Stämme in wirtschaftlicher und politischer Beziehung für uns vorläufig von geringem Interesse. Ihre Unterwerfung kann daher all- mählich im Anschluß an andere Expeditionen erfolgen. Dagegen erscheint die Pazifizierung der feindlichen Stämme an der Straße Bamenda-— Widekum— Ossidinge (Bascho) sowie der Stämme an der deutsch-britischen Grenze schon für die nächste Zukunft als eine dringende politische und wirtschaftliche Notwendigkeit.