W 118 20 vier bis sechs Meter hoch aufragen, hohle, gerade Schäfte mit einem Büschel großer Blätter und einer langen dichten Blütenähre. Über dieser Krautwildnis erheben sich einzelne mächtige Bäume, zum Teil noch in voller Kraft, zum Teil angebrannt und verdorrte Aste wie an- klagend aufreckend, traurige Reste einer rücksichts- los vernichteten Waldvegetation. Der eigentliche Wald dürfte in seinem Charakter und auch in seiner floristischen Zusammensetzung dem der Usambara-Berge und des Kilimandscharo am nächsten kommen, wenigstens der östliche Teil. Dafür spricht u. a. das Vorkommen des vom Kilimandscharo zuerst beschriebenen Cornus Volkensii, eines mit der Kornelkirsche ver- verwandten Baumes, sowie des Stearodendron, einer Guttifere von mächtigen Dimensionen mit schönen kirschroten Blüten, eines Riesen des Waldes. Sehr häufig ist ein Olbaum, mit geradem grauen Stamm und aufstrebenden Asten, die eine flache Krone tiefdunkelgrünen Laubes tragen. Bemerkenswert sind die zahlreichen Moore und Brüche an den Quellbächen des Rukarara, in denen eine andere Art hochschäftiger Lobelien besonders auffällt; Torfmoosarten, eine rosa blühende Erika und Myrikabüsche erinnern an heimische Moore. Ganz heimatlich muten auch die vielen grauen Bartflechten an den Zweigen an. Jenseits der Wasserscheide ändert sich der Charakter; die Flechten, der Olbaum, der Cornus verschwinden, es treten aber zwei Arten von Podocarpus, allerdings nur spärlich, auf; eine Meliazee, mit sehr großen lederigen Fiederblättern, wahrscheinlich eine Eckebergia, wird hier häufiger, und ein riesiges Parinarium kommt hinzu. Am westlichen Rande bildet eine große Dimensionen erreichende Faurea von ganz weidenartigem Habitus geschlossene, aber lichte Bestände. Darauf folgt wieder eine Ver- nichtungszone mit Adlerfarn und gegen den Kiwn auch Hänge mit ursprünglicher Gebirgssteppe, die sich freilich in dem reich angebauten Lande nur in Resten und stark verändert erhalten hat.“ „Die Fauna dieses Bergurwaldes enthält," wie Dr. Schubotz angibt, „Formen, die wir vom Kilimandscharo, den Bergwäldern von Usambara und vom Ruwenzori her kennen. Cynniris medioeris, ein reizender kleiner kolibri- ähnlicher Vogel, der schöne blangrüne Pisang= fresser, Turacus Johnstoni, Charaktervogel des Rugege-Waldes, ein mit drei Hörnern versehenes Chamäleon und ein Kolobusaffe sind solche typischen Hochgebirgsformen. Von großen Säugern leben hier: Elefanten, Büffel, offenbar die west- liche Form, der sogenannte Rotbüffel der Kongo- lesen, Buschböcke und Schweine. Von wirbel- losen Tieren beanspruchen besonderes Interesse Strudelwürmer (Planarien), die in dem eisig- kalten Wasser des Rukarara häufig sind. Schmetter- linge und andere Insekten sind spärlich und ent- sprechen nicht den Vorstellungen, die man sich in Europa von einem zentralafrikanischen Urwalde zu machen pflegt. Aber man bedenkt dort auch nicht, daß hier, wenige Grade unter dem Aquator, die Temperatur des Nachts bis auf 0 Grad sinkt und am Tage oft nicht über 10 Grad Réaumur steigt. Unter diesen Umständen machte sich der Einfluß der Wasserscheide zwischen Nil und Kongo- system, die auf dem Marsche nach Ischangi über- schritten wurde, auffallend bemerkbar. Die mehr tropische Natur dieses westlichen Waldteiles offen- barte sich in dem plötzlichen Auftreten großer Scharen von Graupapageien, die bisher nur spärlich waren, und des Riesenturaco (Cory- thaeola cristata), eines bisher noch ganz fehlenden Charaktervogels des westlichen Afrika.“ „Von Ischangi aus gelangten wir nach drei- tägiger Bootfahrt über den Kiwu-See nach Kissenhi. Hier im Standlager der Expedition wurden die Sammlungen geordnet und versandt, die Ausrüstung vervollständigt und dann zur Erforschung des Sees und seiner Inseln geschritten. Durch Fisch-, Dredge= und Plankton- züge ergab sich eine ganz auffallende Artenarmut dieses Gewässers, die sehr wohl mit der Theorie von seiner rezenten Entstehung übereinstimmt. Der See ist durchaus nicht fischarm, aber die Arten gehören bis auf wenige Ausnahmen einer einzigen Familie, den Chromiden, barschähnlichen, sehr schmackhaften Fischen, an. Muscheln und Wasserschnecken fehlen völlig, von Krustazeen finden sich nur Taschenkrebse und Planktonformen vor. Die fossile Fauna, Bryozoen (Moostierchen) und Spongien (Schwämme) scheinen ebenfalls völlig zu fehlen, was wohl mit der Armut des Sees an Wasserpflanzen zusammenhängt.“ „Dredgezüge brachten ausnahmslos nur reinen Kiessand, wie er namentlich das Nordufer bei Kissenyi bedeckt, ans Tageslicht. Ahnlich wie die Fische verhält sich das Plankton. Es ist quanti- tativ reich, aber sehr einförmig. Bei weitem vorherrschend sind in ihm Kopepoden, mikroskopisch kleine Krebschen, die auch unsere heimischen Ge- wässer reich bevölkern. Eine zweiwöchige Exkursion machten der Botaniker und ich nach den großen Inselu Magarura, Wau und Kwidschwi. Magarura ist zum größten Teil mit dichtem Buschwald be- standen, der seiner Zusammensetzung nach ganz den Charakter des östlichen Steppenbusches trägt. Wau hat eine ganz andere Vegetation, zum Teil hohes Elefantengras mit einigen Steppenbäumen, zum Teil aber einen fast undurchdringlichen Baum- buschwald, in dem die große Zahl (7 bis 8) von