W 229 20 angeben konnte, wieviel Wasser vorhanden ist, wie lang die Märsche sind, wo die Verpflegung erfolgt, den konnte ich überhaupt nicht finden. Das Militär wird sich in Zukunft darum kümmern. Das ist die Schwäche der Verwaltung, daß das Innere zu wenig Leuten bekannt ist und daß sie zu oft abgelöst werden. Dem soll mit dem ge- nannten einfachen Mittel entgegengetreten und das Ziel wird sicher erreicht werden. Nun komme ich auf die Frage der Zentral- verwaltung. Die Zentralverwaltung ist außer- ordentlich stark zentralisiert. Eine Entscheidung trifft, wie es natürlich nicht anders sein kann, schließlich der Gouverneur. Er hat das Recht ausgeübt, für gewisse Arbeitsgebiete andere Be- amte zu delegieren, in die Forstverwaltung, in die Bauverwaltung, aber eine feste Verwaltungs- praxis gibt es nicht. Jeder Gouverneurwechsel ist ein Systemwechsel. Es wird deshalb not- wendig sein, daß zwischen Berlin und Ostafrika ein Austausch der Meinungen dahin stattfindet, daß Grundsätze vereinbart, daß auch da die Fäden enger gezogen werden. Eine Reise nach Afrika ist nicht sehr teuer. Ich habe gelesen, die meine soll Hunderttausende gekostet haben. Aber die gewöhnlichen Diäten und Reisekosten für das Ausland haben ausgereicht. Deshalb müssen auch die Beamten der Zenutrale Reisen unter- nehmen. Es ist erforderlich, daß der Gouverneur sein Land genau kennt und seine Beamten in ihrer Tätigkeit beobachten kann. Es ist zuzu- geben, daß dies augenblicklich schwierig ist; aber es mutet eigentümlich an, wenn man hört, daß unser jetziger Gouverneur über den Kilimandjaro nicht vorgedrungen und daß überhaupt seit Bestehen des Schutzgebietes kein aktiver Gouver- neur in Tabora gewesen ist. (Hört! hört!) Das- selbe ist bezüglich der Beamten der Zentralver- waltung der Fall, ich habe es schon erzählt. Ich habe mich in jedes einzelne Bureau der Zentralverwaltung von Ostafrika gesetzt und habe gefunden, daß, was Abrechnung und Buchführung betrifft, alles unnötig kompliziert ist. Ich habe deshalb die Deutsche Treuhandgesellschaft ver- anlaßt, einen Beamten hinauszusenden, um ein den Vorschriften entsprechendes Buchungsformular auszuarbeiten. Ferner ist mit dem Rechnungshof des Deutschen Reiches besprochen worden, daß die Abnahme der Rechnungen prinzipiell draußen stattfinden und daß nach Deutschland überhaupt nur noch kontiert werden soll; das heißt, es wird keine Schutzgebietsrechnung in Berlin, sondern es wird nur ein Konto für Ostafrika geführt. Da- durch wird viel gespart. Sodann ist mit dem Rechnungshofe gesprochen worden, ob sich nicht die Einrichtung von gewissen Selbstverwaltungsfonds durchführen läßt. Schließ- lich habe ich geglaubt, daß man mit der Ein- führung von Pauschalen innerhalb der Verwaltung weiterkommt. Ob eine Reise nach Tabora 230 oder 240 Mk. kostet, das ist gleichgültig. Also“ setzen Sie die höhere Summe als Pauschale an und überlassen dem Beamten, wie er hinkommt. Aber vermeiden Sie diese umständlichen Reise- rechnungen, von denen jede ein Buch darstellt. Außerdem habe ich angeordnet, daß mit Zoll- krediten, Zollmarken viel stärker gearbeitet werden soll. Da fällt ein ganzer Mann bei der Zollkasse weg. Eine erhebliche Verminderung des Personals läßt sich jedoch nicht ausführen. Bedenken Sie doch, Sie bekommen jedes Jahr 1 Million oder 1½ Millionen Mehreinnahme. Wenn Sie statt 180 000 Mk. 10 Millionen einnehmen, kann man das nicht mit denselben Leuten erreichen. Aber der Effekt muß immer sein: es darf kein Beamter mehr kosten als ein Sechstel bis ein Zehntel von dem, was er einbringt. Ich komme nun auf den Handel. M. H.] Man hat mir in der Eingabe, die die Farmer gemacht haben, die an das hohe Haus gelangt ist, nachdem sie lange vorher in der Zeitung stand, vorgeworfen, daß ich aus Ostafrika mit dem Hamburger Ring eine Neger= und Handelskolonie machen wolle. Davon ist gar keine Rede. Eine Verwaltung kann überhaupt nichts nach dieser Richtung machen. Ich habe Ihnen gesagt, daß 36 Millionen Mark Handel und 1 600 000 Mk. Plantagenprodukte vorhanden sind. Das ist der Zustand, den ich gefunden habe, den ich nicht ändern kann, der bleiben muß. Das ist der natürliche Zustand. (Folgen geheime Mitteilun- gen.) Nun komme ich auf ein sehr umstrittenes Gebiet. Es betrifft die Lage der Inder. Der Handel hat die Tendenz, die Leute zu reizen, möglichst viele Dinge zu kaufen. Daran verdient er, und da die Eingeborenen nur Aus- tauschmittel haben, so hat er die Tendenz, sie auch zu erhöhter Produktion anzuregen. Hier kommt nun etwas, womit die Plantagen in Kon- flikt bleiben: die Pflanzer haben natürlich ein Interesse an besonders billigen Löhnen. Je billiger aber der Lohn ist, desto geringer ist die Konsumkraft. Es ist sehr merkwürdig, daß die Pflanzer mit der Regierung, mit den Missionaren, mit den Indern, mit den Soldaten, mit den Eingeborenen in Konflikt kommen. Nun ist für den Kleinhandel der Inder zur Zeit der einzig richtige Mann; er ist der einzige, der die Landessprache spricht, der lange genug im Lande leben, der sich viele Stunden hinsetzen kann, um mit den Schwarzen zu handeln. Er ist der gleichen Gerichtsbarkeit unterstellt. Der Weiße ist ja einer anderen unterstellt. Ich nehme in